Nissan Maxima J30 (1989-1995)
Japanische Oberklase im alten Test
Nissan stellt den Maxima ein. Der Typ J30 von 1989 ist ein cooler Youngtimer. Wie kam er damals im Test an und worauf ist heute beim Kauf zu achten?
23.08.2022 Alf Cremers, Götz LeyrerNissan wird laut Medieninformationen die Produktion des Oberklasse-Modells Maxima nach acht Generationen einstellen. Mitte 2023 ist dann Schluss mit der vor allem in den USA beliebten Baureihe. Auf dem deutschen Markt tat sich der Laurel-Nachfolger gegen die etablierte Konkurenz schwer. An den Qualitäten des Autos lag es nicht, wie ein Test des von 1989 bis 1995 gebauten Typs J30 aus auto motor und sport 9/1989 zeigt. Wir veröffentlichen den Text von Götz Leyrer in der originalen Rechtschreibung.
Nissan Maxima 3.0 V6 im Test von auto motor und sport
Mit dem Maxima, einer üppig ausgestatteten Dreiliter-Limousine zu günstigem Preis, strebt Nissan nach Erfolg in einer Klasse, in der die Japaner bisher Außenseiter blieben. Nur keine falsche Bescheidenheit: "Der Autokäufer", so der vom deutschen Nissan-Importeur formulierte Pressetext zur neuen Maxima Limousine, "ist nicht länger bereit, jeden Preis und jede noch so magere Ausstattung zu akzeptieren, nur weil ein Auto ein ganz gewisses Statussymbol aufzuweisen hat." Die Botschaft ist klar: Der rational denkende Mensch entlarvt die deutschen Renommierhersteller als schnöde Beutelschneider. Bei Nissan kauft er vergleichbar Gutes und spart dabei noch einen ganzen Stapel Tausendmarkscheine.
Finanziell attraktiv: 41.000 Mark Grundpreis
Finanzielle Attraktivität ist dem Maxima in der Tat nicht abzusprechen. Knapp 41.000 Mark kostet diese neue Limousine, die von der Statur her die Fünfer-Reihe von BMW und die Mittelklasse-Modelle von Mercedes als Maßstab anpeilt und mit einem drei Liter großen und 170 PS (125 kW) starken Sechszylindermotor sogar im oberen Bereich dieses Marktsegments platziert ist. Geboten wird dabei noch eine überdurchschnittlich reichhaltige Serienausstattung, die den Preisunterschied zu deutschen Autos der besseren Gesellschaft so groß macht, daß der Maxima theoretisch noch durch einen ganz ansehnlichen Zweitwagen ergänzt werden konnte.
Allerdings: Ein günstiger Preis allein genügt erfahrungsgemäß nicht, um in dieser Klasse, in der das technische und qualitative Niveau sehr hoch liegt, den deutschen Herstellern Marktanteile abzuknöpfen. Was also hat der große Nissan sonst noch zu bieten? Rein optisch nicht viel – eine mit allen Merkmalen modernen Aerodynamik-Stylings versehene Karosserie eben, gewiß nicht hässlich, aber auch nicht so akzentuiert, daß sich jemand nach ihm umdrehen würde. Immerhin gibt es keine funktionellen Mängel. Der Einstieg nach vorn und hinten ist bequem, die Übersichtlichkeit gut, der sehr große, leicht zugängliche Kofferraum gut zu nutzen. Daß eine Variationsmöglichkeit durch Umklappen der Rücksitzlehne fehlt, dürfte deshalb nur in Ausnahmefällen als Nachteil empfunden werden.
Das Platzangebot im Innenraum ist ordentlich: sehr viel Knieraum im Fond, für Großgewachsene aber eine zu geringe Kopffreiheit. Der Stil des Interieurs läßt zeitgemäße Sachlichkeit erkennen. Nichts wirkt billig; die Kunststoff-Flächen des Armaturenbretts bemühen sich um die etwas unregelmäßige Struktur teurer Büffelhaut, die bequemen Sitze sind mit einem griffigen Veloursstoff bezogen, der ihre ohnehin schon gute Seitenführung noch unterstützt. Sitzhöhe und Sitzflächenneigung können ebenso wie das Lenkrad verstellt werden, es macht somit keine Mühe, eine adäquate Sitzposition zu finden. Der Blick fallt dabei auf ein Instrumentarium, von dem böse Zungen behaupten könnten, daß es fast bis ins Detail vom Porsche 944 abgekupfert wurde. Aber was soll’s – das ist schließlich kein schlechtes Vorbild.
