Original-Test: Opel Manta GT/J 1.8 S
Neuer Motor für neuen Schwung
auto motor und sport fuhr 1982 den Opel Manta GT/J 1.8 S. Der Original-Test erschien in Heft 16/1982.
28.09.2023Eine Auffrischung hatte der Opel Manta in der Tat dringend nötig, denn zusammen mit Commodore, Senator und Monza ist er das Opel-Modell, das sich derzeit am schlechtesten verkauft. In den letzten Monaten lag der Manta-Anteil am gesamten Opel-Programm gerade noch bei knapp 2,4 Prozent.
Der renovierte Manta ist außen an neuen Felgen und Stoßstangen sowie einem überdimensionalen Frontspoiler zu erkennen. Die wichtigste Neuerung fand jedoch unter der Motorhaube statt: Neben dem 1.300 cm3-Aggregat und den Zweiliter-Versionen mit Vergaser oder Einspritzung kann jetzt auch ein neu entwickelter Vierzylinder mit 1,8 Liter Hubraum geordert werden. Das bedeutet, dass der heute dienstälteste Opel-Typ (Premiere 1975) mit dem neuesten Motor geliefert wird, den die Rüsselsheimer General Motors-Tochter anzubieten hat. Das neue Triebwerk wird den Kern des kommenden Opel-Motoren Programms bilden und demnächst auch den Rekord und, als Einspritzer, den Ascona sowie die Top-Ausführung des Kadett antreiben. Es basiert auf den 1,6 Liter-Motoren von Kadett und Ascona, mit denen es auch wesentliche konstruktive Merkmale (obenliegende Nockenwelle mit Zahnriemenantrieb, hydraulischer Ventilspielausgleich) gemeinsam hat. Der größere Hubraum wurde durch eine Erweiterung der Zylinderbohrung von 80 mm auf 84,8 mm erreicht, der Hub blieb mit 79,5 mm unverändert.
90 PS starker 1,8 Liter-Motor
Identisch mit dem 1.6 S-Aggregat ist auch die Leistung von 90 PS (66 kW), doch entwickelt sie der 1,8 Liter-Motor schon bei 5.400/min. Seine Stärke ist der Drehmomentverlauf: Zwischen 1.500/min und 5.000/min stehen mindestens 125 Newtonmeter zur Verfügung, der Maximalwert von 143 Nm wird bei 3.200/min abgegeben. Das 1,6 Liter-Pendant erreicht sein höchstes Drehmoment von 126 Nm erst bei 3.800/min.
Das Ziel der Opel-Konstrukteure, einen sogenannten Drehmoment-Motor zu schaffen, kann als gelungen bezeichnet werden. Denn es spielt wirklich kaum eine Rolle, bei welcher Drehzahl der Fahrer Gas gibt – in jedem Fall sind genügend Kraftreserven vorhanden. Selbst lange Bergauf-Passagen und Überholmanöver lassen sich problemlos im vierten Gang absolvieren. Bei den Elastizitätsmessungen stellte sich denn auch heraus, dass der 1,8 Liter-Manta sogar noch etwas durchzugskräftiger ist als der immerhin 110 PS (81 kW) starke Manta 2.0 E: Von 40 km/h auf 140 km/h beschleunigt die neue Version in der höchsten Fahrstufe in nur 31,4 Sekunden, während das Einspritz-Modell dafür genau 32 Sekunden benötigt.
182 km/h Spitze
Die Motorcharakteristik fordert zum frühzeitigen Hochschalten geradezu heraus, und diese Tätigkeit ist dank der sehr exakten und leichtgängigen Schaltung eine erfreuliche Angelegenheit. Es empfiehlt sich aber auch deshalb, weil die 1.796 cm3 große Antriebsquelle deutlich weniger drehwillig ist, als die 1,6 Liter-Variante und im oberen Drehzahlbereich wie zugeschnürt wirkt. Die Laufkultur kann dagegen überzeugen – der neue Opel-Vierzylinder erweist sich als ausgesprochen schwingungs- und vibrationsarm.
Von der Geräuschentwicklung her hätte der Manta 1.8 S also ein Fünfganggetriebe nicht unbedingt nötig, doch würde es ihm aus einem anderen Grund gut anstehen. Denn im Bereich der Höchstgeschwindigkeit, die mit 182 km/h ermittelt wurde, kündet lautes Ventilrasseln davon, dass der Motor bei den entsprechenden 6.100/min an seiner Leistungsgrenze arbeitet. Ein lang übersetzter fünfter Gang würde allerdings nicht nur die Drehzahl reduzieren, sondern auch den Benzinverbrauch weiter senken. Der Testverbrauch lag bei 11, 1 L/100 km – kein schlechter, aber auch kein besonders günstiger Wert.
Preis startet bei 16.745 Mark
Der neue Motor konnte aus dem Opel-Coupé natürlich kein grundsätzlich neues Auto machen. Dass der Manta in die Jahre gekommen ist, vor allem sein dürftiger Federungskomfort. So müssen sich die Manta-Insassen damit abfinden, dass die starre Hinterachse bei Bodenunebenheiten bockig reagiert: Auf kurzen Querrillen stuckert sie heftig, und wenn die Straße besonders schlecht ist, neigt sie zu unkontrolliertem Trampeln. Ohne Tadel sind im Gegensatz dazu die Fahreigenschaften – auch bei sehr zügiger Fahrweise verliert der Manta nicht seine Gutmütigkeit. Wenn in Kurven die Haftungsgrenze erreicht wird , drängt zwar das Hinterteil nach außen, doch ein Zurücknehmen des Lenkeinschlags genügt zumeist, um auf Kurs zu bleiben.
In der GT/J-Grundausstattung, in der alle wichtigen Details bereits enthalten sind, kostet der 1,8 Liter-Manta 16.745 Mark. Damit ist er deutlich preisgünstiger als die Konkurrenz. Zudem hat der Manta, obwohl er nicht mehr ganz taufrisch ist, durch das neue Triebwerk doch an Attraktivität gewonnen.