50 Jahre Mercedes C111
Design-Studie mit Wankelmotor
Der C111 war 1970 der spektakulärste Technologieträger von Mercedes-Benz. Kunden stellten Blanko-Schecks aus, um den Sportwagen zu bekommen. Doch Mercedes weigerte sich und der C 111 blieb unverkäuflich.
20.03.2020
Andreas Of-Allinger, Lilly Wöbcke
Foto: Mercedes-Benz
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350 PS an den Hinterrädern und etwas Gegenlenken genügen im Mercedes-Benz C 111 zum Drift mit Bestnote.
Foto: Jürgen Zerha
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Kurven fahren in einer Zeit, als sich die meisten Autos dabei noch sichtbar zur Seite neigten.
Foto: Jürgen Zerha
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Schnelles Duo der zweiten Serie: Die GFK-Karosserien weichen in Details voneinander ab. Etwa bei den Lufteinlässen.
Foto: Jürgen Zerha
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1969 war die große Zeit des Wedge-Designs, dem sich auch der C 111 nicht entziehen konnte: keilförmige Bugpartie, Klappscheinwerfer.
Foto: Jürgen Zerha
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Der Einarm-Wischer machte später als Hubwischer im Mercedes-Benz 190 (W 201) und in der späteren E-Klasse (W 124) Karriere.
Foto: Jürgen Zerha
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Racing-Reifen mit wenig Negativ-Profil für bessere Messwerte bei den Rekordfahrten.
Foto: Jürgen Zerha
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Der Mercedes-Benz C 111 sollte der attraktivste Sportwagen seiner Zeit werden. Natürlich mit Flügeltüren.
Foto: Jürgen Zerha
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Der ab 1970 installierte Vierscheiben-Wankelmotor ist vor lauter Fahrwerk kaum zu sehen; er bot lange nicht die Laufleistungen, die Mercedes-Kunden erwarteten.
Foto: Jürgen Zerha
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Während im Cockpit des C 111 vieles noch an die bürgerlichen Serien-Limousinen erinnert, deuten Tacho und Renngurt schon auf die verschärfte Gangart hin.
Foto: Jürgen Zerha
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"Erstaunlich, wie präzise und komfortabel das Fahrwerk auch nach 16 Jahren noch wirkt” - Projektleiter Dr. Hans Liebold, 1986.
Foto: Jürgen Zerha
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Der erste Entwurf des C 111 (links) war noch ein Blechauto mit Rundscheinwerfern; dann folgte die Serie I (ganz oben) und Serie II.
Foto: Jürgen Zerha
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In seiner vierten Form fuhr der C 111 Klassen- und Weltrekorde. Die Rekordautos entstanden aus den vorhandenen Fahrzeugen und Teilen.
Foto: Jürgen Zerha
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Mit der Ölkrise stirbt das Projekt C 111 im Jahr 1973, fünf Jahre nach dem ersten Entwurf.
Foto: Jürgen Zerha
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Mercedes-Benz Classic holt zu wichtigen Anlässen gerne den C111 aus dem Museum und setzt ihn bei Rennen, wie hier bei den Classic Days Schloss Dyck ein.
Foto: Archiv
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Dieses Bild zeigt die zweite Version mit erstarktem Wankelantrieb. Im Gegensatz zum ersten C111 mit schwarzem Querstreifen trägt sie zwei Längsstreifen auf der Frontpartie.
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Hinter dem Mercedes-Benz C111 parkt hier der Diesel-C111-III mit einem vom 300 SD abgeleiteten Dreiliter-Fünfzylinder-Dieselmotor, der 230 PS leistet.
Foto: Mercedes
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Hier ist der Mercedes-Benz C111/III von 1978 zu sehen, der in Nardo bei einer 12-Stundenfahrt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 316 km/h erreichte.
Foto: Mercedes
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Drei Entwicklungsstufen: Der erste Prototyp (hinten), der Mercedes-Benz C111/I und ganz vorne der C111/II.
Foto: Mercedes
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Mercedes-Benz C111 III, das Nardo-Diesel-Rekordfahrzeug von 1978. Die Flunder mit der auffälligen Heckfinne wird von einem Fünfzylinder-Selbstzünder auf 320 km/h gebracht.
Foto: Mercedes
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Schon der Vorgänger, der Mercedes-Benz C111/II brach auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Nardo 16 Rekorde.
Foto: Mercedes
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Im aerodynamisch optimierten Karosseriekleid gelangen dem C111-III 1978 in Nardo neun Geschwindigkeits-Weltrekorde über verschiedene Distanzen und in verschiedenen Zeitintervallen.
Foto: Mercedes
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Bis zum Beginn der Ölkrise wäre eine Serienfertigung des C111 noch denkbar gewesen. Doch die weltweite Krise beendete das Engagement. Offiziell soll Mercedes nie an eine Serienfertigung gedacht haben - trotz zahlreicher Interessenten, die direkt auf den Messen Blanko-Schecks ausstellten, um einen der C111 in ihrer Garage zu dürfen..
