Mercedes 770 aus Hitlers Fuhrpark nicht versteigert
7 Millionen für Oldtimer mit Nazi-Historie reichen nicht
Bei der Auctions Week in Scottsdale wurde ein Mercedes-Benz 770 aus dem Fuhrpark von Adolf Hitler angeboten. Gekauft hat Parade-Oldtimer aus dem Jahr 1939 allerdings keiner.
19.01.2018 Patrick LangDer Mercedes der Baureihe W150 sollte bei der Scottsdale Auctions Week unter den Hammer kommen. Laut den Fahrzeugdokumenten im Jahr 1939 wurde er an den „Führer und Reichskanzler“ ausgeliefert. Das damalige Topmodell von Mercedes ist ein seltenes Stück, nur 88 Stück hat Mercedes gebaut. Im Vorfeld der Auktion wurde kein Estimate öffentlich genannt. Das Höchstgebot lag bei 7 Millionen Dollar – dem Verkäufer war das offenbar zu wenig – der offene Benz wurde nicht verklauft.
Laut Expertenmeinungen, unter anderem von classic analytics, war das Höchstgebot marktgerecht. Mit einem Erlös zwischen sieben und neun Millionen Dollar wurde gerechnet. Das entspricht in etwa dem Niveau eines Mercedes-Benz 540K Spezial Roadster als teuerstem klassischen Mercedes. Der grosse offene Tourenwagen stammt aus dem Werk in Sindelfingen und wurde 1945 von der US Army symbolisch für den Sieg über Nazi-Deutschland beschlagnahmt. Bis 2004 verblieb der Mercedes in den USA, zuletzt in der Imperial Palace Auto Collection von Ralph Engelstad in Las Vegas.
7,7-Liter-Achtzylinder mit Kompressor
Angetrieben wird das 2,7 Tonnen schwere Fahrzeug von einem kompressorgestützten 7,7-Liter-Reihenachtzylinder mit 230 PS. Mit einem Preis von damals 38.000 Reichsmark für die Limousine war der „Grosse Mercedes“ eines der teuersten Autos, die auf dem Markt waren. Die offene Ausführung war sogar noch 6.500 Reichmark teurer. Das auf der Auktion angebotene Exemplar war das vierte Auto, in dem sich Adolf Hitler chauffieren ließ. Gefahren wurde der Mercedes von SS-Offizier Erich Kempka.
„Dass wir dieses Fahrzeug anbieten, hat absolut nichts mit einer Glorifizierung von Hitler und seiner destruktiven Politik zu tun. Hier geht es um eines der bemerkenswertesten Fahrzeuge des letzten Jahrhunderts und um die Erinnerung daran, dass so etwas wie das Nazi-Regime nie wieder passieren darf“, heißt es seitens des Veranstalters. Zehn Prozent des Erlöses sollen daher auch für die Forschung und Aufklärungsarbeit zum Holocaust gespendet werden.
Wie bemerkenswert dieses Auto tatsächlich ist, erschließt sich spätestens mit Blick auf die weitere Kundschaft des W150 und seines Vorgängermodells W07: Dazu zählen Kaiser Wilhelm II, Paul von Hindenburg, der japanische Kaiser Hirohito und die Päpste Pius XI und XII. In unserer Bildergalerie können Sie sich einen Eindruck vom „Grossen Mercedes“ verschaffen.