Oldtimer bei einer Auktion kaufen

So bieten Sie richtig

Oldtimer-Auktionen sind im Ausland beliebt. In Deutschland kommen sie nur langsam in Fahrt. Damit Sie künftig mitbieten können, sagen wir hier, wie es geht.

Auktion Foto: Auctions America 58 Bilder

Den Kauf eines klassischen Fahrzeugs bei einer Auktion empfinden viele hierzulande ähnlich exotisch wie das Futtern von Pancakes mit Ahornsirup oder das Kricketspielen. Doch wer sich einmal näher mit dem Thema befasst, erkennt bald die Vorteile dieser Art des Autokaufs: Man muss sich nicht mit unsympathischen Verkäufern abgeben, statt lästigem Verhandeln entscheidet das Höchstgebot, und es besteht immer die Chance auf ein Schnäppchen. Denn oft vertrauen Erben das Auto aus dem Nachlass eines Verwandten oder gar ganze Sammlungen den Auktionshäusern an, weil sie sich unkompliziert davon trennen wollen – wenn es sein muss unter dem Marktwert. Oder es kommt das Fahrzeug eines in Geldnot geratenen Besitzers unter den Hammer, der sein Schmuckstück anonym und gern auch günstiger loswerden möchte.

Schnäppchen ohne Limit

Auf jeden Fall sollten Schnäppchenjäger auf Fahrzeuge ohne Limit oder Reservepreis achten, denn die werden an den Höchstbietenden abgegeben, selbst wenn dieser nur eine Handvoll Euro bietet.

Zunächst mal steht die Entscheidung an, was ersteigert werden soll. Zu haben ist nämlich alles, vom Restaurierungsobjekt bis zum Concours-Fahrzeug, vom Vorkriegsauto bis zum Youngtimer. Wo die Auktionen stattfinden und was jeweils im Angebot ist, lässt sich den Internetseiten der Auktionshäuser entnehmen. Dort stehen in der Regel die Auktionskataloge online bereit.

Ohne Gewähr

Die Fahrzeuge werden in den Auktionskatalogen mit einem oder mehreren Fotos und einer oft sehr detaillierten Beschreibung vorgestellt. Wichtig zu wissen: Diese Beschreibungen sind unverbindlich, Ansprüche auf eine Gewährleistung lassen sich daraus nicht ableiten. Als weitere Angabe findet sich ein Schätzpreis bei dem Fahrzeug, auch Estimate genannt. Genauer gesagt handelt es sich um einen Preisbereich, in dem sich das Höchstgebot voraussichtlich bewegen wird, und der sich am Marktwert des entsprechenden Autos orientiert.

Was der Besitzer für sein Modell mindestens haben will, erscheint nirgends. Dieser sogenannte Reserve Price liegt üblicherweise leicht unter dem Estimate und bleibt geheim. Wird also in einer Auktion nicht das Estimate erreicht, aber das Angebot liegt oberhalb des Reserve-Preises, ertönt dennoch das „sold“ des Auktionators. Steht bei dem Estimate die Bemerkung „No Reserve“ oder ohne Limit, tritt der bereits erwähnte Fall ein: Der Oldtimer wird verkauft, ganz gleich, wie hoch die Gebote klettern.

Vor der Versteigerung: Informieren und registrieren

Doch bevor man kauflustig zur Versteigerung eilt, sind noch einige Hausaufgaben angesagt. Die bestehen darin, sich in Fachzeitschriften und Fachbüchern oder anderen Quellen wie Clubs, Händlern oder Werkstätten über den Marktwert und vor allem über die typischen Schwachstellen des ins Auge gefassten Fahrzeugtyps zu informieren. Denn letzten Endes gilt – gekauft wie gesehen. Einzige Ausnahme: Der Vorbesitzer hat ihm bekannte Mängel arglistig dem Auktionshaus verschwiegen.

Ein Auktionskatalog, der zwischen 10 und über 100 Euro kostet, kann spätestens am Ort der Auktion gekauft oder vorher per Post geordert werden. Aber ohne ihn geht es nicht, denn er gilt als Eintrittskarte für maximal zwei Personen für die Versteigerung. Als Begleitung empfiehlt sich jemand, der sich mit dem Fahrzeugtyp auskennt, den man ersteigern will. Denn einen Tag vor der Auktion oder auch noch kurz zuvor besteht die Möglichkeit, das betreffende Auto in Augenschein zu nehmen, das sogenannte Viewing.

