Mohs Safarikar Oldtimer-Versteigerung

Das wahrscheinlich hässlichste Auto der Welt

Der Mohs Safarikar ist nicht nur von bestürzender Hässlichkeit, sondern auch technisch eine komplette Fehlkonstruktion. Jetzt stand er zum Verkauf.

Mohs Safarikar Oldtimer Foto: Hyman 34 Bilder

Auf der nach oben offenen Grusel-Skala für optische Entgleisungen im Automobilbau stehen Pretiosen wie der Fiat Multipla oder der Pontiac Aztek seit Jahrzehnten für den Pro-Level. Dabei gibt es da ein Auto, das den genannten Schocker-Modellen mühelos den Rang ablaufen kann: Der Mohs Safarikar.

Schon der Name klingt nach der schlechten Idee einer durchzechten Nacht, aber das Auto an sich in seiner Gesamtform sowie zahlreiche der technischen Details lassen einen mit nur einem Wort im Kopf ratlos zurück: "Warum?"

Der Erbauer war ein Universalgenie

Diese Frage hat sich Bruce Baldwin Mohs offenbar nie gestellt, denn der Erfinder und Erbauer des Mohs Safarikar war zu seinen besten Zeiten ein Universaltalent für einfach alles. Er entwickelte Wasserflugzeuge, Milkshakes, schwimmfähige Motorradbeiwagen. Auch der "King O´The Road", ein frühes Werk des jungen Bruce Baldwin, darf hier Erwähnung finden: Es war (und ist vermutlich bis heute) der längste Motorroller der Welt (vier Meter, vier Sitzplätze) und sah sehr, sehr merkwürdig mit gewisser Ähnlichkeit zu einem Holder Einachsschlepper aus. Dieses Gefährt gab schon 1947 die weitere Entwicklung des damals 14-jährigen Rundum-Genies vor.

Mohs Ostentatienne Opera Sedan Foto: Hersteller
Der Mohs Ostentatienne Opera Sedan war das Erstlingswerk des Erbauers. Er wurde durch den Kofferraum betreten. Es blieb aus nachvollziehbaren Gründen bei diesem einen Exemplar. Der Auszug stammt aus dem Original-Prospekt des Fahrzeugs.

Rund zwei Jahrzehnte später ging Bruce Baldwin Mohs dann unter die Autobauer, zumindest versuchte er es. Das Erstlingswerk war der Ostentatienne Opera Sedan, dessen herausragendes Merkmal (neben der unfassbar schrägen Optik) die Abwesenheit von Türen war. Wer mit dem Ostentatienne Opera Sedan fahren wollte, musste ihn durch eine überdimensionale Heckklappe besteigen. Der Verkaufserfolg dieser Konstruktion blieb überschaubar, Mohs fuhr das einzige Exemplar letztendlich selbst.

Mit dieser Erfahrung wollte sich Mohs aber nicht zufrieden geben und ersann ein neues Fahrzeug, den Safarikar. Wie schon beim Ostentatienne verwendete er als Basis einen International Travelall der 1969 vorgestellten vierten Generation, ein 5,18 Meter langer Fullsize-SUV.

Herrn Mohs Vorstellungen von Safari

Weil Mohs allerdings der Meinung war, dem eigentlich für damalige Verhältnisse recht brauch- und fahrbaren Großseriengerät ein paar eigentümliche Manieren antrainieren zu müssen, ersann er ein Auto für die Großwildjagd (im Jahr 1973 waren solche Freizeitbeschäftigungen noch politisch völlig korrekt) oder zumindest das, was sich Mohs unter einer Großwildjagd vorstellte.

Mohs Safarikar Oldtimer Foto: Hyman
Quadratmeterweise Chrom und eine Bespannung der Karosserie mit schwarzem Kunstleder war für Bruce Mohs die ideale Ausführung eines Fahrzeugs für Afrika.

