Mercedes-Benz AMG 124er 6.0 V8 'Hammer'
Mercedes-Mittelklasse für über eine Million
Sechsliter-V8 und Fünfgang-Schaltgetriebe: Diese beiden Mercedes-Benz AMG 'Hammer' der Baureihe 124 sind richtig selten und teuer.
11.02.2025 Andreas Of-Allinger
Mercedes mit dem 6.0 V8 von AMG sind bei Sammlern sehr begehrt und erzielen vor allem in den USA enorm hohe Preise. Eine besonders hohe Aufmerksamkeit bekommen "Pre-Merger", also vor 1990 gebaute Modelle. In diesem Jahr unterzeichneten AMG und Mercedes einen Kooperationsvertrag, der zum Vertrieb von AMG-Modellen über Mercedes-Händler und der gemeinsamen Entwicklung von Autos führte. Die ersten Modelle aus dieser Kooperation waren 1993 der C 36 als sportliches Topmodell der C-Klasse Baureihe W 202 und 1995 der E50 AMG auf Basis der 210er-E-Klasse.
6.0 V8 mit 375 PS im W124
Im Grunde war das Ziel gleich geblieben: Mercedes schneller machen. Doch die Mittel unterschieden sich. Erhard Melcher, das M von AMG, hatte für den Mercedes-Achtzylinder M 117 einen Vierventil-Zylinderkopf entwickelt und den Hubraum von fünf auf sechs Liter erweitert. Einen Vierventil-Achtzylinder hatte Mercedes ab 1989 mit dem M 119 im Angebot. Der hatte ab Werk, zum Beispiel im 500 SL, 326 PS. Der AMG M 117 brachte es auf 375 PS.
Diesen Motor baute AMG in den Bug der mittleren Mercedes-Baureihe W 124. Der Umbau verdoppelte Hubraum und Leistung eines serienmäßigen 300E – der ja für sich genommen schon gut ging. Bei auto motor und sport stürmt ein 300 CE 6.0 V8 32V 1988 bei Tests auf dem Hochgeschwindigkeitsoval von Nardo in sechs Sekunden von null auf 100 km/h und weiter bis 288 km/h. Ohne das Widebody-Outfit des Testwagens wäre die 300-km/h-Marke nah gewesen.
In den USA heißt der Sechsliter-AMG schlicht "The Hammer". Road & Track lässt ihn 1987 gegen "The World's Fastest Cars" antreten. Weil der Umbau eines zivilen 300 CE zum Achtzylinder-Biest fast 100.000 Mark kostet, bleiben die Sechsliter-Versionen zeitlebens recht selten. Nur etwa 25 Coupés baut AMG in Affalterbach um, fast alle mit Automatikgetriebe. Acht Zylinder und Schaltgetriebe gab es bei Mercedes nur selten – zum Beispiel beim R 107 und W 116 in 350 SL und 350 SE.
Coupé und Limousine mit AMG-V8
Gooding & Company versteigert Anfang März eine Limousine und ein Coupé mit dem Sechsliter-Achtzylinder und Schaltgetriebe. Beide dürften einigermaßen einzigartig sein und hatten zeitweise sogar denselben Besitzer.
Die Limousine rollte im Oktober 1986 bei Mercedes als 300E in 199 Blauschwarz Metallic vom Band im Werk Sindelfingen. Von dort ging es direkt in die rund 50 Kilometer nordöstlich gelegenen Werkstätten von AMG, wo der Dreiliter-Reihensechser gegen einen Sechsliter-Achtzylinder getauscht wurde. AMG montierte Auspuff, Fahrwerk, Räder und den Bodykit "Aero I". Der Innenraum bekam neue Sitze, viel braunes Büffelleder, einen 320-km/h-Tacho, ein kleineres Lenkrad und mehr Holz verpasst.
Im April 1988 übernahm der italienische Erstbesitzer das Auto und registrierte es über eine Firma in Mailand. Drei Jahre später ließ er das Auto auf sich selbst in Ravenna zu. Im Jahr 1989 hatte AMG das Auto auf ein Fünfgang-Schaltgetriebe umgebaut, was die Firma dem Zweitbesitzer 1994 schriftlich bestätigte. Der nächste Besitzer, ein italienischer Unternehmer und Autosammler, ging 2013 pleite. Der italienische Staat zog die Sammlung ein und versteigerte sie 2016. Ein Sammler in den USA kaufte die Limousine, ließ die Technik überholen und die Optik aufbereiten. Die Laufleistung liegt bei 56.010 km.
Mercedes mit V8 und Schaltgetriebe
Das 'Hammer'-Coupé tritt mit der vollen Wucht des 41.000 Mark teuren Widebody-Kits auf. Es rollte ebenfalls in Sindelfingen mit einem Sechszylinder vom Band und kam zum Umbau direkt in die Hallen von AMG in Affalterbach. Der in 172 Anthrazitgrau lackierte Zweitürer bekam das volle Programm mit Sechsliter-V8, Fahrwerk, Rädern, Optik – und einem Fünfgang-Schaltgetriebe von Getrag. Nur ein 'Hammer'-Coupé mit 6.0 V8 und Schaltgetriebe sei bekannt, schreibt Gooding & Company. Das Coupé erhielt eine AMG-Fahrgestellnummer und wurde im August 1989 nach Italien geliefert – derselbe Besitzer hatte ein Jahr zuvor die schwarze Limousine übernommen. Bei diesem Auto hatte er sich für ein schwarzes Leder-Interieur entschieden. Bis 2014 wechselte das Coupé mehrfach in Italien den Besitzer, kam 2015 zu einem Sammler nach Deutschland und anschließend in die USA. Der Tachometer zeigt 57.423 Kilometer.
Schätzpreis: 1,2 bis 1,9 Millionen Euro
Gooding & Company erwartet bei der Auktion Anfang März einen Erlös von 1,25 bis 1,75 Millionen US-Dollar (1,21 bis 1,69 Mio. Euro) für die Limousine und 1,5 bis 2,0 Millionen US-Dollar (1,45 bis 1,93 Millionen Euro) für das Coupé.