Classik meets Future
Paul Pietsch Classic
Vergangenheit trifft Zukunft – das ist das Motto, unter dem auf der Paul Pietsch Classic-Rallye die automobilen Ikonen der Vergangenheit auf ihre Nachfolger des Elektro-Zeitalters treffen. Das sind die Stars.
13.05.2011 Alexander Bloch
MERCEDES 300 SL (1954) UND SLS AMG E-CELL (2013)
Der 300 SL aus dem Jahre 1954 ist nicht nur eines der schönsten Autos aller Zeiten, er trägt auch den offiziellen Titel „Sportwagen des Jahrhunderts“. Mit seinem schräg liegenden Reihen- Sechszylinder-Direkteinspritzer war er zudem ein äußerst innovativer Technikvorreiter. Diese Meriten muss sich der 2013 auf den Markt kommende SLS AMG E-Cell erst noch verdienen. Auch wenn der neongelbe Flügeltürer optisch auf den Spuren seines Urahns wandelt, so setzt er doch auf ein völlig neues Antriebskonzept: Vier radnah platzierte Elektromotoren mit insgesamt 392 Kilowatt Leistung (533 PS) können den Elektro-SLS in rund vier Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Damit ihm dabei nicht zu schnell der Saft ausgeht, sollen Lithium-Ionen-Akkuzellen mit einem Gesamt-Energiegehalt von 70 Kilowattstunden für einen Aktionsradius von über 200 Kilometer sorgen – selbst bei etwas zügigerer Fahrweise.
VW Golf GTI (1976) und Golf Blue E-Motion (2013)
Als der Ur-GTI 1976 auf den Markt kam, war er eine Revolution der schnellen Volksbewegung. Wenn der Golf Blue E-Motion 2013 lossurrt, erwarten viele kaum weniger. Angetrieben wird er von einem Elektromotor mit 85 kW, der zusammen mit dem Lithium- Ionen-Akku erlaubt, bis zu 150 Kilometer am Stück fahren zu können. Eine Besonderheit sind dabei seine manuell wählbaren Bremsrekuperationsstufen.
Opel Kadett Aero (1977) und Ampera (2011)
Zugegeben, außer dem Markennamen haben die beiden Opel- Modelle wenig gemeinsam. Der offene Kadett brachte in den Siebzigern erstmals wieder frische Luft ins Programm, während der Ampera zeigt, wie sich mit einem Range-Extender die Reichweitenfesseln reiner Elektromobilität sprengen lassen. Bei ersten Fahrten glänzte die von einem Benziner unterstützte ELimousine mit Verbräuchen unterhalb von vier Liter/100 km.
Audi 100 Coupé s (1970) und E-tron (2015)
Verkürzter Radstand, stärkerer Motor und ein flacheres Dach mit Fließheck machten ab 1970 aus der braven Limousine 100 das rassige Coupé S und damit das erste Audi-Sportmodell der Nachkriegszeit. 40 Jahre später gehört zum umfangreichen Modellprogramm der Marke sogar ein echter Supersportwagen mit V8- und V10-Motoren sowie bis zu 560 PS. Demnächst soll es den Mittelmotor-Zweisitzer auch als reines Elektro-Auto geben, wobei je zwei Motoren die Vorder- und die Hinterachse antreiben. Trotz einer Gesamtleistung von 230 Kilowatt ist die Höchstgeschwindigkeit auf 200 km/h begrenzt, weil der Energiebedarf jenseits dieser Grenze überproportional ansteigt.
Porsche 550 Spyder (1953) und Boxster E (2011)
Ölgeschwärzt sind die Gesichter von Fahrer und Beifahrer im Porsche 550 Spyder von 1953. Ein Zeichen, dass damals mit den wertvollen fossilen Ressourcen noch recht verschwenderisch umgegangen wurde. Das lässt sich dem Boxster E nicht vorwerfen. Genauso wie sein Urahn ist er als offener Mittelmotorwagen konzipiert, doch treiben ihn in der stärksten Ausbaustufe zwei Elektromotoren mit insgesamt 180 Kilowatt in 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h und bis zu Tempo 200. Zusammen mit dem 29 kWh Energie fassenden Lithium-Ionen-Akku lassen sich laut Porsche so rund 170 Kilometer Reichweite realisieren. Derzeit wird der Elektro-Boxster aber noch nicht für Kunden gebaut. Drei Modelle werden am Modellversuch E-Mobilität in Stuttgart teilnehmen und sollen dabei helfen, wertvolle Erkentnisse über die Praxistauglichkeit und das Nutzungsverhalten von E-Autos zu gewinnen. Wie beim E-Golf lässt sich die Rekuperationsstärke über Lenkradpaddel manuell einstellen.
Ur-Mini (1959) und Mini E (2009)
Im Vergleich zur 1964 gebauten Rennversion ist der so genannte New Mini zwar ähnlich hübsch, aber viel größer geworden. Anstatt eines kleinen 1,3-Liter-Benziners treibt den Mini des 21. Jahrhunderts ein Elektromotor mit 150 kW an. Bis zu 144 km/h schnell und über 200 Kilometer weit surrt er damit lokal emissionsfrei durch die Landschaft. Allerdings nimmt der große Akku mit seinem Gehäuse die hinteren beiden Sitzplätze weg.
Toyota Corolla (1966) und Prius 1 (1997)
Sie hatten es beide nicht leicht: Der erste Corolla (E10) musste sich auf dem amerikanischen Markt gegen die damals noch erdrückend starke heimische Konkurrenz beweisen. Der Prius 1 hatte 1997 dagegen mit seinem Image als hässliches Öko-Entlein zu kämpfen. Mit Erfolg, denn aus dem Hybrid-Pionier mit seiner Nickel-Metallhydrid-Batterie ist inzwischen ein echter Verkaufsschlager und ein Antriebsvorbild geworden.