Mercedes-Benz W220 im Check
S-Klasse fahren schon ab 2.500 Euro
Im Vergleich zum Vorgänger wirkt der W220 zierlich. Er interpretiert das Thema S-Klasse - also der besten Limousine der Welt - weniger arrogant, ist aber mehr noch als der W140 ein Technologieträger.
26.10.2015
Michael Orth
Foto: Arturo Rivas
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Im Vergleich zu seinem Vorgänger wirkt die S-Klasse der Baureihe W220 geradezu zierlich.
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Das Cockpit als Kommandostand: Bis zu 40 Steuergeräte reagieren auf die Befehle an Tasten, Pedalen und Lenkrad.
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In der breiten Mittelkonsole sind der kleine Navi-Bildschirm, eine Wähleinheit für Telefon & Co., die Bedienknöpfe für Radio und die Multimediafunktionen sowie die Panels für die Klimaautomatik eingepasst.
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Sitz- und Außenspiegelverstellung liegen in der Tür zur Hand.
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Ab Marktstart gab es eine 5-Gang-Automatik, im Jahr 2003 wurde eine 7-Stufen-Automatik eingeführt.
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Auf der schmalen Holzleiste im Armaturenbrett sind weitere Schalter zu finden. Unter anderem für Fahrwerk, Kopfstützen, Türverriegelung, Parkpiepser, Rollo etc.
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"Bitte einmal mit allem!" - Luxus pur: So ausgestattet waren nicht wenige der S-Klassen der Baureihe W220.
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Die Schemazeichnung der Klimaautomatik und Heizungsanlage offenbart einen hohen Grad an Komplexität. Doch was überragend ist, wenn es funktioniert, kann zu einem Groschengrab werden, wenn ein Defekt auftritt.
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120 mm: In Radstand und Länge überragt die Langversion des W220 die Standardkarosserie um je zwölf Zentimeter. Der S 500 lang ist mit 108.823 Exemplaren die erfolgreichste W220-S-Klasse.
Foto: Arturo Rivas
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Ein Triebwerk voller Kraft und Laufruhe: Der 5-Liter-V8 mit 306 PS ist einer der wenigen Motoren, die die Bezeichnung "souverän" wirklich verdienen.
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Aufwendiges Fahrwerk: Dank Luftfederung und adaptiven Dämpfern kommt bei der Besatzung kaum etwas von Fahrbahnschäden an.
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Die S-Klasse der Baureihe W220 gleitet über alles hinweg. Wenn am Airmatic-Fahrwerk ein Defekt auftritt, kostet das meist recht viel Geld, doch Druckverluste sind meist einfach zu beheben.
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Abstandskontrolle: Die Distronic regelt automatische den Abstand zum Vordermann - nur eines von vielen Merkmalen des Technologieträgers.
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Wirkt heute schon antiquiert, war damals aber höchst fortschrittlich: Autotelefon in der Armlehne.
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Kostete damals ein Vermögen: Mini-Bildschirm mit Videotext.
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Die Sicherheitsausstattung der Baureihe W220 verdeutlicht Mercedes' Anspruch, das sicherste Fahrzeuge der Welt zu bauen.
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Fast alles war möglich: Der Ausstattung und den Sonderwünschen waren keine Grenzen gesetzt.
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Die Fondpassagiere konnten ihr Klima selbst wählen.
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Zwischen 1998 und 2005 liefen 484.683 Exemplare der W220-S-Klasse vom Band.
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Die heutigen Preise treiben einem fast die Tränen in die Augen: Schon für 2.500 Euro gibt es fahrbereite Exemplare. Wenn es auch das Einstiegsmodell S320 sein darf, bekommt man zwischen 2.500 und 4.000 Euro sogar checkheft-gepflegte Autos.
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Bewusst sollte den Käufern dann allerdings auch sein, das die Unterhaltskosten auf hohem Niveau liegen - da ist der W220 ganz S-Klasse.
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Fast zum Weinen: Die Preise für die S-Klasse der Baureihe W220 sind im Keller.
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Alles möglich: Es gab kaum einen Kundenwunsch, der nicht erfüllt werden konnte.
