Mercedes W126 260 SE bis 560 SEL (1979-1991)
Die beste S-Klasse für Sie
Kein Schnäppchen mehr, aber sein Geld immer noch wert: Glücklich machen vor allem gepflegte W126. Woran Sie die erkennen, erfahren Sie hier in der Kaufberatung.
18.02.2025 Alf Cremers, Andreas Of-Allinger
Gegenüber ihrem Vorgänger W 116 ist die S-Klasse der Baureihe W 126 fünf Zentimeter schmaler und 50 Kilo leichter. Die Achtzylinder-Typen verloren dank neuer Leichtmetall-Kurbelgehäuse sogar doppelt so viel Gewicht. Nebenbei gewannen sie wegen des gesteigerten Hubraums Leistung, Drehmoment und Souveränität, sparten dabei 10 Prozent Sprit. Einen Anteil daran hatte der von 0,41 auf 0,36 gesenkte Cw-Wert des 1979 präsentierten Modells.
Für eine gute Aerodynamik opferten die Stern-Stilisten Bruno Sacco und Josef Gallitzendörfer die doppelte Stoßstangenpracht. Eine leicht gepfeilte Frontpartie mit flacherem Traditions-Grill und kleineren Schlupflid-Scheinwerfern ersetzt die im Wind stehende, monumentale Kühlerattrappe. Keine Frage, aus dem Machtmensch Mercedes W 116 wurde der Gutmensch W 126 – sparsamer, Ressourcen schonender, sozialverträglicher. Mit dem ersten Mercedes, der kunststoffummantelte Stoßfänger trug, und dem ersten Auto, das für den Offset-Crash ausgelegt war, schufen Designer und Techniker eine Luxuslimousine, die ohne Protz auskommt.
So haben sich die Preise für den W 126 entwickelt
Wer Kompromisse bei Zustand, Laufleistung oder Ausstattung macht, kann schon für weniger als 10.000 Euro eine S-Klasse finden. Dann sind jedoch früher oder später Arbeiten an Karosserie und/oder Technik nötig. Rund 15.000 Euro kostet ein Sechszylinder in gutem Zustand. Wenn es ein 500er sein soll, sind fünf bis sechs Tausender mehr einzuplanen. Das teuerste Modell der Baureihe ist der 560 SEC; das Coupé mit 5,6-Liter-V8 notiert Classic-Analytics in gutem Zustand bei 33.000 Euro.
Während die Preise für das Vorgängermodell W 116 stagnieren, ist der W 126 in letzter Zeit etwas teurer geworden. Hier scheint ein Generationenwechsel stattzufinden: Die Kinder der 80er kennen eher den W126 – der ist außerdem zeitloser gestaltet und bei aller Nostalgie moderner und heute noch alltags- sowie langstreckentauglich.
Deshalb ist der W 126 so beliebt
Trotz steigender Preistendenz ist der Mercedes W 126 immer noch ein Luxusauto fürs Volk, wenn man nicht die Unterhaltskosten eines Opel Vectra erwartet. Mit fast zwölf Jahren Bauzeit und über 800.000 Exemplaren brachte er es zur erfolgreichsten S-Klasse aller Zeiten. Vor allem die Modelle der zweiten Serie ab August 1985 erfreuen sich großer Beliebtheit. Sparsame, aber weniger klangvolle Sechszylinder-Motoren des Typs M103 mit nur noch einer obenliegenden Nockenwelle, G-Kat-Ausrüstung auf breiter Ebene, füllige 15-Zoll-Räder und ein neues Topmodell namens 560 SEL sind die Gründe.
Was macht den besonderen Reiz des Mercedes W 126 eigentlich aus? Sein Qualitätsgefühl ist trotz der erwähnten Prise ökologischen Leichtbaus immer noch über jeden Zweifel erhaben. Vor allem die Fondtüren schließen mit unbeschreiblich sattem Klang. Lenkrad, Türgriffe und Bedienelemente fassen sich ungeheuer verlässlich und langlebig an.
So fährt der W 126
Das Fahrgefühl hinter dem großen Lenkrad der W 126-S-Klasse ist erhaben und macht glücklich. Es beruhigt ungemein, wenn sich die lange Motorhaube samt Stern vornedrauf ihren Weg durchs Verkehrsgewühl sucht und die Lieblingsmusik leise aus dem Becker Mexico säuselt. Cocooning nennt man es auf neudeutsch, dieses wohlige Ein-Igeln in seine vertraute Umgebung.
Aus heutiger Sicht fallen vor allem die enormen Lenkwinkel und die Karosseriebewegungen auf. Diese S-Klasse ist voll und ganz dem Komfort verpflichtet. Doch wer es drauf anlegt, kann sich auf das Fahrwerk verlassen: Doppelquerlenker-Vorderachse und Schräglenker-Hinterachse halten den großen Wagen zuverlässig in der Spur. Das Fahrwerk vermittelt schnell Vertrauen und macht es leicht, lange Strecken entspannt zurückzulegen.
Tatsächlich ersetzt so eine S-Klasse der Baureihe W 126 vor allem in der SEL-Version das heimische Wohnzimmer. In Velours oder Leder ist es geschmackvoll gepolstert und hübsch dekoriert. Die drehmomentstarken V8-Motoren entfalten zum lässigen Komfort des 126ers jene Überschussleistung samt bassigem Wohlklang, die das Erlebnis S-Klasse so genüsslich steigern.
Aber dazu braucht es keinen 560er, ein Mercedes 380 SE reicht schon, und der rangiert in der Preisskala zu Unrecht unten. Wenn ich einen Rat für Preisbewusste geben darf – warum nicht ein 280 SE?
