Opel Manta A gegen Ford Capri Serie 1
Das ewige Duell
Ob Manta und Capri, Rekord und 17M RS oder Kadett und Escort – Opel und Ford waren zeitlebens erbitterte Gegner. Sie forderten von ihren Fans stets ein klares Bekenntnis: entweder Rüsselsheim oder Köln. Beide gleichzeitig gut zu finden, durfte nicht funktionieren. Und heute?
Natürlich werden die beiden niemals Freundschaft schließen, selbst wenn es bei dieser Ausfahrt für einen kurzen Moment den Anschein hat. Ford Capri gegen Opel Manta - es ist DAS Auto-Duell der Siebziger. Ausgetragen auf unzähligen Landstraßen, an Ampelkreuzungen und an Stammtischen. Jahrelang geht es nur darum, dem anderen davonzufahren, und dabei sind natürlich alle Mittel recht, allein schon der Ehre wegen.
Ford oder Opel - eine Entscheidung fürs Leben
Entweder Ford. Oder Opel. Das ist wie Dortmund oder Schalke, wie Cola oder Pepsi, wie Popper oder Punker. Ein Dazwischen gibt es nicht, und eine einmal getroffene Wahl wird schon mal als Bund fürs Leben verstanden.
Ford Capri gegen Opel Manta also. Frank Wilhelm gehört zu jenen, die sich bereits vor langer Zeit entschieden haben. Endgültig. Dem Mann aus Sendenhorst bei Münster gehört der rote Ford Capri 2300 GT XL, Baujahr 1972, den er 1988 in einem fast schon schrottreifen Zustand gekauft und über viele Jahre in nächtelanger Garagenarbeit bis ins letzte Detail restauriert hat. So etwas verbindet. Wilhelm schätzt, dass sein Auto zu 95 Prozent dem Originalzustand entspricht. Nur hinten ist es etwas tiefer gelegt als werksseitig ausgeliefert. Ein Zugeständnis an den persönlichen Geschmack.
Auch Uwe Steckling hat sich frühzeitig festgelegt: Der Opel-Fan aus Verl bei Gütersloh ist bereits seit 1982 im Besitz des silbernen Opel Manta 1900 GT/E aus dem Jahr 1975, dessen damaligen Zustand er ebenfalls als eher traurig bezeichnen würde. Steckling erkennt jedoch gleich das Potenzial des Autos, vermutet damals schon, dass der Opel Manta der ersten Generation eine vom Aussterben bedrohte Art ist. Zwischen 1986 und 1990 macht er sich in seiner Garage an die Arbeit, um am Ende einen der heute sehr begehrten GT/E im Originalzustand zu präsentieren. Nur ein Detail würde nicht mehr dem Auslieferungszustand entsprechen: Das Victor N-Sportlenkrad hat ihm einfach besser gefallen.
Schicke Schale, simple Technik
Die erste Begegnung, das erste Abschätzen des anderen kurz vor der geplanten Ausfahrt. Es ist der Ford Capri, der die Rolle des Machos übernimmt, weil er breiter und tiefer daherkommt und mit seinem langen Bug und dem Stummelheck über die klassischen Sportwagen-Proportionen verfügt. Die Verwandtschaft zum amerikanischen Ford Mustang lässt sich nicht leugnen, und vom großen US-Vorbild stammt ebenso die ausgeprägte Sicke vor den Hinterrädern, in die zwei Ziergitter eingelassen sind.
Vor allem aber stammte vom Mustang das Rezept einer schier endlosen Zubehörliste: Kunden können direkt nach der Ford Capri-Einführung im Januar 1969 zwischen fünf Ausstattungspaketen wählen und durch eine Vielzahl von Aufpreis-pflichtigen Gimmicks ihr Auto ab Werk quasi als Einzelstück ordern. Dank simpler Baukastentechnik liegt der Grundpreis des Kölner Soft-Sportlers nur knapp über dem eines gut ausgestatteten Käfers und somit in bürgerlich-bodenständiger Reichweite So schafft man Begehrlichkeiten – nach nur neun Monaten läuft bereits der 75.000. Capri vom Band.
Kein Wunder, dass man in Rüsselsheim ebenfalls nicht der Versuchung widerstehen konnte, einige Erfolg versprechende Zutaten aus der US-Großküche in einen Topf zu werfen. Das Bürzel-Heck des Opel Manta A erinnert an den GT und die Coke-Bottle-Form sogar ein wenig an die Corvette. Die filigranen Linien des ein Jahr nach dem Capri vorgestellten Opel Manta sind jedoch weicher und vornehmer als die des Kölner Konkurrenten.
