Kaufberatung Mercedes SL 280 bis 500 SLC - R/C 107
Der dritte SL: Hart, aber herzlich
Die komplex aufgebaute Karosserie mit zahlreichen Hohlräumen macht den 107er-Kauf zum Risiko. Scheinbar gut erhaltene Roadster und Coupés können den Gilb in sich tragen. Viele Blender sind gerade in der unteren Preisklasse unterwegs. Die Faustregel: je jünger und teurer, desto besser.
06.04.2012Karosserie-Check
Weil die Technik der SL-Modelle bis auf die üblichen Querelen wie zu großes Lenkspiel, Ölundichtigkeiten an Motor und Getriebe und ausgeschlagene Fahrwerksbuchsen generell wenig Probleme bereitet und als beherrschbar gilt, steht und fällt die Kaufentscheidung mit dem Karosseriezustand.
Die Karosserie des R/C 107 ist sehr verwindungssteif und aufprallsicher, das bedingt jedoch eine komplexe Struktur mit vielen Hohlräumen. Vor allem der Vorderwagen ist von Korrosion betroffen, typische Anzeichen sind Rostblasen über den Scheinwerfern und an den Riffelblechen. Öffnet man die Motorhaube, treten oft Durchrostungen an den Stehblechen, an der Spritzwand unter dem Windfangblech und im Bereich der Radhäuser zutage. Heckscheibenrahmen und C-Säule sind beim SLC häufig betroffen.
Rostherde sind auch die breiten Außen- und Innenschweller, vor allem im Bereich der B-Säule und an den Wagenheberaufnahmen, Autos mit Schiebe- dach sind hier genauer zu untersuchen. Manchmal finden sich Feuchtbiotope im Kofferraum, wegen durchgerosteter Radhäuser auf Höhe der Endspitzen. Ein Kriterium beim SL ist mehr denn je der Originalzustand. Holzlenkräder, Recaro-Sitze, Radlaufchrom und extrabreite Alus stehen auf dem Index.
Technik-Check
Drei Motoren-Baumuster kommen im SLC zum Einsatz. Die Achtzylinder mit Graugussblock, der Reihensechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und ab Modelljahr 1980 die Achtzylinder mit Leichtmetallblock und mit Silizium beschichteten Zylinderlaufbahnen. Diese neuartige Technologie bereitete anfangs Schwierigkeiten.
Deshalb sind die Grauguss-Achtzylinder die langlebigsten. Anfangs kamen die Alu-Motoren auch durch eingelaufene Nockenwellen, gerissene Steuerketten und hohen Ölverbrauch ins Gerede, die Kinderkrankheiten stellte Daimler-Benz jedoch rasch ab. Heute sind 300.000 Kilometer für die robusten Aggregate bei regelmäßigem Service keine Seltenheit.
Die Sechszylinder sind anerkannt robust, machen jedoch über 200.000 Kilometer vor allem im Kaltlauf durch einen rasselnden Ventiltrieb auf sich aufmerksam. Ausgeschlagene Kipphebelwellen, verhärtete Ventilschaftdichtungen und eingelaufene Nockenwellen gehören ebenso zum Krankheitsbild wie undichte Nockenwellenkästen. Die Schaltrucke der Automatikgetriebe sind bisweilen unsanft, heulende Differenziale nicht selten.
Preise
Der SLC steht, obwohl neu stets rund 5.000 Mark teurer, in der Preisentwickung seit Jahren im Schatten des Roadsters. Eine Differenz von etwa einem Drittel zu Gunsten des SL ist zu verzeichnen, ausgenommen sind die begehrten Fünfliter- Coupés. Tendenz steigend, die Szene hat den reizvollen Boulevard-Sportwagen längst entdeckt und schätzt den R/C 107 als Stilikone der siebziger Jahre.
Vor allem für den Roadster gelten die typischen Nachfrage-Regeln: Viel Ausstattung, Leder, Automatik, G-Kat und Achtzylindermotor. Beim SL notieren die späten Modelle trotz des umstrittenen 85er-Facelifts eindeutig höher. Als Publikumsliebling gilt der 300 SL mit G-Kat, der 280 SLC ist der Preiswerteste.
- Bei Einführung 1974 (Mercedes 280 SL) :
- 32.500 Mark
- Bei Produktionsende 1985 (Mercedes 280 SL) :
- 57.000 Mark
Ersatzteile
Es gibt nahezu alles, das meiste sogar innerhalb von zwei Tagen beim Local- Mercedes-Benz-Dealer. Doch die Preise sind recht hoch, vor allem für Ausstattungs- und Zierteile. Manch seltene Interieurfarbe ist allerdings vergriffen, wenn es um Türverkleidungen, Sitzbezüge oder Hutablagen geht. Das gilt vor allem für frühe Modelle bis 1975. Ein Clubbeitritt zahlt sich deshalb aus.
Schwachpunkte
- Kotflügel und Stehbleche
- Riffelblech rundum
- Innen- und Außenschweller
- Radläufe hinten
- Schiebedachrahmen (SLC)
- Zylinderkopf (280 )
- Motorsteuergeräte (V8)
- Automatikgetriebe (Schaltrucke)
- Heulendes Differenzial
- Vorderachse (Traggelenke)
- Gerissene Instrumentenbretter
- Ausgeblichener Velours (SLC)
- D-Jetronic (bis 1976)
Wertungen
Fazit
Die komplex aufgebaute Karosserie mit zahlreichen Hohlräumen macht den 107er-Kauf zum Risiko. Scheinbar gut erhaltene Roadster und Coupés können den Gilb in sich tragen. Viele Blender sind gerade in der unteren Preisklasse unterwegs. Die Faustregel: je jünger und teurer, desto besser.