Mitsubishi UK versteigert Klassiker-Sammlung
Evo VI Tommi Mäkinen Edition bringt 115.000 Euro
Der britische Mitsubishi-Importeur hat seine Klassiker-Sammlung versteigert. Neben hochpreisigen Sportwagen gab es einige Geländewagen-Schnäppchen.
03.05.2021 Thomas HarloffSie sind Mitsubishi-Fan und haben noch etwas Platz in Ihrer Garage? Dann haben Sie hoffentlich die perfekte Gelegenheit genutzt, Ihre Sammlung um einige prägnante Modelle der Firmenhistorie zu ergänzen – und zwar auf einen Schlag. Der britische Mitsubishi-Importeur hat nämlich seine eigene Kollektion aufgelöst und bot bis vor Kurzem über die Website "Auto Auction" 15 Klassiker an – und dies ohne Mindestpreise.
Das Highlight der Flotte war der rote Mitsubishi Lancer Evo VI in der Tommi Mäkinen Edition, was sich auch preislich niederschlug: Das Höchstgebot stand letztlich bei 100.100 Pfund, umgerechnet knapp 115.000 Euro. Das Sondermodell wurde seinerzeit aufgelegt, um den vierten WM-Titel des Finnen – alle errungen im Lancer – zu feiern. Der Rallye-Ableger trägt Mäkinens Unterschrift auf der Motorhaube und hat gerade einmal 10.253 Meilen (etwa 16.500 Kilometer) auf dem Tacho. Einziges Manko, zumindest aus kontinentaleuropäischer Sicht: Der Evo VI TME ist ein Rechtslenker.
Einige Rallye- und Sonder-Evos
Diese Eigenheit hat er mit den anderen Autos der Sammlung gemeinsam – bis auf eine Ausnahme. Fahrer Guy Wilkes nahm im nun 61.700 Pfund (fast 71.000 Euro) teuren Lancer Evolution IX Gruppe N auf der linken Seite Platz und prügelte den Boliden so gekonnt über die Rallyepisten auf der Insel, dass er damit 2007 und 2008 die Britische Rallye-Meisterschaft gewann. Der bunte Galant 2.0 GTI sieht dagegen zwar aus wie ein echtes Rallyeauto, ist aber nur die Replika von Pentti Airikkalas Boliden, mit dem er 1989 die berühmte RAC-Rallye gewann. Dieses Auto wurde für 12.500 Pfund (etwa 14.400 Euro) versteigert.
Zwei weitere Straßen-Evos stellen die Höhepunkte ihrer jeweiligen Generation dar. Beim grauen Exemplar handelt es sich beispielsweise um die Sonder-Edition mit der umständlichen Modellbezeichnung Evolution IX MR FQ-360 HKS. Diese 200 Exemplare bildeten das Highlight der Evo-Epoche 7, 8 und 9 und verfügen über einen leistungsgesteigerten Zweiliter-Vierzylinder-Turbo mit 371 PS und maximal 492 Newtonmeter. Mit der Auktionssumme von 68.900 Pfund (gut 79.000 Euro) dürfte Mitsubishi UK recht zufrieden sein.
Mehr Leistung für weniger Geld
Noch stärker und exklusiver präsentiert sich der Mitsubishi Lancer Evolution X FQ-440 MR. Umso erstaunlicher, dass dieser Sonder-Evo bei der Auktion "nur" 58.100 Pfund, also knapp 67.000 Euro, erlöste. Sein Motor leistet 446 PS, und die Sonderserie anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Marke in Großbritannien war streng auf 40 Exemplare limitiert.
Dass Mitsubishi mal eine echte Sportfahrer-Marke war, zeigen ferner zwei knallrote und sehr zeitgeistige Coupés. Dabei handelt es sich um einen 1988er Starion Turbo, der zwar bereits 59.050 Meilen (gut 95.000 Kilometer) auf dem Buckel, aber erst kürzlich eine Motor-Revision inklusive Turbolader-Instandsetzung erhalten hat. Sein Preis: 21.100 Pfund beziehungsweise rund 24.200 Euro. Dessen Nachfolger, der 3000 GT in der coolen Vor-Facelift-Version mit Klappscheinwerfern, ging für 24.500 Pfund respektive knapp über 28.000 Euro an einen neuen Besitzer. Der elegante V6-Sportwagen, für den in Deutschland einst Franz Beckenbauer warb, hat 34.147 Meilen (knapp 55.000 Kilometer) auf dem Tacho und soll sich in einem exzellenten Originalzustand befinden.
Günstige Wegbereiter
Letzteres lässt sich über den blauen, 30.100 Pfund (ungefähr 34.500 Euro) teuren L200 "Desert Warrior" nicht behaupten. Mitsubishi UK und die Kollegen vom "Top Gear Magazine" bauten den Pickup vor wenigen Jahren zum Show Truck um und trieben diesen danach in Namibia in einer vielbeachteten Story an seine Grenzen. Ebenfalls nicht ganz original ist das 1917er Mitsubishi Model A. Es handelt sich dabei um einen Nachbau des ersten japanischen Serien-Automobils im 70-Prozent-Maßstab, der von einem Einzylinder-Rasenmäher-Motor angetrieben wird. Bei 13.700 Pfund (gut 15.700 Euro) fiel der Hammer.
Einen großen historischen Wert besitzt auch der Colt Lancer, der für 15.000 Pfund (etwa 17.200 Euro) zur Versteigerung kam. Einst trug die Baureihe noch beide Verkaufsbezeichnungen, die später für verschiedene Modelle standen, gemeinsam. Das weiße Exemplar, Baujahr 1974, war der erste in Großbritannien zugelassene Mitsubishi überhaupt. Etwas edler kommt der 1974er Colt Galant daher, der seinerzeit ins Vereinigte Königreich importiert wurde, um künftige Händler von der Marke zu überzeugen. Sein helles Blaumetallic steht ihm ganz hervorragend, und mit 117 PS aus zwei Litern Hubraum war sein Motor in Sachen Leistung recht weit vorne dabei. Mit 11.600 Pfund (rund 13.300 Euro) war er jedoch etwas günstiger als der kompaktere Bruder.
Unterschiedlich teure Pajeros
Heute steht die Marke Mitsubishi vor allem für Allrad- und Gelände-Kompetenz. Drei der versteigerten Autos demonstrieren, woher dieses Image kommt. Bei dem 20.600 Pfund (ungefähr 23.600 Euro) teuren Mitsubishi Jeep CJ-3B handelt es sich um einen Offroader, den die Japaner bereits seit 1953 mit entsprechender Lizenz des US-Herstellers Willys Company fertigten. Dieses Exemplar weist das Baujahr 1979 auf und ist eines von nur acht, die je den Weg nach Großbritannien fanden.
Hinzu kommen zwei Pajeros der ersten und zweiten Generation mit jeweils kurzem Radstand, die in Großbritannien jedoch unter der Modellbezeichnung Shogun vertrieben wurden. Für das ältere Exemplar wurden 16.000 Pfund (fast 18.400 Euro) bezahlt, der jüngere Offroader wechselte für 9.600 Pfund (ziemlich genau 11.000 Euro) den Besitzer. Der Brückenschlag zur Jetzt-Zeit gelingt mit einem 2015er Outlander, der ganz modern über einen Plug-in-Hybridantrieb verfügt. Auch dieses Auto erreichte 16.000 Pfund.