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In Sachen Sicherheitsausstattung setzte Mercedes wieder Maßstäbe - ganz im Sinne von Béla Barényi, dem "Urvater der passiven Sicherheit" bei den Stuttgartern.
Karosserie-Check
Kantenrost verunziert Türen und Hauben der W220-S-Klasse von Mercedes. Um den Kühler rosten einige W220 infolge von vielen kleinen Steinschlägen. Außerdem blühen die Radläufe gern. Gleich zu erkennen sind auch Blasen, die sich um den Schiebedachausschnitt bilden.
Demgegenüber versteckt sich Rost am Schweller hinter Kunststoffblenden, in der Verlängerung der A-Säule kann es hinter den Kotflügeln rosten. Ungleichmäßige Spaltmaße deuten an der recht steifen Karosserie des Mercedes W220 möglicherweise auf Unfallschäden.
Technik-Check
Die Mechanik des Antriebs ist robust und zuverlässig, die Elektronik des Mercedes W220 ist es nicht immer. Es empfiehlt sich, vor dem Kauf die gesamte Elektronik mit Diagnosegerät auszulesen. Defekte sind teuer, weil oft nur mit Austauschteilen zu kurieren.
Neuralgischer Punkt ist die Funktion des Airmatic-Fahrwerks, wobei Druckverluste recht einfach zu beheben sind. Weitere Schwachpunkte der Mercedes W220 S-Klasse: die Common-Rail-Anlage des S 400 CDI sowie die Siebengangautomatik.
Preise
Es ist die Zeit der Schnäppchen: Laut Marktbeobachter Classic-Analytics gibt es fahrbereite Mercedes W220 schon für unter 2.500 Euro: 100 Euro darunter ist ein W220 im Zustand 4 gelistet. Gut gepflegte Exemplare mit einem durchgestempelten Checkheft kosten etwa 8.800 Euro.
Deutlich günstiger ist das Einstiegsmodell S320, das es scheckheftgepflegt schon für etwa 2.500 bis 4.000 Euro gibt. Die Laufleistung spielt dabei übrigens kaum eine Rolle - selbst Autos mit deutlich über 250.000 km sind noch für einige Erdumrundungen gut, sofern sie gut und regelmäßig gewartet wurden. Allerdings gilt es, bei allen Motorisierungen auf die einwandfreie Funktion der komplexen Elektronik zu achten. Ist hier der Kupferwurm drin, wird es meist richtig teuer.
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Bei Einführung 1998 (Mercedes-Benz S 500 lang)
:
- 153.584 DM
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Bei Produktionsende 2005 (Mercedes-Benz S 500 lang)
:
- 87.638 Euro
Ersatzteile
Er ist ja gerade mal zehn Jahre aus der Produktion, der Mercedes W220, da stellt die Teileversorgung markentypisch kein Problem dar. Die Preise allerdings schon - S-Klasse eben. Speziell Komponenten für die umfangreiche Elektronik können gut ins Geld gehen.
Schwachpunkte
- Kantenrost (Türen, Hauben)
- Verarbeitung (frühe Exempl.)
- Elektronik
- Wartungsstau
- Lecks an der Luftfederung
- Bremsverschleiß
- Bremsleitungen
- Benzinleitungen
- Vorderachse ausgeschlagen
- Lenkspiel
Wertungen
Fazit
Die Mercedes S-Klasse der Baureihe W220 befindet sich noch auf dem absteigenden Ast: Für einen Klassiker zu jung, für einen repräsentativen Wagen langsam zu alt. Beste Zeit also für Schnäppchen. Denn das Gebotene bewegt sich auf höchstem Niveau und erfüllt viele Vorgaben, die an die beste Limousinen der Welt gestellt werden. Das Fahrwerk ist immer eines der besten, die umfangreichen Assistenzsysteme geben das Gefühl der Geborgenheit, die modernen Motoren haben immer Druck.
Ein Problem gibt es allerdings: Der Unterhalt ist eben nicht so günstig wie die Anschaffung - und die komplexe Elektronik kann mit einem Schlag die ganze ersparte Summe aufbrauchen. Daher unbedingt einen Check in der Werkstatt machen lassen, inklusive Auslesen der Fehlerspeicher - das beruhigt den Beginn einer Freundschaft, die noch viele Jahre andauern kann.