Monterey Car Week 2022 Auktionen
Dieser Ferrari kostete 22 Millionen Dollar
In Monterey brachen Oldtimer auch 2022 Auktionsrekorde. Das teuerste Auto war ein Ferrari, mit dem Carroll Shelby Rennen fuhr – und gewann.
09.08.2022 Andreas Of-AllingerEine ganz Woche, von Samstag, 13. August, bis Sonntag, 21. August, fand rund um das kalifornische Monterey eines der größten und vielfältigsten Feste für Benzinköpfe statt: Die Monterey Car Week ist lässiges Autotreffen, historischer Motorsport, Anlass für Premieren und vor allem der Ort, an dem jedes Jahr im August einer der berühmtesten Concours d’Elegances stattfindet und bei Auktionen regelmäßig Oldtimer neue Preisrekorde erreichen. Das teuerste Auto ist dieses Jahr ein Ferrari 410 Sport Spider, den RM Sotheby's für 22 Millionen Dollar versteigerte. Weil ein Dollar aktuell einen Euro kostet, sind die Preise in Euro identisch.
RM Sotheby's, Mecum und Gooding & Company versteigern während der Monterey Car Week in Pebble Beach jedes Jahr Hunderte hochwertiger Klassiker. Die teuersten – wir zeigen eine Auswahl davon in der Galerie – kosten mehrere Millionen. Besonders seltene Bentley und Bugatti aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sind ebenso darunter zu finden wie frühe Ferrari und Porsche – oft mit Rennhistorie oder prominenten Vorbesitzern.
Zwei Sammlungen bei RM Sotheby's
RM Sotheby’s hat an drei Tagen, vom 18. bis 20. August, insgesamt 192 Autos versteigert. Darunter befanden sich zwei hochkarätige Sammlungen: Jene mit dem Namen "Masterworks of Design" enthält allein zehn Kompressor-Mercedes sowie diverse Bugatti und Rolls-Royce.
Das Schmuckstück der "Oscar Davis Collection", ein Talbot-Lago T150-C SS Teardrop Coupe, hat RM Sotheby’s für 7,265 Millionen US-Dollar versteigert. Erwartet worden waren jedoch neun bis elf Millionen Dollar.
Rekordverdächtig: Ferrari 410 Sport Spider
Teuerstes Auto der Auktion ist ein Ferrari 410 Sport Spider mit Scagliettti-Karosserie. Bei dem Prototyp handelt es sich einen von zwei vom Werk eingesetzten 410 Sport mit 4,9-Liter-V12 und Doppelzündung. Der Motor soll etwa 400 PS stark sein – Mitte der Fünfziger eine enorme Leistung. Juan Manuel Fangio fuhr das Auto 1956 während des 1.000 Kilometer-Rennens in Buenos Aires. Mit Carroll Shelby, der mit diesem Auto in Kalifornien antrat und acht Siege sowie zehn Podiumsplätze einfuhr, ist ein weiterer prominenter Name mit diesem Ferrari verknüpft.
Seltenheit, Rennhistorie und prominente Fahrer addieren sich zu einem Verkaufspreis von 22 Millionen US-Dollar. Erwartet worden waren 25 bis 30 Millionen Dollar.
Unrestauriert: Mercedes 540K Special Roadster
Es gab und gibt wenige Vorkriegsautos, die schneller und teurer sind als ein Kompressor-Mercedes. RM Sotheby’s hat in Monterey zehn 500K und 540K versteigert – alle aus einer Sammlung. Vom Special Roadster existieren heute noch drei Stück. Einer davon kam am Donnerstag, 18. August, unter den Hammer. Er befinde sich bis auf eine kosmetische Überarbeitung, die in den 1950er-Jahren stattfand, in erstaunlich originalem Zustand, erklärt RM Sotheby’s.
In der Öffentlichkeit sei das Auto bisher selten zu sehen gewesen, bei einer Auktion sei es bisher noch nie verkauft worden. Fünf Besitzer fuhren mit dem Auto nur etwa 20.000 Kilometer. Erstbesitzer war der König von Afghanistan, Mohammed Zahir Shah. Er ließ sich das Auto mit der Werkskarosserie 1937 nach Kabul liefern, schickte es mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Paris, wo es bis 1948 in der afghanischen Botschaft eingelagert wurde. Neu kostete ein Spezial Roadster 28.000 Mark. Der Verkaufspreis von 9,9 Millionen Dollar liegt knapp unterhalb der Achtstelligkeit – und am unteren Ran der Erwartungen.
Talbot-Lago T150-C SS Teardrop Coupe by Figoni et Falaschi
"Schön" ist keine objektive Kategorie. Wenn ein Auto Preise bei zwei angesehenen Concours-Veranstaltungen gewinnt, mag das immer noch keine allgemeingültige Aussage sein. Es ist jedoch ein Hinweis, dass es sich um ein besonderes Automobil handeln muss. Das ist der Talbot-Lago T150-C SS Teardrop Coupe zweifellos. Der Pariser Karosseriebauer Figoni et Falaschi kleidete die renntaugliche Technik des Talbot-Lago im Stil des Art Deco. Der Spitzname "Goutte d’Eau", Wassertropfen, beschriebt Form und Funktion recht treffend.
