NSU Ro 80 2 Porte +2 Pininfarina

Mutige Wankel-Studie von 1971

Pininfarina hat 1971 den NSU Ro 80 neu eingekleidet. Am 26. Oktober kommt die mutige Studie bei einer Auktion unter den Hammer.

NSU Ro 80 2 Porte 2 Pininfarina Studie (1971) Foto: RM Sotheby's 22 Bilder

Mit dem Ro 80 hatte NSU 1967 ein Auto mit Keilform und Kreiskolbenmotor auf den Markt gebracht. Beides war neu und fortschrittlich, was NSU auch in der Werbung betonte. Textlastige Anzeigen sprachen technisch interessierte Menschen an. Für den Zweirad- und Kleinwagenhersteller aus Neckarsulm war der Schritt in die Oberklasse mutig. Während sich der Wankelmotor nicht durchsetzte, blieb das von Claus Luthe gestaltete Design lange aktuell.

Pininfarina-Studie auf Wankel-Basis

Pininfarina nahm sich 1971 einen Ro 80 und kleidete das Auto völlig neu ein. Der 2 Porte +2 stand auf zwei Automessen: 1971 in Turin und 1972 in Brüssel. Der Kommentar von auto motor und sport zeigt, dass Pininfarinas kantiger Entwurf nicht den üblichen "genau-so-bauen"-Reflex auslöste: "nicht ganz ernst gemeint." Nach den Messeauftritten verschwand die Studie in der Versenkung und tauchte Mitte der 90er-Jahre bei einem großen NSU-Treffen wieder auf. Die Motor Klassik berichtete im August 1993 über das Auto und stellte erstaunliche Parallelen zu damals aktuellen Autos fest: Das Dach lässt sich wie bei einem Honda CRX teilweise öffnen. Gegenläufige hintere Türen kamen sogar noch später in Serie; beim Opel Meriva der zweiten Generation zum Beispiel. Für das Öffnen der Fondportale hatte sich der Designer extra einen Mechanismus patentieren lassen.

Gewaltige Kiemen an den Seiten deuten einen Heckmotor an. Doch damit sollte der Innenraum belüftet werden. Auf der linken Seite sitzt hinter den Lamellen der Tankstutzen. Eine schwungvolle Linie teilt die Seite in zwei Segmente ein; sie spiegelt die Dachlinie des 1,37 Meter flachen Viersitzers.

Pininfarina-NSU aus Klein-Sammlung

Fahrer und Passagiere nehmen auf vier Einzelsitzen Platz, die mit orangem Stoff bezogen sind. Die Schalter in der Mittelkonsole sind nur angedeutet, doch Fensterheber und Licht funktionieren, wie die Motor Klassik 1993 berichtete. Damals schon hatte der Wagen nur zwei Kilometer auf der Uhr – gefahren ist er also vermutlich nie. Der Innenraum der Studie scheint sehr gut erhalten zu sein. Außen gibt es ein paar Macken und Kratzer. Auf 60.000 bis 80.000 US-Dollar, umgerechnet 55.320 bis 73.770 Euro, schätzt RM Sotheby's den Wert der Studie. Sie gehört vermutlich zu den letzten Autos, die Rudi Klein für seine Sammlung gekauft hat. Der Schrottplatzbetreiber und Autosammler starb 2001. Er hatte den Pininfarina-NSU Audi geliehen. Im Jahr 2016 stand er im Paternoster des Audi Museum Mobile in Ingolstadt. Erst kürzlich kam er wieder in die USA.