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Auch auf dem Genfer Auto Salon 1970 war der Mercedes-Benz C111 II eine der Hauptattraktionen.
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Mercedes erhoffte sich von dem C111 eine ähnliche Anziehungsraft wie von dem Supersportler der 50er-jahre, dem 300 SL.
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Wie sein Vorbild besitzt der C111 auch die spektakulären Flügeltüren, durch die die Passagiere ins Innere gelangen.
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Hier hält das Rekordfahrzeug C111/III kurz für den Boxenstop, bevor es wieder auf die Strecke startet.
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Unter anderem durch die zusätzliche Verkleidung der Radkästen konnten die Mercedes-Ingenieure einen cW-Wert von 0,183 realisieren.
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Unter Hochdruck: Der Ladedruck des Selbstzünders wurde bei dem Rekordfahrzeug auf maximale Leistung ausgelegt.
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Drei der Versuchsfahrzeuge wurden verschrottet, eines erlitt in Hockenheim einen Totalschaden
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Hier sieht man die deutliche Tieferlegung des Rekordfahrzeugs C111/III, die den Luftwiderstnd minimieren hilft.
Der Mercedes C 111 wurde 1969 als Forschungsfahrzeug für Wankelmotoren und Leichtbau-Werkstoffe konstruiert und begeisterte vor allem durch Design und das Flügeltüren-Coupé. Angetrieben wurden die ersten Exemplare von einem Dreischeiben-Wankelmotor (Kammervolumen 600 ccm) mit 280 PS. Mit dieser Leistung konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h erreicht werden. Typisch für den "Flügeltürer", der von Joseph Gallitzendörfer und Bruno Sacco gestaltet wurde: Die Lackierung im hellen Goldton "Weißherbst". Noch heute ist Mercedes-Benz Classic bei Veranstaltungen wie der Oldtimer-Rallye Silvretta Classic mit einem C111 unterwegs; heute treibt ein 200 PS starker 3,5-Liter-V8 den Mittelmotor-Sportwagen an. Ein Motor, den es so auch in Serienautos wie dem 350 SE W116 gab. Dabei hatte vor fast genau 50 Jahren eine viel spektakulärere Version der Sportwagen-Studie Premiere.
Wankel-C 111 mit 350 PS
Foto: Mercedes-Benz
Der Wankel-C111 drehte vor 50 Jahren auf einem Rundkurs bei Genf Demorunden.
Die zweite Ausbaustufe mit Vierscheiben-Wankel hat 1970 in Genf Premiere. . Der Rotationskolbenmotor mit dem sachlichen Namen M 905 F mit viermal 602 Kubikzentimeter Kammervolumen toppt seinen Vorgänger mit einer Leistung von 350 PS. Mit diesem Motor in Wagenmitte kommt die magische Grenze von 300 km/h in Reichweite. Journalisten können den Wankel-C 111 vom 12. bis 22. März 1970 nicht nur auf dem Stand von Mercedes-Benz erleben, wo er auf einem eigenen Podest zwischen zwei SL W113 "Pagode" steht: Ein Versuchswagen mit der internen Nummer 31 dreht am 10. Und 11. März 1970 auf dem Circuit de Monthoux Demonstrationsrunden.
Doch Mercedes-Benz beerdigt bald das Wankel-Projekt: Ein 3,5-Liter-V8-Otto aus der Serie ersetzt im Dezember 1970 den Rotationskolbenmotor. Doch der C 111 dient als Basis für weitere Experimentalfahrzeuge und Rekordfahrten.
C 111 nach Ölkrise mit Dieselmotor
Doch die Ölkrise Anfang der Siebziger verschiebt die Prioritäten der Ingenieure. 1976 wird der C 111 mit einem Dieselmotor ausgerüstet, um die Leistungsfähigkeit dieses Selbstzünder-Konzeptes zu verdeutlichen. Zum Einsatz kommt einTurbo- Reihenfünfzylinder mit 190 PS, der den C111-II D auf bis zu 260 km/h beschleunigte.
Eben dieser Motor wurde auch im Rekordfahrzeug C 111-III eingesetzt, allerdings mit einer Leistung von 230 PS, was zu damaligen Zeiten einen sehr hohen Wert darstellte. Dank einer komplett neuen Karosserie mit einem cW-Wert von 0,183 erreichte der Rekord-C-111 eine Geschwindigkeit von 325 km/h.
C 111-Topmodell mit 500 PS und 405 km/h
Das Nonplusultra der C111-Reihe wurde dann 1979 vorgestellt. Nun ging es nicht mehr um Verbrauch oder ein neues Antriebskonzept – jetzt sollten die Rekorde purzeln. Daher nahmen die Motorenbauer einen 4,5-Liter-V8, der seit 1973 auch in S- und SL-Klasse verbaut wurde, und holten aus ihm heraus, was ging. Am Ende der Tuning-Maßnahmen standen 500 PS bei 6.000/min auf dem Prüfstand – und eine Höchstgeschwindigkeit von 405 km/h.