25 Jahre Mercedes SLK
Der Klappdach-Pionier hat Geburtstag
Im April 1996 hatte der Mercedes SLK in Turin Premiere. Eine erste Studie des offenen Zweisitzers zeigte Mercedes schon 1994. Das Variodach sorgte für Aufsehen, hohe Nachfrage für lange Wartezeiten.
29.03.2021 Andreas Of-Allinger
Zwei Jahre, 25 Sekunden und 311.222: So viele SLK hat Mercedes-Benz von 1996 bis 2004 im Werk Bremen gebaut. Schon zwei Jahre vor der Premiere des Serienautos auf dem Turiner Salon 1996 hatte Mercedes das Publikum mit einer Studie neugierig gemacht: Die erste Studie stand 1994 noch ohne Dach auf dem Turiner Salon, die zweite hatte im Herbst desselben Jahres in Paris Premiere und schon das Variodach. Das zu öffnen oder zu schließen, dafür genügen ein Druck auf den roten Schalter in der Mittelkonsole und 25 Sekunden Zeit.
Ein Blechdach, das aus dem Cabrio ein Coupé macht – und umgekehrt – hatte zu dieser Zeit kein anderes Auto. Historisch Kundigen kam der Peugeot 301 Eclipse aus den 30er-Jahren in den Sinn, auch in den USA hatte es schon Autos gegeben, die ihr ganzes Dach im Kofferraum versenkten. Doch das Dach zu falten und zu versenken, das war neu. In Großserie hatte das noch niemand gebaut.
Das Variodach: funktioniert bis heute zuverlässig
Ob das hält, fragten Skeptiker. Heute wissen wir: Es hält. Wenn, machen Sensoren oder Steuergeräte Probleme, nicht die Mechanik selbst. Selten geht die Hydraulikpumpe rechts hinten im Kofferraum kaputt, ab und zu soll der Hydraulikzylinder im Dach selbst undicht werden. Doch größere Probleme sind nicht bekannt. Das gilt erfreulicherweise für die gesamte Karosserie und Mechanik des SLK: Die Karosserie galt damals als besonders verwindungssteif und neigt auch nach über 20 Jahren nicht zum Zittern. Rost an Kotflügelkanten, Radläufen oder Kofferraumschloss kann ein Thema sein, tritt bei vorwiegend im Sommer gefahrenen Zweitwagen jedoch seltener auf. Im Vergleich zu anderen Mercedes-Baureihen der 90er-Jahre rostet der SLK erstaunlich wenig.
Die Motoren: anfangs nur Vierzylinder
Auf den Markt kam der SLK 1996 mit drei Versionen der Motoren-Baureihe M111: Dem Saugmotor im SLK 200, dem Zweiliter-Kompressor mit 191 PS im SLK 200 für Italien-Portugal und Griechenland sowie einem 2,3-Liter-Kompressor im SLK 230. Der Basismotor mit 136 PS blieb bis zum Facelift im Programm. Ab 2000 ersetzte ihn der 200 Kompressor mit 163 PS. Gleichzeitig stieg die Leistung des 230 Kompressor von 193 auf 197 PS. Ein 3,2-Liter-V6 mit 218 PS kam hinzu. Ab 2001 folgte das Topmodell 32 AMG, dessen Kompressor-V6 354 PS leistet. Bestseller war der 230 Kompressor: 113.520 von 311.222 SLK der Baureihe R 170 wurden mit diesem Motor gebaut.
So fährt der SLK
Der vier Meter kurze Roadster steht heute noch kompakt auf der Straße. Breite Spur, niedriger Schwerpunkt und straffe Fahrwerksabstimmung sorgen für ein agiles Fahrverhalten, mit dem die etwas zähe Kugelumlauflenkung aus der C-Klasse W 202 nicht ganz mithalten kann.
Dafür passt der Komfort auch auf langen Strecken; stundenlanges Fahren ist im SLK auch wegen der überraschend geräumigen Kabine kein Problem. Die Sitze sind zwar dünner gepolstert als bei Mercedes üblich und bieten weniger Seitenhalt als bei den möglichen Querbeschleunigungen wünschenswert wäre, doch sie sind auch während längeren Etappen erstaunlich bequem. Das Dach ist leiser als das Stoffdach des SL R 129 – auto motor und sport maß in einem Test deutlich niedrigere Geräuschwerte zugunsten des günstigeren Autos.
Als hätten MX-5 und C-Klasse eine Affäre gehabt
Das alles macht den Alltag mit dem SLK angenehm und tritt in den Hintergrund, wenn das Dach im Kofferraum und eine kurvige Straße vor dem Auto liegt. Beherzt tritt der Kompressor-Vierzylinder an, kein Mercedes fuhr bis dahin so sportlich und schaltete sich so direkt wie der SLK. Mit geringen Aufbaubewegungen nimmt der SLK Kurven, bleibt auch am Limit sicher beherrschbar und erreicht sportliche Querbeschleunigungen. Ein Umstieg aus einem gleich alten SL fühlt sich an, als wäre man in einer C-Klasse gelandet, die eine Affäre mit einem MX-5 hatte. Oder als hätte Mercedes einen MX-5 mit den eigenen Ansprüchen und Teilen gebaut.
Das kostet ein SLK R 170
Gute Mercedes SLK 230 Kompressor in gepflegtem Zustand kosten laut Classic-Analytics etwa 10.100 Euro. Mäßige Autos liegen bei 2.500 Euro. Der SLK 320 mit V6-Motor bietet nur etwas bessere Fahrleistungen, ist dafür im Service und an der Tankstelle teurer. Ob er besser klingt als der etwas brummige Kompressor-Vierzylinder, ist Geschmackssache. Die Preise für diese – deutlich seltenere Version – liegen nur ein paar Hundert Euro über den Vierzylinder-Tarifen.