Mercedes-Benz 300 SL Gullwing (1955) Auktion

Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's 18 Bilder

1/18 RM Sotheby's versteigert am 27. Januar 2022 in Phoenix Arizona einen besonders seltenen Mercedes-Benz-Flügeltürer. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

2/18 Bei dem 300 SL handelt es sich um einen von 29 mit Aluminium-Karosserie. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

3/18 Bleche aus Alu statt Stahl machen den Flügeltürer leichter: Das Leergewicht beträgt 1.203 statt 1.310 Kilogramm. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

4/18 Insgesamt baute Mercedes-Benz in neun Jahren (von 1954 bis 1963) 1.400 W 198. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

5/18 Während Flügeltürer mit Stahlkarosserie für etwa eine Million Euro gehandelt werden, sind Exemplare mit Alu-Karosserie wesentlich teurer. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

6/18 RM Sotheby's hatte 2015 in Monterey einen Alu-Flügeltürer für 5,5 bis 6,5 Millionen US-Dollar angeboten, aber nicht verkauft. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

7/18 Dieser Alu-Flügeltürer soll nun 7 bis 9 Millionen US-Dollar einbringen. Umgerechnet entspricht das 6 bis 8 Millionen Euro. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

8/18 Der Gullwing war 32 Jahre lang im Besitz des Präsidenten der Gullwing Group und des Mercedes-Benz Club of America (MBCA). Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

9/18 Der um 45 Grad nach links geneigte Dreiliter-Reihensechszylindermotor hat in diesem Exemplar etwas mehr Leistung als üblich. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

10/18 Es handelt sich um einen sogenannten NSL-Motor mit einer Werks-Leistungssteigerung auf 240 PS. Nur 280 Flügeltürer hatten diesen stärkeren Motor. Alle anderen leisteten 215 PS. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

11/18 Dazu kommen die Rudge-Felgen mit Zentralverschluss: Zusammen mit der Alukarosserie und dem NSL-Motor eine begehrte und seltene Kombination. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

12/18 Die nach oben öffnenden Türen waren wegen des Gitterrohrrahmens nötig, um den Einstieg komfortabler zu gestalten. Sie gaben dem Flügeltürer auch seinen Namen. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

13/18 Lackiert ist der 300 SL in DB 180 Silbergrau Metallic, das Interieur ist mit blauem Karostoff bezogen. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

14/18 Bestellt hat den Flügeltürer ein Joseph F. Weckerle in Casablanca, Marokko. Es ist der 13. produzierte Alu-Flügeltürer. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

15/18 Später gelangte der seltene Mercedes von Nordafrika in die USA und blieb dort bis heute. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

16/18 In den USA erlebte der 300 SL drei Besitzerwechsel und eine Restaurierung. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

17/18 Unter der Heckklappe liegen ein Reserverad und ein Hammer zum Lösen der Zentralverschlüsse. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

18/18 Jetzt steht der besondere Flügeltürer zum Verkauf. Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

Für Mercedes-Benz ist der 300 SL eine Markenikone: schnell, berühmt, begehrt. Für seine Besitzer ist ein Flügeltürer eine Wertanlage, die auch heute noch beim Fahren durch ihre Leistungsfähigkeit beeindruckt – das versichern sehr glaubhaft Menschen, die mal einen 300 SL bei der Mille Miglia fuhren. Weil sich Mercedes Classic und diverse Spezialisten um erhalt, Reparatur und Pflege kümmern, ist auch der Betrieb des Gullwing kein Problem – sofern die entsprechenden Rechnungen keines darstellen. Kein Wunder also, dass 300 SL recht häufig bei Rallyes auftauchen: Sie sind schneller, zuverlässiger und, von der Wärmeentwicklung im Innenraum abgesehen, komfortabler als viele andere Autos aus den 50er-Jahren.

Wer sich davon abheben möchte, kann Ferrari, Aston Martin oder Jaguar fahren. Oder einen ganz besonderen 300 SL suchen. Der kostet dann nur etwas mehr. Etwas viel mehr. Ein Mehrfaches, um ehrlich zu sein.

Kaufpreis: 6 Millionen Euro

Auf sieben bis neun Millionen US-Dollar hatte RM Sotheby’s den Wert eines Mercedes-Benz 300 SL mit Alukarosserie geschätzt, der am 27. Januar 2022 versteigert wurde. Das sind umgerechnet sechs bis acht Millionen Euro und damit in etwa vier bis fünf Mal so viel wie normalerweise für einen Stahl-Flügeltürer bezahlt werden. Verkauft wurde der 300 SL schließlich für 6,825 Millionen US-Dollar, umgerechnet 6 Millionen Euro. Das obere Ende des Schätzpreises wurde zwar eindeutig nicht erreicht. Dennoch ist das viel Geld für einen "Gullwing". Warum ist dieser Alu-Flügeltürer so teuer?

Nur 29-mal gebaut

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Mercedes-Benz baute nur 29 Flügeltürer mit Alu-Karosserie.

Kunden wie der Erstbesitzer dieses 300 SL konnten ihr Auto mit einer Leichtbaukarosserie bestellen. Mercedes-Benz verfrachtete dann den Rohrrahmen in die Rennabteilung und montierte statt Stahl- Alubleche. Das senkt das Leergewicht von 1.310 auf 1.203 Kilogramm. Passend dazu orderte der Erstbesitzer einen etwas stärkeren NSL-Motor: Mit schärferen Nockenwellen und höherer Verdichtung leistet der Dreiliter-Reihensechszylinder 240 statt der serienmäßigen 215 PS. Nur etwa 280 Flügeltürer erhielten diese Werks-Leistungssteigerung. NSL und Alu – diese Kombination dürfte also recht selten sein und stellt die wohl schnellste Kombination dar, die es ab Werk zu kaufen gab.

Die Historie

Foto: Karissa Hosek/RM Sotheby's

Kraftpaket: Dreiliter-Reihensechser mit Werks-Leistungssteigerung auf 240 PS.

Ausgeliefert wurde dieser 300 SL an den Rennfahrer und Mercedes-Benz-Vertreter in Casablanca, Marokko, Joseph Weckerlé. Laut RM Sotheby’s dürfte dies der einzige 300 SL sein, der nach Afrika geliefert wurde. Anfang der 1960er-Jahre wurde der Flügeltürer in die USA weiterverkauft und blieb dort bis heute. Vier Mal wechselte er dort den Besitzer, ein Mal wurde er restauriert. Bis 2014 war das Auto über dreißig Jahre im Besitz des ehemaligen Präsidenten des Mercedes-Benz Club of America (MBCA), Hyatt Cheek. Er nutzte das Auto für zahlreiche Reisen zu Treffen des MBCA und der Gullwing Group und nahm an diversen Rallyes teil.

Andreas Of-Allinger Redakteur