Mercedes High Mileage Awards
Mercedes vergibt Kilometerorden
Mercedes pflegt seinen guten Ruf als Hersteller langlebiger Automobile. Seit Jahren gibt es dazu in großen Exportmärkten eigene Auszeichnungen, inklusive Plakette für den Kühlergrill.
10.06.2023
Andreas Jüngling
Foto: Frank Herzog
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Empfehlenswert sind Mercedes Stricht-Exemplare ab September 1971 bis Juli 1973 - sie gelten als die robustesten was das Blech angeht.
Foto: Frank Herzog
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Genau untersucht werden sollten die Wagenheberaufnahmen, die Kotflügel-Schraubkanten, die Türböden und die hinteren Radläufe.
Foto: Frank Herzog
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Wenn an diesen Stellen die braune Pest schon deutlich sichtbar wütet lautet der Ratschlag: Lieber Hände weg!
Foto: Frank Herzog
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Denn eine alte Regel lautet beim Strichacht, das es im Verborgenen dann noch viel schlimmer aussieht.
Foto: Frank Herzog
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Innen sollte sich der Kaufinteressent die Zeit nehmen, die Teppiche hoch zu heben und die Längsträger sowie die Innenschweller genauestens zu inspizieren.
Foto: Frank Herzog
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Bei den Triebwerken droht kaum Ärger: Die Vier- und Sechszylinder stehen im Ruf, ausgesprochen zuverlässige Dauerläufer zu sein.
Foto: Frank Herzog
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Bei den automatischen Getrieben kommt es vor, dass die Flüssigkeitskupplung im Alter Ärger macht.
Foto: Frank Herzog
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Bei der Teileversorgung heißt es Mercedes-typisch wieder: Heute bestellt, morgen geliefert. Nur bei wenigen Interieurteilen kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Foto: Frank Herzog
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Der "Strich-Acht", wie er nach seinem Erscheinungsjahr 1968 genannt wird, ist die erste Baureihe, von der Mercedes mehr als eine Million Stück baut.
Foto: Rossen Gargolov
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Vorgestellt wird die neue Mittelklasse-Baureihe am 9. und 10. Januar 1968. Sie löst die Heckflosse ab und beendet die Zeit der Einheitskarosserie für mittlere und große Baureihe.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Anfangs überlegt Mercedes noch, Vier- und Sechszylinder stärker zu differenzieren. Das geschieht jedoch nicht, es bleiben allein die Kürzel: W 114 heißen die Sechszylinder, W 115 die Vier- und Fünfzylinder.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Der 280 E erscheint 1971, er ist mit dem aufwendigen Fahrwerk und dem aufwendigen Doppelnockenwellen-Reihensechszylinder eine frühe Sportlimousine.
Foto: Mercedes
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Mit Schaltgetriebe zeigt der M 110 Drehfreude. In unter zehn Sekunden beschleunigt ein 280 E von null auf 100 km/h, er läuft 200 km/h Spitze - zu einer Zeit, als ein Käfer kaum die 130 erreichte.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Holz im Cockpit und eine Tachoskala bis 220 weisen auf den gehobenen Status des Topmodells hin. Typisch Mercedes: Fußfestellbremse links im Fahrer-Fußraum. Das Anfahren am Berg verlangt am Berg ein bisschen Geschick.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Relativ haltlose, aber bequeme Federkern-Sitze ohne Kopfstützen.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Die vertikalen Scheinwerfer strahlen bei Nacht den Stern seitlich an, bemerkt Mercedes-Kenner Michael Rohde in seinem lange vergriffenen und nun neu aufgelegten Buch zum /8 (Mercedes-Benz /8 - Mercedes für Millionen, Motorbuch-Verlag).
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Glatte Rückleuchten und filigraner Schriftzug der ersten Serie. Der 280er hat auch als Limousine die lange Heckstoßstange.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Im August 1973 bekommt der Strich-Acht größere, von innen verstellbare Außenspiegel und geriffelte Rückleuchten.
Foto: Mercedes
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Ein rechter Außenspiegel kostet bei manchen Mercedes noch lange Aufpreis. Doch was macht das schon, wenn die Substanz des Autos stimmt und alles was da ist, grundsolide konstruiert ist?
Foto: Mercedes
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Kräftige Farben waren in den 70er-Jahren durchaus noch üblich - ebenso wie lange Antennen auf dem Vorderkotflügel.
Foto: Mercedes
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Eine Wucht: Der Dreiliter-Diesel OM 617 entstand im Prinzip durch Anhängen eines fünften Zylinders an den OM 616
Foto: Mercedes
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Der große Diesel wurde als 240D 3.0 verkauft, weil er sonst als 300D hierarchisch über dem 280E gestanden hätte, aber schlechter ausgestattet war als dieser.
Foto: Mercedes
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Das Cockpit nach der Modellpflege 1973, gut zu erkennen am geschäumten Sicherheitslenkrad.
Foto: Mercedes
Zugegeben, eine Kühlergrillplakette gehört heute zu den eher selten gewählten Zubehörartikeln fürs Auto. Das gilt insbesondere, wenn es sich um einen bereits etwas betagten Mercedes-Benz handelt, deren Frontmaske einst häufig von Landwirten mit Hufeisen und dergleichen verziert wurde. Und doch gibt es eine kleine, feine Ausnahme – und die vergeben die Stuttgarter sogar kostenlos!
