Mercedes W 126 als Rallye-Benz

Vom Unfallwagen zur Hardcore-Offroad-S-Klasse

Bryce Ronsonet hat diesen Mercedes 300 SD Turbodiesel nicht nur vor dem Schrottplatz gerettet, sondern ihn mit sehr wenig Zeit und Geld in ein Rallyeauto verwandelt.

Golden_cedes Mercedes 300 SD Turbodiesel W 126 Offroad Umbau Foto: Larry Chen 20 Bilder

"Man braucht definitiv kein Geld, um Spaß zu haben!" Das ist einer der zentralen Sätze, den Bryce Ronsonet im Interview mit Fotograf und Auto-Influencer Larry Chen sagt. Die beiden Amerikaner sind sich kürzlich bei der Hardcore-Rallye "King of Hammers" begegnet, bei der Ronsonet sein neues Spielzeug, auf das sich der eingangs geschriebene Satz bezieht, erstmals vorführte. Dabei handelt es sich um einen 1982er Mercedes W 126, Modellvariante 300 SD Turbodiesel, der auf recht ungewöhnliche Weise "restauriert" wurde.

Wobei: Ein bisschen Geld hat Bryce Ronsonet durchaus investiert für seinen Rallye-Benz. 540 Dollar (umgerechnet 447 Euro) hat ihn die offensichtlich nicht gerade in Würde gealterte Oberklasse-Limousine gekostet. So billig ist ein Mercedes W 126 eigentlich selbst dann nicht, wenn er vom eher ungeliebten 300-SD-Turbodieselmotor angetrieben wird. Aber ein Frontschaden auf der linken Seite drückte den Preis. Diesen hat der neue Besitzer natürlich behoben. Aber nicht etwa mit Ersatzteilen. Nein, der Kotflügel und die Motorhaube wurden notdürftig "entfaltet", weshalb der nachgerüstete linke Scheinwerfer samt Blinker (das Original fehlte) recht windschief in seiner Behausung sitzt.

Umbauzeit? Eine Woche!

Gerade einmal eine Woche hat der Umbau zum Hardcore-Offroader gedauert. In dieser Zeit hat sich Ronsonet vor allem um das Fahrwerk gekümmert, wobei auch dort der Aufwand überschaubar blieb. Die Höherlegung realisierte der Amerikaner, indem er die serienmäßige Radaufhängung um neue Dämpfer ergänzte. Und natürlich über die Räder. Die Felgen sind Marke Eigenbau, da sich auf die Schnelle nichts Passendes mit dem nötigen Tiefbett fand. Die gebrauchten 33-Zoll-Offroad-Reifen erspähte er im Facebook-Marktplatz.

Golden_cedes Mercedes 300 SD Turbodiesel W 126 Offroad Umbau Foto: Larry Chen
Die Eigenbau-Felgen mit 33-Zoll-Offroad-Bereifung machten umfangreiche Karosseriearbeiten nötig.

Sie kosteten insgesamt nur 50 Dollar (gut 41 Euro), machten aber intensive Karosseriearbeiten nötig. Besonders feinfühlig scheint Ronsonet nicht vorgegangen zu sein, als er die Radläufe ausschnitt. Aber dieses, nun ja, Unperfekte passt gut zum restlichen Auto. Die vordere Stoßstange – die eh nur störte, da sie den vorderen Böschungswinkel verkleinerte – ersetzte Ronsonet durch eine als Unterfahrschutz dienende Rohr-Konstruktion, an die notdürftig per Kabelbinder das Kennzeichen befestigt wurde. Hinzu kommen ein Dachgepäckträger mit LED-Zusatzleuchten, Signalhorn und einem Gummitier als Beifahrer. Und einige Aufkleber, von denen nicht jeder jugendfreie oder politisch korrekte Botschaften vermittelt. Solche finden sich auch innen; ansonsten blieb das leicht zerfledderte Interieur weitgehend unangetastet.

Motor im Serienzustand

Das gilt auch beim Motor. Der Dreiliter-Fünfzylinder-Diesel mit Turboaufladung, in der S-Klasse einst exklusiv auf dem amerikanischen Markt verkauft, erhielt lediglich einen Ölwechsel und neue "Abgasanlage". Dabei handelt es sich um ein senkrechtes Rohr, das vertikal durch die Motorhaube sticht. Wie sich diese Konstruktion auf die Leistung auswirkt und ob der Turbodiesel überhaupt noch seine ursprünglich verfügbaren 121 PS erreicht, kann Ronsonet nicht genau sagen. Es scheint ihm aber auch recht egal zu sein.

Golden_cedes Mercedes 300 SD Turbodiesel W 126 Offroad Umbau Foto: Larry Chen
Die Abgase entweichen nun durch ein Rohr, das senkrecht durch die Motorhaube sticht.

Insgesamt hat der Bastler etwa 800 Dollar (fast 663 Euro) in das Auto investiert, das inzwischen den Spitznamen Golden_cedes trägt und über einen eigenen Instagram-Kanal mit aktuell fast 3.000 Followern verfügt. Viel größer wird die Summe nicht werden. Ronsonet kann sich zwar vorstellen, den W 126 etwas aufzurüsten, falls sich ein paar Sponsoren finden lassen. Sollte das nicht passieren, wäre das aber auch kein Drama. "Dann bleibt er, wie er ist", sagt er.

Nächster Auftritt beim "Gambler 500"?

In diesem Zustand würde der alte S-Klasse-Diesel auf jeden Fall perfekt ins Feld des "Gambler 500" passen. Das Logo der Spaß-Rallye mit Billigautos, die sich inzwischen zu einer Serie über ganz Nordamerika sowie Island ausgeweitet hat und in diesem Jahr auch im Rahmen des "King of Hammers" auftrat, trägt der Mercedes schon mal auf der Windschutzscheibe.