Viel Platz, übersichtliches Cockpit
Klar und übersichtlich auch die Bedienung, wobei vor allem die gut erreichbaren, in der Armlehne untergebrachten Schalter für die elektrischen Fensterheber Erwähnung verdienen. Klar gekennzeichnete Drucktasten gibt es auch für Heizung und Belüftung, die sich beide durch gute Wirkung und Dosierbarkeit auszeichnen. Sehr angenehm ist dabei, daß bei beheiztem Fußraum frische Luft durch die beiden mittleren Ausströmer im Armaturenbrett zugemischt werden kann.
Zu loben ist schließlich auch die Verarbeitungsqualität. Die Maxima-Karosserie wirkt auf holprigen Strecken steif und solide, es gibt keine knarrenden Kunststoffteile und keine offensichtlichen Nachlässigkeiten im Detail.
Der durch Geräumigkeit und Ausstattung geprägte Komforteindruck verstärkt sich noch beim Fahren – und das ist eigentlich eher überraschend bei einem japanischen Auto. Denn schließlich standen die Japaner bisher durchaus zu Recht in dem Ruf, in der Kunst der Fahrwerksabstimmung weniger perfekt zu sein als die Europäer.
Komfortabel, aber nicht sehr fahraktiv
Mit dem Nissan jedenfalls wurde ein bemerkenswerter Schritt nach vom getan. Abgesehen von dem auf rauhen Betonfahrbahnen etwas aufdringlichen Abrollgeräusch bietet der Maxima einen geschmeidigen Komfort, seine weich ausgelegte Federung schluckt sauber kleine Unebenheiten und zeigt allenfalls auf sehr langhubigen Wellen durch schwingende Karosseriebewegungen, daß die Dämpfung eine Spur zu weich geraten ist. Damit ist schon angedeutet, daß der Maxima nicht unbedingt ein Auto ist für diejenigen, die beim aktiven Fahren noch Freude empfinden. Er wirkt in keiner Weise herausfordernd auf seinen Fahrer, sondern legt mit seinem komfortablen Naturell einen eher ruhigen, emotionslosen Fahrstil nahe. Das freilich ist bestimmt kein Nachteil – zumal in seinem Fahrwerk durchaus ein hohes Sicherheitspotential liegt.
In der typischen Art frontgetriebener Autos läßt er sich völlig problemlos fahren, wobei er in Kurven durch zunehmendes Schieben über die Vorderräder ankündigt, wann er sich der möglichen Grenzgeschwindigkeit nähert. Reaktionen auf plötzliches Gaswegnehmen bei hoher Querbeschleunigung gibt es kaum – lediglich bei Nasse drangt das Heck dann spürbar nach außen, was sich aber mit der leichtgängigen und exakt arbeitenden Servolenkung ganz mühelos korrigieren läßt. Die grundsätzlichen Nachteile des Frontantriebs in Verbindung mit einem starken Motor sind hier nur schwach ausgeprägt. Eine Lenkung, die ganz frei ist von Antriebseinflüssen, erscheint für Handlichkeit und exaktes Fahrgefühl zwar immer noch besser, aber das hin und wieder auftretende Zerren im Lenkrad ist eher ein Schönheitsfehler, zumal der Maxima seine Leistung auch in engen. Schnell gefahrenen Kurven ganz gut auf den Boden bringt.
Der Dreiliter-V6 hat viel Kraft
Und Kraft ist wahrhaftig reichlich vorhanden, wie schon die respektablen Beschleunigungswerte und die bei knapp über 200 km/h liegende Höchstgeschwindigkeit zeigen. Trotzdem gibt sich der Sechszylindermotor, der im Prinzip vom Sportwagen 300 ZX übernommen wurde und beim Maxima quer unter der vorderen Haube sitzt, nicht als Triebwerk von sportlichem Charakter – seine Stärke liegt vielmehr in der guten Durchzugskraft schon bei niedrigen Drehzahlen.
Er reagiert schon knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl geschmeidig aufs Gas und zieht kräftig los; wenn es nicht gerade auf optimale Beschleunigung ankommt, schaltet man deshalb ganz automatisch schon bei maximal 3000/min in den nächsthöheren Gang. Daß das Drehvermögen des V-Motors begrenzt ist, stört deshalb in der Praxis überhaupt nicht.
