Mercedes-Benz 560 TEL (W 126)
Kombi-Umbau zum Preis einer neuen S-Klasse
RM Sotheby’s hat einen W126 verkauft, den Karosserie-Spezialist Caro 1990 zu einem Kombi umgebaut hat. Der Preis für das S-Klasse T-Modell liegt erstaunlich hoch.
29.01.2021
Andreas Of-Allinger
Foto: RM Sotheby's
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Auf den ersten Blick ein Mercedes der S-Klasse in 199 Blauschwarz Metallic, Baureihe W 126, 2. Serie ab 1985.
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Bis hierhin sieht auch alles ganz normal aus. Nur der Dachreling-Ansatz oberhalb der Fondtür wirkt nicht serienmäßig.
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Am Ende stimmt hier etwas nicht: Wie kommt das Kombiheck an die Luxuslimousine?
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Caro, eine Karosseriefirma aus Hamburg, hat den 560 SEL im Mai 1990 zum 560 TEL umgebaut.
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Heckklappe und Rückleuchten stammen vom T-Modell der mittleren Baureihe W124, die hinteren Seitenfenster sind Sonderanfertigungen.
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Die S124-Rücklechten sehen etwas schief aus. Sie scheinen nicht ganz zur Karosserielinie des W126 zu passen.
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Dafür wirkt der Schriftzug, als käme er vom Werk.
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Vorn ist wieder alles ganz S-Klasse: schwarzes Leder, Wurzelholz.
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Sogar einen Beifahrerairbag hat der üppig ausgestattete 560 SEL/TEL.
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Der Kilometerzähler steht bei 110.622 Euro, das Rechteck darüber für die Antriebs-Schlupregelung.
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Vor dem Automatik-Wählhebel befinden sich Schalter, für die im Wurzelhol der Mittelkonsole kein Platz mehr war: Sitzheizung, Überland-Fanfare, Heckwischer und Scheinwerfer-Reinigungsanlage.
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Das Becker Online Pro muss irgendwann später ins Auto gekommen sein. Ab Werk gehört ein Becker Mexico oder Grand Prix in den 560er.
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Die Leerlaufdrehzahl erscheint etwas zu hoch und die Farbe der Zeiger ist nicht einheitlich.
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Hereinspaziert: Aus dieser Perspektive könnte das auch ein SEL sein.
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Üppige Beinfreiheit und je drei Schalter in den Fondtüren.
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Sauber aufgereiht: Schalter für Scheibenheber, Sitzheizung und die verstellbare Fondsitzbank. Die kann elektrisch um 10 Zentimeter nach vorn geschoben werden.
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Die Rücksitzlehnen sind offensichtlich nicht umlegbar; beim W126 steht dem der Tank im Wege. Das gäbe in der ams-Punktewertung Abzug beim Thema Variabilität. Auch die Stufe würde kritisch bemerkt.
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Vorn rechts im Motorraum schmiegt sich der Kasten für ABS und ASR an den linken Radkasten. Den Rest des Raums, den keine Nebenaggregate oder Kühler belegen, füllt der 5,6-Liter-V8 souverän aus.
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Die rechte Zylinderbank samt Auspuffkrümmer ganz nah.
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2.290 Kilogramm darf der 560 TEL vollbeladen wiegen.
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Für 112.000 US-Dollar, umgerechnet rund 92.360 Euro, hat RM Sotheby’s während der diesjährigen Auktion in Scottsdale einen S-Klasse-Kombi versteigert, den eine Hamburger Firma 1990 aus einem 560 SEL gebaut hat.
Umbau von Caro in Hamburg
Verlängertes Dach, eine modifizierte Heckklappe vom S124 und eigens angefertigte Seitenscheiben: So entstand ein Auto, das Mercedes ab Werk nie angeboten hat. Ein 560 TEL. So steht es auch in Chromlettern an der Heckklappe.
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Mit Rückleuchten und Heckklappe eines S124 baute Caro den 560 zum Kombi um.
Die Rückleuchten stammen ebenso wie die Hecktür und einige Teile der Kofferraumauskleidung vom damals einzigen Kombi der Marke, dem S124. Anders als bei diesem sind die Rücksitzlehnen im TE nicht klappbar; dem steht der Tank im Weg. Auch die Elektrisch um zehn Zentimeter längs verstellbare Rücksitzbank dient nicht etwa der Laderaumerweiterung, sondern dem Komfort – wir befinden uns halt in der Luxusklasse. Denn die technische Basis sowie die Innenausstattung bis zur Rücksitzbank stammt vom Spenderfahrzeug, enem 560 SEL. Das wird auch beim Blick unter den Kofferraumboden deutlich: Wer schon mal die Reserveradmulde eines W126 gesehen hat, dem wird der Anblick bekannt vorkommen.
560 SEL T-Modell in 199 Blauschwarz
Foto: RM Sotheby's
Caro hat als Basis für den Umbau einen 560 SEL genutzt.
Die Basis für den Umbau eine 560 SEL Limousine in 199 Blauschwarz-Metallic, wurde im Mai 1990 zu Caro International nach Hamburg geliefert. Die Karosseriefirma hatte schon 190er zu Cabrios umgebaut, Luxuslimousinen verlängert und Autos gepanzert. Auch Interieur-Aufwertungen und Motor-Umbauten bietet die Firma aus Ottensen an – bis heute. Gepanzert und individualisiert hat Caro den Kombi nicht. Das Interieur blieb, wie es ab Werk war: gediegen schwarz.
Auffällig ist allein die komplette Ausstattung: Unter anderem hat der Kombi den beim W126 bestellbaren, aber selten georderten Beifahrerairbag samt des dazugehörigen, abschließbaren Fachs mit Holzrollo in der Mittelkonsole. Auf einer Leiste vor dem Automatik-Wählhebel sitzen all jene Schalter, die im Wurzelholz der Mittelkonsole keinen Platz mehr gefunden haben: Überland-Fanfare, Sitzheizung und der Schalter für den Heckwischer sowie die Scheinwerfer-Reinigungsanlage.
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Üppige Ausstattung. Sogar einen Beifahrerairbag hat das 126 T-Modell.
200.000 Mark Umbaukosten
Der S-Klasse-Kombi soll übrigens laut RM Sotheby’s vor 30 Jahren 337.000 Mark gekostet haben. Das Topmodell von Mercedes-Benz, eine 560 SEL Limousine stand 1990 mit 137.028 Mark in der Preisliste. Im Auto stecken also Extras und Umbaukosten im Wert von 200.000 Mark. Am 25. Januar wurde der 560 TEL in Scottsdale/Arizona für umgerechnet etwa 92.430 Euro versteigert – das Dreifache dessen, was eine Limousine im Zustand eins wert wäre.