Mercedes 280E W123 Rallye von 1977 zu verkaufen

Marathon-Mercedes mit 30.000 Rallye-Kilometern

Mercedes fuhr mit dem 280E im Sommer 1977 die London-Sydney-Rallye. Den einzigen Werkswagen in privater Hand versteigert Artcurial am 7. Februar 2025 während der Rétromobile in Paris.

Mercedes-Benz 280E W123 Rallyeauto (1977) Foto: Mercedes-Benz-Archiv 21 Bilder

Was die Serienautos anging, war bei Mercedes in den 70er-Jahren mächtig was los: Jede wichtige Baureihe bekam mindestens ein Facelift oder wurde komplett erneuert – die S-Klasse sogar zwei Mal. Parallel lief bis zum endgültigen Stopp die Entwicklung des Wankelmotors. Im Motorsport war hingegen wenig los. Nach dem Ausstieg aus der Formel 1 und der Sportwagen-Weltmeisterschaft Mitte der 50er-Jahre war es bei kleineren Einsätzen mit Pagode und Heckflosse geblieben.

London-Sydney: Rallye über 30.000 Kilometer

Statt Prototypen auf Rundstrecken zu schicken, wie es Porsche tat, wollte Mercedes im Motorsport mit seriennahen Fahrzeugen die Markenwerte Qualität und Zuverlässigkeit beweisen. Die Langstrecken-Rallye London-Sydney versprach mit 30.000 Kilometern über übles Terrain die nötige Härte und ausreichend mediale Aufmerksamkeit. Der 1976 präsentierte W123 sollte robust genug und mit dem M-110-Reihensechszylinder sportlich genug sein.

Also bereitete die Sportabteilung auf Basis serienmäßiger Karosserien vom Band des Werks Sindelfingen ein Rudel 280E für die Rallye London-Sydney vor. Die Limousinen bekamen für mehr Stabilität Überrollkäfige eingebaut. Feder- und Stoßdämpferaufnahmen sowie die Befestigungspunkte der Achslenker wurden verstärkt. Straffere Bilstein-Stoßdämpfer, härtere Federn und 15-Zoll-Räder sollen Schläge auf den schlechten Strecken besser wegstecken. Die Karosserie liegt außerdem 35 Millimeter höher. Sandbleche schützen Front und Heck.

Leergewicht: 1.250 kg

Frei liegende Technik am Unterboden bekam Schutzverkleidungen, die Abgasanlage verlegten die Techniker in einem eigenen Tunnel. Seiten- und Heckscheiben aus Plexiglas, der Verzicht auf Heizung sowie Teile der Dämmung und Verkleidung kompensierten das Mehrgewicht. Am Ende lag das Leergewicht laut Werksangabe bei 1.250 Kilogramm. Lenkrad und Instrumente entsprechen der Serie. Sportsitze und Renngurte passen das Interieur dem Einsatzzweck an. Eine Rückbank gibt es nicht.

Leistung: 180 PS

Weil mit schlechter Spritqualität zu rechnen war, wurde die Verdichtung des Motors von 9:1 auf 8,55:1 reduziert. Ein Zusatztank mit hochoktanigem Kraftstoff und ein Kanister Antikopfmittel sollten Klingeln verhindern. Trotz der reduzierten Verdichtung holten die Techniker 180 bis 182 PS aus dem 2,8-Liter-Reihensechser. In der Serie leistete der Motor 177 PS. Das Schaltgetriebe mit vier Gängen stammt aus den V8-Modellen 350 SE, SL und SLC, es wurde mit einer von 3,54 auf 3,69 verkürzten Hinterachs-Übersetzung kombiniert.

Sechs Teams traten am 14. August 1977 mit Mercedes 280E in London an. Der Sieger der ersten London-Sydney-Rallye von 1968, Andrew Cowan, bildete mit Colin Malkin und Mike Broad ein britisches Team. Ein britisches Duo, Tony Fowkes und Peter O' Gorman flankierte den Einsatz.

Mit Alfred Kling, Klaus Kaiser und Jörg Leininger trat ein rein deutsches Trio an. Achim Warmbold, Hans Willemsen und Jean Todt sowie Wolfgang Mauch und José Dolhem bildeten jeweils deutsch-französische Teams. Die Besetzung für den sechsten 280E hatte das ZDF nominiert: Hier reiste neben Herbert Kleint und Günther Klapproth der Kameramann Herbert Vormbruck mit.

Britischer Doppelsieg für die Mercedes-Truppe

Als der Rallyetross nach 30.000 Kilometern durch 15 Länder am 28. September 1977 Sydney erreichte, lagen die Briten vorn: Cowan/Malkin/Broad gewannen mit dem schmalsten Strafzeitkonto vor Fowkes/O’Gorman – ein Doppelsieg für Mercedes-Benz. Auf Platz sechs lagen Kling/Kaiser/Leininger, auf Platz acht Kleint/Klapproth/Vormbruck.

Die beiden Autos, die in Sydney auf Platz Eins und Zwei ins Ziel kamen, gehören heute zur Sammlung von Mercedes-Benz. Das sechstplatzierte Auto ist in privater Hand und wird am 7. Februar 2025 von Artcurial während der Rétromobile-Auktion in Paris zum Kauf angeboten. Der Schätzpreis liegt bei 150.000 bis 250.000 Euro.