Oldtimer-Preise fallen
Ferrari 250 GT verliert 8 Millionen in 8 Jahren
Der Markt für Oldtimer hat sich nach dem pandemiebedingten Boom wieder stabilisiert und ist auf das Niveau von 2019 zurückgekehrt. Das Beispiel eines Ferrari 250 GT LWB veranschaulicht diese Entwicklung.
30.03.2025 Carina Mollner
Der Markt für klassische Automobile hat sich in den letzten Monaten deutlich stabilisiert und ist nun auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt – dies geht aus einer aktuellen Analyse von Hagerty hervor. Während der Pandemie erlebte der Markt für Sammlerfahrzeuge einen regelrechten Boom. Ein wesentlicher Grund für diesen Anstieg war die Unsicherheit der globalen Märkte und die wachsende Nachfrage nach "sicheren" Investitionen. Viele Käufer griffen in dieser Zeit zu klassischen Fahrzeugen als Wertanlage, da sie in der vergangenen Zeit als stabile Investments galten.
Hagerty, in den USA ansäsiger Anbieter von Versicherungen und Marktdaten für Oldtimer, hat in einer Analyse festgestellt, dass die Preise im Vergleich zum pandemiebedingten Höchststand deutlich gesunken sind und nun wieder auf dem Stand von 2019 liegen. Besonders auffällig ist dabei, dass dies nicht nur Fahrzeuge mit hoher Sammlerattraktivität betrifft, sondern auch den breiteren Oldtimer-Markt. In den Corona-Jahren hatten spekulative Käufe den Markt in die Höhe getrieben. Diese Steigerungsraten haben in den vergangenen Monaten eine deutliche Korrektur erfahren.
Der Bericht von Hagerty beschreibt detailliert, wie sich die Preise in den Jahren 2020 und 2021 in astronomische Höhen steigerten, als Käufer aus aller Welt, auch durch den Anstieg von Online-Auktionen, eine deutliche Zunahme der Nachfrage verursachten. Auch der veränderte Fokus auf physische Werte als Inflationsschutz trug zu diesem Preisanstieg bei. Doch mittlerweile hat sich der Markt stabilisiert, und viele Fahrzeuge haben wieder ihr ursprüngliches Preisniveau erreicht.
Warum stiegen die Preise während der Pandemie?
Die Gründe für die enormen Preissprünge während der Pandemie sind vielschichtig. Erstens führte die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit dazu, dass Investoren verstärkt in klassische Autos investierten, um Kapital in einem physischen Gut zu sichern. Die Pandemie brachte einen Anstieg von Auktionen, die mehr Online-Plattformen als je zuvor nutzten, und sammelte so auch viele neue Käufer, die früher nicht im Markt aktiv waren. Der Mangel an verfügbaren Fahrzeugen, verursacht durch Produktionsstopps in der Automobilindustrie, verstärkte die ohnehin schon hohe Nachfrage nach Sammlerfahrzeugen.
Der Fall Ferrari 250 GT LWB California Spider Competizione
Ein Beispiel für die Entwicklung auf dem Markt für hochkarätige Oldtimer ist der Ferrari 250 GT LWB California Spider Competizione von 1959. Dieser Wagen, einer der begehrtesten Klassiker der Automobilgeschichte, wurde 2017 bei einer Auktion von RM Sotheby’s für knapp 18 Millionen Dollar versteigert. Zum damaligen Kurs waren das umgerechnet rund 15,9 Millionen Euro. Acht Jahre später hat Broad Arrow Auction dasselbe Auto für 9,5 Millionen Dollar (8,8 Millionen Euro) verkauft – ein Verlust von acht Millionen Dollar (7,1 Millionen Euro) in acht Jahren.
Der Ferrari 250 GT LWB California Spider wurde ursprünglich für den Rennsport entwickelt und war ein wahres Meisterwerk der italienischen Ingenieurskunst. Mit nur 50 Exemplaren in der Langversion (LWB), die speziell für die Straße konzipiert wurden, ist der California Spider heute eines der seltensten und teuersten Modelle, die es gibt. Das Fahrzeug war ein Paradebeispiel für Ferraris Exklusivität, sportliche Leistung und den eleganten italienischen Stil. In seiner Zeit als Rennwagen und später als Straßenfahrzeug trug er maßgeblich zur Legende von Ferrari bei.
Trotz seiner historischen Bedeutung und seinem Status als eines der begehrtesten Modelle aller Zeiten zeigt die aktuelle Auktion des Fahrzeugs bei Broad Arrow Auctions, dass auch Spitzenfahrzeuge nicht immun gegen den Marktrückgang sind. Dieses Preisniveau und die Statistik von Hagerty lassen darauf schließen, dass die Nachfrage nach Top-Klassikern im Moment gesättigt ist.
Die aktuellen Herausforderungen
Der Rückgang der Preise für viele Oldtimer kann auch mit der globalen Wirtschaftslage zusammenhängen. Die steigende Inflation, die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten und das gestiegene allgemeine Preisniveau sorgen dafür, dass Sammler und Investoren vorsichtiger geworden sind. Viele, die in den Boomzeiten während der Pandemie in den Markt eingetreten sind, müssen nun feststellen, dass ihre Investitionen nicht die erwarteten Renditen bringen. Dieses Umfeld hat dazu geführt, dass auch Fahrzeuge, die auf den ersten Blick noch immer rar und exklusiv erscheinen, in den Auktionen weniger gefragt sind.
Trotz der Rückkehr zu pre-pandemischen Preisen bleibt der Oldtimer-Markt langfristig stabil und weiterhin von Sammlern und Liebhabern geprägt. Die von Hagerty analysierte Entwicklung zeigt, dass die extremen Preisspitzen des Marktes wahrscheinlich nicht nachhaltig waren, während der grundlegende Markt für Sammlerfahrzeuge weiterhin robust bleibt. Die kommenden Jahre könnten zeigen, dass der Markt von spekulativen Käufen weniger beeinflusst wird und mehr auf den tatsächlichen Wert und die Historie der Fahrzeuge fokussiert.