Doch zum Herumstehen und schön Aussehen war dieser T150 nicht gemacht: Sein Erstbesitzer meldete das Auto 1939 für Le Mans an, schied jedoch in der 88. Runde auf dem 9. Platz liegend aus. Die weitere Geschichte des Autos liest sich nicht weniger aufregend als die Form: Von Deutschen 1942 konfisziert, stand es später bei einem Privatbesitzer in Rangsdorf südlich von Berlin. Der nächste Besitzer übernahm das Auto nach dem Fall der Mauer, begann eine Restaurierung und verkaufte es unfertig an ein niederländisches Museum. Der Motor war längst verloren gegangen, Ersatz fand sich jedoch in Großbritannien. Nach einem Verkauf in die USA folgten zwei Restaurierungen und Auftritte bei Concours d’Elegances. Bei der Auktion am Freitag, 19. August, wurde ein Preis von neun bis elf Millionen Dollar erwartet. Für 7,265 Millionen US-Dollar fand das Auto einen neuen Käufer.
Hispano-Suiza H6C "Tulipwood” Topedo by Niueport-Astra
Hispano-Suiza, das muss man vielleicht kurz erklären, baute Anfang des 20. Jahrhunderts Autos und Flugzeugmotoren in Barcelona sowie in den französischen Werken Bois-Colombe sowie Levallois bei Paris. Mitinhaber und Chefkonstrukteur war Marc Birkigt, ein Schweizer mit deutschem Vater.
Die Motoren von Hispano-Suiza hatten obenliegende Nockenwellen und gewaltige Hubräume: acht Liter sind es beim Reihensechszylinder des H6C. Den ließ sich André Dubonnet, Erbe einer französischen Aperitif-Firma, mit abgesenktem Chassis und vergrößertem Tank für Langstrecken-Rallyes bauen. Wie damals üblich lieferte Hispano-Suiza das Chassis. Den Aufbau bestellte Dubonnet bei einem Flugzeughersteller: Die torpedoförmige Karosserie aus Mahagoni wird von zahlreichen Nieten zusammengehalten und wiegt angeblich nur rund 80 Kilogramm. Was das Auto 1924 kostete, ist unbekannt. Der Schätzpreis lag bei acht bis zwölf Millionen Dollar. Verkauft wurde der Tulipwood für 9,245 Millionen US-Dollar.
Alu-Flügeltürer: Mercedes 300 SL
Am Samstag, 20. August, versteigert RM Sotheby’s einen Mercedes 300 SL Flügeltürer, der geschätzte fünf bis sieben Millionen US-Dollar wert sein soll. Bei einem aktuellen Dollarkurs von 0,98 ist das in Euro praktisch das Gleiche. Dazu kommen das Aufgeld und die Steuern des jeweiligen Landes.
Natürlich kostet ein Flügeltürer normalerweise etwas über einer Million – egal ob Dollar oder Euro. Manchmal, wenn Geschichte oder Historie besonders sind, auch etwas mehr. Wenn es einer von 29 “Gullwing“ mit Aluminium-Karosserie ist, kann das Auto ein Mehrfaches kosten. Dieses Exemplar hat außerdem eine extrem geringe Laufleistung von 2.607 Kilometern auf dem Tacho und eine Restaurierung des 300-SL-Spezialisten Kienle hinter sich.
Das leichtere Blech spart rund 100 Kilogramm Gewicht, dazu steigert bei diesem Exemplar eine Sport-Nockenwelle aus dem "Sonderteile"-Programm die Leistung des Dreiliter-Direkteinspritzers. Auch wenn ein Flügeltürer an sich spektakulär und alles andere als unauffällig ist: Dass dieses Auto mehrere Millionen wert ist, sieht kein Mensch.
Porsche 718 RSK Werks Spyder
Den Porsche 550 erkennt vermutlich jeder, der sich mit Porsches Rennhistorie oder James Dean beschäftigt hat. Der 718 RSK ist unbekannter – und besser. Denn er ist eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Rennwagens 550 und unfassbar vielfältig einsetzbar: Der Wagen mit leichter Aluminium-Karosserie und legendärem Fuhrmann-Vierzylinder gewann Langstreckenwettbewerbe ebenso wie Bergrennen.
Jener 718 RSK, den RM Sotheby’s am Samstag, 20. August, in Monterey versteigert hat, ist eines von zehn Werksautos, die Porsche bei Rennen mit Werksfahrern einsetzte. Den ersten Einsatz bestritten Wolfgang Graf Berghe von Trips und Jo Bonnier 1959 beim 12-Stunden-Rennen von Sebring: Sie wurden Erste in der Klasse und Dritte insgesamt. Beim 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring kamen Hans Herrmann und Umberto Maglioli mit dem 718 RSK auf den vierten Platz – hinter einem Aston Martin BDR1/300 und zwei Ferrari 250 TR59. Der Einsatz in Le Mans im selben Jahr verlief mit einem Ausfall weniger erfolgreich. Nach privaten Einsätzen in der Saison 1960 folgten mehrere Besitzerwechsel. Karosserie, Innenraum und Motor wurden restauriert, zuletzt war der Porsche Teil einer Sammlung. Er soll 4,8 bis 5,2 Millionen Dollar kosten.