Mercedes W 123 (200 bis 300D) Wertentwicklung

Diesel und 6-Zylinder 40 Prozent teurer

Der W123 ist ein typischer Mercedes der 80er: solide, stabil – und teuer? Wir haben die aktuellen Preise für den beliebten Oldtimer.

Mercedes-Benz 280E W123 930 Silberblau Foto: Ingolf Pompe 30 Bilder

Einer der häufigsten Oldtimer Deutschlands ist der Mercedes W 123. Die von 1976 bis 1985 in Sindelfingen und Bremen produzierte Baureihe lief 2,7-Millionen-mal vom Band und ist bis heute die E-Klasse-Generation mit der höchsten Stückzahl.

Den höchsten Anteil haben die Limousinen, doch teurer wurde vor allem das T-Modell. Der erste Mercedes-Kombi hat neben der historischen Bedeutung eine praktische Seite – und er hat die höchste Wertsteigerung erfahren. Das hat einen Grund: Weil er so robust ist, wurde vor allem der Kombi im Alltag oft hart rangenommen.

Doch auch Limousinen wurden nicht geschont: Vor allem die Diesel sammelten nicht selten Hunderttausende Kilometer und gingen dann ins Ausland. Robust und wartungsfreundlich wie er ist, lässt sich ein W 123 lange mit einfachen Mitteln am Laufen halten. Den Coupés blieb ein hartes Schicksal meist erspart.

40 Prozent Preisanstieg für Kombis und Sechszylinder

Laut einer Auswertung des Marktbeobachters Classic-Anlaytics haben vor allem Diesel und Sechszylinder stark an Wert zugelegt: Ein Mercedes 240 TD notiert 42,86 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Rund 25.000 Euro und damit knapp 40 Prozent mehr als im Januar 2024 sind im Januar 2025 für einen 280 CE fällig. Ralf Kerbaum vom Mercedes-Benz W 123-Club kann das erklären: "Dass gerade die T-Modelle und die 6-Zylinder Modelle die größte Preissteigerung erfahren haben, verwundert nicht, da es mit Abstand die seltensten Fahrzeuge sind."

Selbst ein relativ weit verbreiteter 230E wurde innerhalb eines Jahres 20 Prozent teurer. Das liege auch an gestiegenen Kosten für Ersatzteile und Werkstattlöhne, erklärt Kerbaum. Statt 15.000 Euro wie noch vor einem Jahr notiert Classic-Analytics für die Vierzylinder-Limousine in gepflegtem Zustand einen Wert von 18.000 Euro. Ein 200D ist 3.000 Euro günstiger zu haben. Am höchsten liegt der Wert für einen gepflegten 280TE: Der Sechszylinder-Kombi liegt bei 28.000 Euro.

Das rät der Club beim Kauf eines W 123

Das Angebot an Fahrzeugen des W 123 ist sehr groß, jedoch gibt es immer noch viele Fahrzeuge, die ein langes Leben unter schweren Bedingungen hinter sich haben. Um etwa eines dieser Fahrzeuge wieder in einen guten Zustand zu versetzten, benötigt man schon einiges an Zeit und Geld. Deshalb gilt weiterhin generell, gute bis sehr gute Fahrzeuge sind der bessere Kauf.

Der W 123 ist reparatur- und wartungsfreundlich. Alle Standardarbeiten sind in kürzester Zeit zu erledigen – ohne kniffelige Aufgabenstellungen oder unerreichbare Schrauben.

Vor dem Kauf empfiehlt der Club, Kontakt zu einem der 28 Stammtische aufzunehmen. Der Club bietet außerdem über seine Service-GmbH eine schriftliche Kaufberatung an.

Modellgeschichte Mercedes W 123

Der Mercedes W 123 löst im Januar 1976 den /8 ab. Die Nachfolge-Baureihe des W 114/W 115 ist zunächst mit Vier- und Sechszylindermotoren vom 200D mit 55 PS bis zum 280E mit 177 PS lieferbar.

Technisch und optisch orientiert sich die Limousine an der S-Klasse-Baureihe W 116. Neu ist die Doppelquerlenker-Vorderachse mit Lenkrollradius null. Die Schräglenker-Hinterachse ist von den /8-Modellen bekannt. Bis auf eine Ausnahme gilt das auch für die Motoren. Neu ist lediglich der 2,5-Liter-Reihensechszylinder-Vergasermotor, der zunächst 129 und ab September 1970 schließlich 140 PS leistet.

Coupé: auch mit Dieselmotor

Im März 1977 hat auf dem Genfer Autosalon das Coupé Premiere. Der C 123 steht auf einer 8,5 Zentimeter kürzeren Bodengruppe. Keine B-Säule stört die Seitenlinie, die hinteren Fenster sind voll versenkbar. Anders als beim Vorgänger gibt es im Coupé Vierzylinder-Motoren. Doch alle Coupés haben die Breitband-Scheinwerfer der 280er. Anfangs gibt es drei Motoren: 230 C, 280 C und 280 CE. In Nordamerika ist außerdem ein Diesel im Coupé erhältlich: ab September 1977 der 300 CD mit 80 PS, ab August 1981 der 300 CD Turbodiesel mit 125 PS.

T-Modell: erster Mercedes-Kombi

Auf der IAA im September 1977 präsentiert Mercedes das T-Modell. Der S 123 ist der erste Kombi der Marke und die dritte Karosserievariante neben Limousine und Coupé. Das T-Modell hat serienmäßig eine Niveauregulierung an der Hinterachse. Das Werk Bremen fertigt zunächst die Typen 240 TD, 300 TD, 230T, 250 T und 280 TE. In acht Jahren rollen 199.517 T-Modelle vom Band.

Im Juni 1980 bekommt der W 123 einen neuen Vierzylindermotor: Der M 102 leistet im 200 mit zwei Liter Hubraum und Vergaser 109 PS. Der 230E kommt mit 2,3 Liter Hubraum und Einspritzung auf 136 PS. Ein neuer 3,0-Liter-Turbodiesel mit 125 PS ist das neue Selbstzünder-Topmodell. In Europa gibt es den Motor ausschließlich im T-Modell. In Nordamerika sind auch Coupé und Limousine mit dem Turbodiesel erhältlich.

Neue Sicherheits-Extras: ABS und Airbag

Ab August 1980 ist für den W 123 das Antiblockiersystem ABS lieferbar, ab Januar 1982 gibt es einen Fahrer-Airbag als Sonderausstattung. Von Beginn an sorgen versteifte Dachrahmen, hochfeste Dachpfosten und Türsäulen sowie verstärkte Türen und ein Wellrohr in der Lenksäule für mehr Sicherheit.

Im September 1982 erhalten alle W 123 die Breitband-Scheinwerfer der Sechszylinder, geänderte Windleitprofile an der A-Säule und neu gestaltete Stoff-Sitzbezüge. Die Vierzylinder haben nun serienmäßig Servolenkung. Im Dezember 1984 beginnt die Fertigung des Nachfolgers W124. Bis 1985 baut Mercedes 2,7 Millionen W 123, darunter 2,375 Millionen Limousinen.