Zusammen mit den nur geringen Windgeräuschen der Karosserie ergib sich so ein angenehm niedriger Innengeräuschpegel auch bei hohen Geschwindigkeiten. Das üppige Drehmoment schon in unteren Drehzahlbereich wird im übrigen noch durch die Abstufung des Fünfganggetriebes, das sich mit geringem Kraftaufwand schalten läßt, unterstützt. Der fünfte Gang wurde hier nicht betont lang übersetzt, sondern blieb ein echter Fahrgang, der auch bei geruhsamer Fahrweise auf der Landstraße und selbst im Stadtverkehr häufig eingesetzt werden kann. Die Drehzalsprünge beim Schalten fallen deshalb nicht zu groß aus. Auch wenn man beim Beschleunigen deutlich unter der Höchstdrehzahl bleibt, steht im sechsten Gang wieder eine überzeugende Durchzugskraft zur Verfügung. Von dieser Charakteristik, die eine niedertourige Fahrweise geradezu aufdrängt, profitiert natürlich auch der Verbrauch. Mit Werten zwischen elf und zwölf Liter/100 Kilometer kann der Maxima auskommen, im Testbetrieb ergab sich ein durchschnittlicher Verbrauch von 12,9 Liter auf 100 Kilometer. Das ist zwar kein Paradewert in der Dreiliter-Klasse, angesichts der guten Fahrleistungen aber noch akzeptabel.
Was die Qualitäten des Autos angeht, fallen die Prognosen für den neuen Maxima also überwiegend freundlich aus. Zumindest der Anschluß auch an die guten Europäer ist mit ihm geschafft. Seine Herkunft freilich bleibt zumindest auf dem deutschen Markt ein Handikap – auch wenn im Maxima-Prospekt beschlossen wurde, daß das Prestigedenken der Autokäufer von gestern ist.
Karosserie-Check
Von der Karosserie des Maxima gibt es kaum Unheilvolles zu berichten. Korrosion an dem teilverzinkten Wagen ist selten. Meist ist es nur oberflächlicher Kantenrost, der den Maxima befällt. Durchrostungen sind selten, sie entstehen im Bereich der Nahtstelle zwischen Vorderkotflügel und Schweller und in den hinteren Radhäusern in Höhe der Schwellerspitzen und an den Wagenheberaufnahmen, vor allem wenn der Wagen dort unsachgemäß angehoben wurde. Oft kommt es kurioserweise zu Durchrostungen rund um den Tankeinfüllstutzen.
Technik-Check
Der Dreiliter-V6 war der robusteste und langlebigste Motor im damaligen Nissan-Programm. Selbst Schäden an den Zylinderkopfdichtungen durch Alterung oder hohe Laufleistung sind so gut wie unbekannt. Ein regelmäßiger Wechsel des Zahnriemens inklusive der Spannrollen alle 90.000 km oder nach acht Jahren wird jedoch empfohlen. Das Kühlsystem ist anfällig für Ablagerungen, welche die Motortemperatur erhöhen. Die Getriebe, ob Schaltbox oder Automatik, machen ganz selten Probleme.
Preise
- Bei Einführung 1989 (Nissan Maxima 3.0 V6) :
- 43.200 Mark
- Bei Produktionsende 1995 (Nissan Maxima 3.0 V6) :
- 47.800 Mark
Ersatzteile
Bei älteren Japanern oft die eindeutige Achillesferse. Aber es gibt Spezialisten, die zumindest die Versorgung mit Technik- und Verschleißteilen sicherstellen. Reparaturbleche oder Interieurteile sind echte Mangelware. In der Schweiz und in Benelux ist man besser sortiert als bei uns.
Schwachpunkte
- Frontscheibe (Spannungsrisse)
- Frontscheibe (Spannungsrisse)
- Schweller und Wagenheberaufnahmen
- hintere Radhäuser und Radläufe
- Tankstutzen (Durchrostung)
- Kühlsystem mit Wasserpumpe
- Zahnriemen und Spannrollen
- ABS-Sensoren
- Fahrwerksbuchsen
- Klimaanlage (Wartungsstau)
Wertungen
Fazit
Anders als sein Vorgänger Laurel ist der Maxima dank Teilverzinkung im Schweller- und Kotflügelbereich gut gegen Korrosion geschützt. Die hochwertig gefertigte japanische Präzisionstechnik kennt weniger Schwachstellen als ein Mercedes