Ford Capri ist der Macho und Opel Manta ist das Model
Wenn der Ford Capri als Macho durchgeht, ist der Opel Manta das Model, selbst wenn er wie in diesem Fall die auffällige GT/E-Kriegsbemalung trägt: Motorhaube, Seitenstreifen, Stoßstangen, Türgriffe, die kleinen Rochen und alle Zierleisten inklusive Frontgrill sind in Mattschwarz gehalten.
Zusätzlich zum angesagten Rallye-Look spendierte Opel dem schnellen Manta GT/E weitere angesagte Goodies: einen Tacho bis 220 km/h, einen Drehzahlmesser sowie eine Instrumentenkonsole unter dem Radioschacht mit drei runden Anzeigen für den Batterie-Ladezustand, Öldruck und Uhrzeit. Gasdruckstoßdämpfer und ein tiefer gelegtes Fahrwerk gab’s obendrein.
Doch die eigentliche Neuerung fand unter der Motorhaube statt: Der bei der IAA 1973 vorgestellte Manta GT/E trägt Opels ersten Vierzylinder-Einspritzer über der Vorderachse. Das 1,9-Liter-Aggregat leistete nun 105 PS, immerhin 15 mehr als im bisherigen Topmodell Manta 1900 SR. Wer mehr Leistung wollte, musste sich schon an Tuner wie Steinmetz oder Irmscher wenden.
Da hatten es Ford Capri-Fans einfacher - seit der Einführung standen neben drei V4-Motoren ebenso zwei V6-Aggregate mit 2,0 und 2,3 Liter Hubraum zur Auswahl, ab 1970 sogar mit 2,6 Liter und mit bis zu 150 PS. "Die 108 PS in meinem Capri reichen mir jedoch völlig aus", erklärt Frank Wilhelm. Auch er blickt in seinem Auto auf je einen großen Tacho und Drehzahlmesser sowie auf vier kleinere Zusatzinstrumente für Öldruck, Wassertemperatur, den Batterie-Ladezustand und den Benzinstand.
Ein Duell, aber zwei Sieger
Die Ausfahrt. Steckling und Wilhelm nehmen die Landstraßen rund um Gütersloh unter die Räder. Mit Schwung, ja, aber kein Rennen mehr wie einst, bei dem die Ford Capri-Flotte trotz mehr Power im direkten Duell schon mal den Kürzeren zog.
Opel hatte dem Rochen-Auto tatsächlich ein komplett neues Fahrwerk spendiert, vorn mit Doppelquerlenkern und hinten mit einer perfekt abgestimmten Starrachse an Schraubenfedern und Längslenkern. Damit ließ sich, so die eindeutigen Urteile vieler Autotester, ein Manta selbst dann noch nahezu narrensicher über die Landstraßen manövrieren, wenn der blattgefederte Kölner Rivale bereits hart im Grenzbereich über den Asphalt schlingerte.
Dafür sitzt es sich im Ford Capri sportlicher, weil tiefer als im limousinenhaften Opel, auch wenn den glatten Ford-Sesseln der Begriff Seitenhalt so fremd ist wie einem Erstklässler das große Latinum. Im Opel Manta hingegen genießt Besitzer Steckling den unverrückbaren Halt in einem der beiden Recaro-Sportsitze, die einst in der Sonderausstattungsliste mit 537,50 Mark gelistet waren. Einzig der viel zu lange und nach hinten gebogene Schalthebel will nicht zum verordneten Rallye-Flair des GT/E passen. Der vergleichsweise kurze Schaltknauf des Capri liegt besser in der Hand.
Ford Capri gegen Opel Manta. Es wird am Ende immer auf ein großes Duell hinauslaufen. Doch im Hier und Jetzt dürfen wir getrost auch beide mögen.
Fazit von Motor Klassik-Redakteur Michael Schröder
Auf den ersten Blick war der rote Ford Capri mit dem schwarzen Vinyldach mein Favorit. Mir gefallen seine lange Motorhaube mit dem Buckel, sein kurzes Fastback, die tiefe Sitzposition und natürlich dessen Sechszylinder. Der 108 PS starke 2,3-Liter ist zwar noch lange kein ausgewiesener Sportler, macht aber besonders auf Landstraßen viel Spaß. Wenn da nur nicht dieses lausige Fahrwerk wäre.
Wie rückständig der Ford Capri mit seiner blattgefederten Starrachse daherkommt, merkt man erst so richtig, wenn man in den Opel Manta steigt. Der Sport-Opel überrascht mit einem Grenzbereich, der weit jenseits der gebotenen Leistung von 105 PS zu liegen scheint und gewinnt mit jedem Kilometer an Zuneigung. Genügt dies für eine endgültige Entscheidung? Ausgeschlossen. In diesem Zustand sollte man sich am besten beide in die Garage stellen.