Japans Kilometerkönige
Seit 2020 vergibt die japanische Tochtergesellschaft Mercedes-Benz of Japan Auszeichnungen für Kunden, deren Fahrzeug mit Stern eine Laufleistung von 100.000, 200.000, 300.000, 500.000 oder eine Million Kilometer übersteigt. Gleiches gilt für Besitzer, die ihren Wagen seit mindestens 10, 20 oder 30 Jahren durchgängig besitzen. In der Auszeichnung enthalten ist eine Urkunde, nebst Schreiben über die Anerkennung der örtlichen Mercedes-Vertreter sowie eine Plakette, die den klassischen Mercedes-Stern mit Lorbeerkranz und die erreichte Jahres- oder Kilometerleistung zeigt.
Foto: Mercedes-Benz of Japan
Neben der Plakette für den Kühlergrill gibt es ein persönliches Schreiben sowie eine Urkunde über die erreichte Jahres- oder Kilometerleistung - auf japanisch, versteht sich.
Wer für eine der Auszeichnungen in Frage kommt, kann sich bei einem örtlichen Mercedes-Händler melden, und ein ausgefülltes Formular vorlegen. Dort werden die Angaben auf Richtigkeit überprüft und dann an Mercedes selbst weitergegeben. Von dort wird innerhalb einiger Wochen dann ein Paket mit den Auszeichnungen an den Besitzer entsandt.
Die zum Teil stark urbanisierten Ballungsräume Japans machen das Autofahren nicht zur Selbstverständlichkeit – im Gegenteil: Selbst günstige Autos sind dort teuer in Anschaffung und Unterhalt. Den lokalen Gesellschaftsnormen entsprechend, wird Autofahrern mit großem Respekt und Achtung begegnet. Einst teure Importmarken, wie etwa deutsche Hersteller oder auch exotische Sportwagenbauer genießen einen hoch angesehenen Ruf.
Mr. Akitsu zeigt, wie's geht
Auf der Website, die das Formular zum Herunterladen bereithält, gibt es auch Porträts der bisherigen Gewinner, nebst einiger Interviewfragen. So zeigt sich etwa der Mercedes-Fahrer Juo Akitsu stolz vor seinem einst sündhaft teuren 500 E der Baureihe W 124. Die Sportlimousine mit V8-Motor und 326 PS besitzt der Mann seit über 20 Jahren und 200.000 Kilometern.
Foto: Mercedes-Benz of Japan
Mr. Akitsu vor seinem 500 E. Als die V8-Limo, deren Montage zum größten Teil im Zuffenhausener Porsche-Werk erfolgte, 1991 nach Japan importiert wurde, geschah dies noch durch den Mercedes-Generalimporteur Yanase.
Auf die Frage, wie er denn zu seiner Auszeichnung stehe, antwortet Akitsu nüchtern, aber bestimmt: "Ich denke, es ist umweltfreundlich, ein altes Auto zu fahren. Ich werde meinen alten Wagen auch weiterhin lieben." Möglicherweise denkt hierzulande bei einem 500 E nicht jeder sofort an Umweltschutz. Deutlich größer dürfte da die Akzeptanz über Akitsus Ansicht sein, was das Geheimnis hinter der langen Laufleistung sei.
"Vorzeitige Wartung erspart Ärger", meint er schlicht.
Großes Land mit großen Laufleistungen
Zugegeben: ein Preis für 200.000 Kilometer klingt hierzulande eher nach Pappenstiel als nach echter Laufleistung. Anders hält es da die nordamerikanische Mercedes-Vertretung. Auch die Kunden in den USA und Kanada können ein Formular ausfüllen und werden – sofern alles korrekt ist – ausgezeichnet. Dort allerdings geht es allein um Viertelmillionschritte, also 250.000, 500.000, 750.000 Kilometer und so weiter. Die amerikanischen Auszeichnungen werden übrigens angesichts der einst legendär langen Haltbarkeit der seit Jahrzehnten verkauften Mercedes-Modelle bereits seit Mitte der 60er-Jahre vergeben.
Foto: Mercedes-Benz Classic Center, USA
So sieht das amerikanische Formular aus, mit dem sich Kunden beim Classic Center in Long Beach, Kalifornien melden können.
Verdient auch Ihr Mercedes eine Plakette?
Auch hierzulande wird Markentreue also großgeschrieben. So findet sich im Mercedes-Museum ein 240 D der Baureihe W 115, der als Taxi in Griechenland mehr als 4,6 Millionen Kilometer problemlos zurückgelegt hat. Der Besitzer, Georgios Sachinidis, wurde im Jahr 2004 nicht mit einer Plakette belohnt, sondern gleich mit einer nagelneuen C-Klasse – als Taxi mit Dieselmotor, versteht sich.
Foto: Mercedes
Mit einem Mercedes W 115 (auch genannt Strich-Acht) des Typs 240 D legte ein griechischer Taxifahrer über 4,6 Millionen Kilometer zurück. Gekauft hat er den Wagen mit knapp über 200.000 auf der Uhr.
Hierzulande gibt es eine vergleichbare Auszeichnung nicht, zumindest nicht mehr. Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden ganz ähnliche Plaketten für Fahrzeuge mit hoher Laufleistung auch in Deutschland ausgegeben. Seitdem blickt man in Stuttgart der wohligen Tatsache ins Auge, dass schlicht zu viele Pkw infrage kommen. Immerhin: Wer am Steuer eines richtig großen Mercedes sitzt, etwa eines Actros, Axor oder eines anderen Mercedes-Lkw, der kann sich um eine Kühlergrillplakette bewerben, wenn er eine Million Kilometer erreicht hat.
Wirklich lobenswerte Mensch-Auto-Beziehungen kürt Mercedes übrigens auf Ebene der offiziellen Marken- und Modellclubs. Hier wird der sogenannte Silver Star an herausragende Persönlichkeiten vergeben.