Energiekonzept 1981
W126-Interessenten sollten sich zwei Jahreszahlen merken: 1981 kamen das Coupé und das "Mercedes-Benz Energiekonzept", 1985 eine große Modellpflege.
Das Coupé hatte im Herbst 1981 auf der IAA in Frankfurt Premiere. Den C 126 gab es ausschließlich mit Achtzylindermotoren vom 380 SEC bis zum 560 SEC.
Im Rahmen des Energiekonzepts sollten diverse Maßnahmen den Verbrauch senken. Beide V8-Motoren bekamen eine höhere Verdichtung, Nockenwellen mit geänderten Steuerzeiten, luftumspülte Einspritzventile und eine elektronische Leerlaufregelung. Leicht reduzierte Leistung und längere Hinterachsübersetzung dämpfen das Temperament, aber auch die Drehzahlen und damit den Verbrauch auf der Autobahn. Der 3,8-Liter-Motor kommt mit weniger Hub und weniger Bohrung auf einen leicht geänderten Hubraum und zu mehr Drehmoment bei niedrigerer Drehzahl.
Modellpflege 1985
Sechs Jahre nach der Weltpremiere des W 126 zeigt Mercedes auf der IAA im Herbst 1985 den W 126 mit Modellpflege. Die Stoßfänger sind tiefer heruntergezogen und glattflächiger. Die Limousine steht auf 15-Zoll-Rädern. Neu ist der Sechszylinder-Reihenmotor M 103: Der 260 SE ersetzt die Vergaserversion 280 S und auf den 280 SE folgt der 300 SE. Den Achtzylinder 380 SE ersetzt der 420 SE. Der Fünfliter-Achtzylinder im 500 SE bekommt eine elektronische Zündung und die elektronisch-mechanisch gesteuerte Bosch KE-Jetronic. Er leistet 245 PS. Das neue Spitzenmodell ist der 560 SEL mit einem 272 PS starken 5,6-Liter-V8.
Das für den Export in die USA vorgesehene Dieselmodell 300 SDL bekommt einen Reihensechszylinder-Turbodiesel: Der Dreiliter-Motor aus dem 124er leistet 150 PS.
Als BMW 1987 im 750i den ersten deutschen Nachkriegs-Zwölfzylinder präsentiert, reagiert Mercedes mit stärkeren V8-Motoren: Eine um 10 Prozent erhöhte Verdichtung steigert die Leistung um sechs bis zehn Prozent – im 560 SEL ohne Kat auf prestigeträchtige 300 PS.
Karosserie-Check
Die Erstserien-Modelle der Mercedes W 126-S-Klasse bis 8/1985 sind deutlich rostanfälliger als ihre werksseitig besser konservierten Nachfolger. Doch sollte man jedes Exemplar am besten auf einer Hebebühne inspizieren. Rost findet sich im gut sichtbaren Bereich häufig an der Oberkante der Saccobretter, unter den vorderen Blinkergehäusen und an den Seitenteilen über der hinteren Stoßstange. Der Heckscheibenrahmen rostet kofferraumseitig durch, die Radläufe hinten erwischt es häufig.
Im Motorraum nistet sich die braune Pest gern auf den Stehblechen unter den Scheinwerfern ein. In den Radhäusern vorn beißt der Rost im Bereich der Spurstangen zu. Oft sind auch die Schweller betroffen.
Technik-Check
Die robuste Mercedes-Technik samt hoher Laufleistungen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich ein Wartungsstau bei der Mercedes W 126-S-Klasse bitter rächt. Der DOHC-Sechszylinder M110 macht dann durch Klappergeräusche im Ventiltrieb auf sich aufmerksam, der leisere und sparsamere M103-Sechszylinder (ab 1985) leidet unter eingelaufenen Nockenwellen und defekten Zylinderkopfdichtungen.
Die V8-Alumotoren waren in der Haltbarkeit anfangs kritisch, dann war das Ätzverfahren für die Zylinderlaufbahnen ausgereift und die Nockenwellen waren besser gehärtet. Ein Problem sind jedoch die Kunststoffgleitschienen für Steuerketten und Kettenspanner, die ohne Vorankündigung brechen. Ein kapitaler Motorschaden kann die Folge sein. Fachleute empfehlen vorbeugenden Austausch. Der Mengenteiler der K- oder KE-Jetronic ist anfällig für Standschäden.
Preise
Classic Analytics listet die Mercedes S-Klasse (500 SE, W126) in gutem Zustand mit 21.000 Euro. Etwa 4.900 Euro sind für mäßige Exemplare zu zahlen. Das Coupé kommt teurer: 27.000 Euro im guten Zustand. Das Topmodell 560 SEC kostet 33.000 Euro. Sechszylinder sind günstiger: Für 16.000 Euro gibt es einen 300 SE in gutem Zustand und 3.500 Euro kostet ein mäßiges Exemplar.
- Bei Einführung 1980 (Mercedes-Benz 280 SE) :
- 42.300 Mark
- Bei Produktionsende 1991 (Mercedes-Benz 300 SE) :
- 74.400 Mark
Ersatzteile
Die Ersatzteilversorgung für die Mercedes W126-S-Klasse ist nicht mehr so vorbildlich wie noch vor einigen Jahren. Für die Erstserie wird es schwierig, an Zier- und Ausstattungsparts zu gelangen. New Old Stock wird oft über Ebay angeboten. Doch das Wichtigste ist am nächsten Tag beim örtlichen Stern-Repräsentanten verfügbar. Das Preisniveau ist vor allem für elektronische Bauteile inzwischen empfindlich hoch.
Schwachpunkte
- Kotflügel, Sacco-Bretter
- Radläufe, hinteres Seitenteil
- Heckscheibenrahmen
- Schweller, Wagenheberaufnahmen
- Zylinderkopfdichtung
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