Objektiv nachvollziehbar ist das, was dann geschah, nicht wirklich. Zum Beispiel die schräge Idee, das Fahrzeug mit schwarzem Vinyl-Kunstleder zu beziehen, was nicht nur unter der Sonne Afrikas zu interessanten Oberflächentemperaturen führen dürfte. Auch der ausladende Chromschmuck im Luden-Look an Front und Heck, gekrönt durch einen bizarren Riesenkühler mit aufgepflanztem Chrom-Adler, ist nicht unbedingt das, was einem als allererstes für ein Offroad-Fahrzeug einfällt.

Schublade statt Türen im Mohs Safarikar

Die Krönung der Verwirrtheit ist jedoch die Türkonstruktion. Die Seitentüren wurden durch ein einteiliges Konstrukt aus Aluminium ersetzt, das über ein mittiges Schubladensystem nach außen aufgezogen wird. Das funktioniert nicht nur außerordentlich schlecht und ist extrem unpraktisch, sondern erweist sich auch noch als völlig instabil. Im Verkaufsvideo des Händlers Hyman Ltd. (siehe unten, lohnt sich!) lässt sich beobachten, wie das Vorderteil der Türschublade in harmlosen Rechtskurven zentimeterweit aufklappt.

Mohs Safarikar Oldtimer Foto: Hyman
Auf die Idee war noch keiner gekommen: Herausziehbare Türblätter.

Als Verschlussmechanismus der Türenschublade montierte Bruce Mohs, der offenbar ein Faible für das Motto "groß muss es sein!" hatte, einen riesigen Riegel zum drehen, wie er an Scheunentoren Verwendung findet. Ebenso monumentales Format haben die außen montierten Befestigungsbügel des Klappdachs oder der vor der Rücksitzbank befestigte Waffenschrank, aus dem sich eine Liegefläche für das Nickerchen zwischendurch herausklappen lässt.

6,4 Liter V8 mit 180 PS

Dass Bruce Mohs einen Sinn für Exzentrik hatte, lässt sich an der Motorhaube erkennen. Statt einer praxistauglichen Lösung zur Öffnung, normale Leute würden zum Beispiel einen Seilzug verwenden, muss man mit einem meterlangen Stab durch den Kühlergrill nach der Entriegelung der originalen Motorhaube des International Travelall stochern – warum einfach, wenn es kompliziert geht.

Unter der Haube ist glücklicherweise alles original geblieben, angetrieben wird der Mohs Safarikar vom International Harvester V8 (6,4 Liter, 180 PS). Der gibt seine Kraft an eine Dreigang-Automatik weiter, welche ausschließlich die Hinterachse antreibt. Allradantrieb hielt Bruce Baldwin Mohs bei einem Auto für die Pirsch in der Savanne offensichtlich entbehrlich, im Gegensatz zu Schubladentüren und quadratmeterweise Chrom.

Der Mohs Safarikar im Video

(Quelle: Hyman Ltd./youtube)

Auch das Cockpit des IHC Travelall blieb dankenswerterweise weitgehend unbefummelt und ist lediglich mit einem zeitgenössischen Funkgerät bestückt. Bei den Sitzen tobte sich der Exzentriker allerdings nochmals aus: Die zwei (!) Beifahrersitze sind am Oberteil schwingend aufgehängt, wodurch die Passagiere bei Kurvenfahrt wie im Kettenkarussell umhergondeln. Ein letztes Mal steht hier die Denkblase über dem Kopf: "Warum???"

Fast versteigert für 90.000 Dollar

Der jetzt versteigerte Safarikar ist eines von angeblich drei entstandenen Exemplaren und wurde (man hat eine Ahnung aus welchem Grund) nicht viel bewegt, 59 Meilen stehen auf dem Tacho. Der Verkäufer, der Oldtimerhändler Hyman Ltd. aus Missouri, versuchte eine Weile, dem Safarikar für einen Rufpreis von 349.000 Dollar zu einem neuen Besitzer zu verhelfen. Weil das allerdings erstaunlicherweise nicht so richtig klappen wollte, war nun die Auktion bei bringatrailer.com an der Reihe. Leiderleider: "Reserve not met". Das abgegebene Höchstgebot von stattlichen 90.000 Dollar lag unter dem festgesetzten Mindestpreis.