Informationen sind Geld wert

Leider sind keine Probefahrten möglich, und um diesen Unsicherheitsfaktor abzufangen, bleibt nur übrig, die Mitarbeiter des Auktionshauses mit gezielten Fragen zu löchern. Eine davon könnte lauten: „Hat jemand mit dem Wagen eine Probefahrt gemacht?“ Oder: „Liegen Dokumente über die bisherige Wartung des Fahrzeugs vor?“

Bei Bonhams besteht zum Beispiel im Vorfeld die Möglichkeit, einen Zustandsbericht zum Objekt der Begierde in Auftrag zu geben. Eine andere Möglichkeit, das Vertrauen der Bieter zu gewinnen, wären kurz vor der Veranstaltung erstellte Gutachten. Immer gilt, so viele Informationen wie möglich zu sammeln.

Wer all das beherzigt, der vermeidet einen oft von Laien begangenen Fehler: Sie ersteigern spontan einen Oldtimer, weil er ihnen so gut gefällt, oder weil sie ihn für günstig halten. Doch bevor jemand überhaupt mitbieten darf, muss er sich vor der Auktion registrieren lassen.

Vorlegen: Kreditkarte oder Bürgschaft

Und um den Auftritt von Spaß-Bietern zu unterbinden, verlangt das Auktionshaus entweder die Vorlage einer Kreditkarte oder einer Bankbürgschaft. Was im Einzelfall nötig ist, sollte schon vorab geklärt werden, denn eine Bankbürgschaft oder ein bankbestätigter Scheck über eine gewisse Summe lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln. Nach der Registrierung wird dann ein Schild mit einer Nummer ausgehändigt, das Bidders Paddle.

Es besteht übrigens auch die Möglichkeit, völlig anonym als Telefonbieter mitzusteigern. Oder durch ein schriftliches Vorab-Gebot. Dies sollte der Maximalsumme entsprechen, die man zu zahlen bereit ist. Sie wird aber nicht zwangsläufig ausgeschöpft. Der Bietende bekommt das Fahrzeug zu jenem Betrag, den keiner im Saal mehr zahlen will, selbst wenn dieser deutlich unter dem Vorab-Gebot liegt.

Bieten mit Köpfchen

Bei der Auktion schreien die Bieter natürlich ihre Gebote nicht wild durch die Gegend. Vielmehr gibt der Auktionator die Beträge jeweils vor. Der Sprung zum nächst höheren Betrag fällt umso kleiner aus, je günstiger das Fahrzeug ist. Sobald keiner mehr mitbietet, aber der geheim gehaltene Reserve-Preis überschritten ist, wird das Auto zugeschlagen. Doch Vorsicht, bei den aufgerufenen Summen handelt es sich immer um den sogenannten Hammerpreis.

Achtung, Aufgeld

Auch hier begeht so mancher Neuling leicht einen Fehler und gibt letzten Endes mehr aus, als er wollte. Denn zum Hammerpreis addiert sich noch das Aufgeld, dessen Höhe zum Beispiel im Auktionskatalog angegeben ist. Je nach Auktionshaus beziehungsweise Auktion beträgt es zwischen 5 und 16 Prozent. Manchmal ist es auch gestaffelt. So werden bei einem Hammerpreis von 70.000 Euro zum Beispiel 15 Prozent auf 50.000 und 10 Prozent Aufgeld auf die verbleibenden 20.000 Euro berechnet. Außerdem kommt noch die landestypische Mehrwertsteuer für das Aufgeld hinzu.

Beträgt also das Aufgeld bei einer Auktion in Deutschland zwölf Prozent, so werden bei einem Hammerpreis von 20.000 Euro 2.400 Euro Aufgeld und dafür wiederum 456 Euro Mehrwertsteuer fällig – sprich, man zahlt für den Wagen letzten Endes nicht 20.000, sondern 22.856 Euro. Also: Vor der Auktion überlegen, wie weit die finanziellen Reserven reichen und sich dann ein persönliches Limit setzen, damit nicht im Eifer des Bietergefechts das Konto überzogen wird.

Letzte Chance: Nachverkauf

Hat man bei der Versteigerung das höchste Gebot abgegeben und bekommt dennoch nicht den Oldtimer zugeschlagen, besteht noch eine kleine Chance. Liegt das Gebot nicht allzu weit unter dem Reserve-Preis, kann man sich eventuell noch im Nachverkauf einigen. Auf diese Möglichkeit weist der Auktionator dann aber im Einzelfall hin. Übrigens steht dem Auktionshaus grundsätzlich ein Nachverkaufsrecht zu, das meist etwa zwei Wochen besteht. Näheres dazu enthalten die Geschäftsbedingungen der Versteigerer.

Darin finden sich auch Hinweise, was zu tun ist, wenn jemand ein Auto ersteigert hat. Denn der ist dann sofort dafür verantwortlich und sollte schnellstmöglich für den Abtransport sorgen. Dauert das länger, fallen nach einer gewissen Zeit zusätzliche Standgebühren an. Doch genug der Theorie, jetzt sollte jeder reif genug für die Praxis sein, und die kann ganz schön spannend sein. Probieren Sie es einfach aus.