Mercedes 220 Cabriolet sichergestellt
Zoll verhindert Oldtimer-Schmuggel
Zoll-Beamte haben bereits am 31.7.2022 den Schmuggel eines Mercedes-Cabrios von 1951 verhindert. Die Beamten stoppten auf der Europabrücke in Konstanz einen Transporter mit dem Oldtimer auf einem Anhänger.
16.08.2022
Holger Wittich
Foto: Hauptzollamt Singen
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Das seltene Mercedes-Benz 220 Coupé bezaubert mit der hinreißenden Linie des Cabriolet A.
Foto: Dino Eisele
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Nur 85 Exemplare der Coupé-Version des W187 wurden zwischen 1954 und 1955 gebaut.
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Allerdings gab es auch schon 1951 ein erstes Coupé, das der damalige Daimler-Direktor Wilhelm Haspel für seine Frau bauen ließ.
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Die imposante Heckpartie des Mercedes 220 Coupé ist ein Abbild des bereits 1951 erschienenen 300 S.
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Langlebig: Der archaische OHC-Sechszylinder diente noch im Mercedes Strichacht 230.6 von 1976.
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Die 80 PS der Urversion treiben das Mercedes-Benz 220 Coupé munter voran, der Vorkriegs-Sechszylinder Typ 230 brachte es nur auf 55 PS.
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Satte 1,3 Tonnen wiegt der kleine Adenauer. EInen großen Teil zum Gewicht trägt der X-förmige Stabilbaukasten bei, der mit dicken ovalen Rohren die beiden Schwingachsen verbindet.
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Dieter Beer genießt die Fahrten in seinem 220 Coupé. Der Hupring im Bakelit-Volant dient auch als Blinkerhebel.
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Der Mercedes-Benz 220 Coupé pendelt noch per Doppelgelenk, was wie beim Flügeltürer für kräftige Spur- und Sturzdifferenzen beim Ausfedern sorgt. Doch einst heimste das Fahrwerk beste Kritiken in puncto Straßenlage und Fahrkomfort ein.
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Auslieferung 1954 über DB-Repräsentant Fahrzeugwerke Lueg in Essen. Nur zwei Vorbesitzer bewahrten die Papiere.
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Im Innenraum dominiert hellgraues Leder und feines Wurzelholz. Das Armaturenbrett trägt fünf Uhren.
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Die vier Gänge des vollsynchronisierten Vierganggetriebes werden mit dem Lenkstockhebel sortiert.
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Das Telefunken "Autosuper“ ist ein Röhrengerät, das eine kurze Anlaufzeit braucht. Es passt sich dem stilvollen Ambiente an.
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Anders als beim ebenso verwandten Mercedes-Benz 170 S stehen die Scheinwerfer nicht mehr frei.
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Die ausladenden Kotflügeln sollten bei einer Besichtigung unbedingt genau unter die Lupe genommen werden. Wie fast alle Karosserieanbauteile rosten sie gerne.
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Auf den Kotflügeln thronen bei diesem Exemplar die kleinen, mit einem Chrom-Schweif versehenen Blinker.
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Eine Plakette kündet von der Teilnahme an der Internationalen ADAC-Rendevous-Fahrt Heidelberg-Leimen im Jahr 1957.
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Der Stern krönt die lange Motorhaube des Mercedes-Benz 220 Coupé. Er thront noch auf einem massiven Sockel.
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Zwei Zusatzscheinwerfer verbessern die recht magere Lichtausbeute der mit sechs Volt gespeisten Hauptscheinwerfer.
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Hinweis auf die erlesene Manufakturarbeit Sindelfinger Karosseriebaus. Der tief glänzenden Nitrolack wurde in fünf Schichten aufgetragen. Jede wurde vor dem Auftragen der nächsten wieder sorgfältig abgeschliffen.
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Nichts stört den Fluss der Linie. Wunderbar integrierte Identität - eigentlich müsste es sogar 220 S heißen.
Foto: Dino Eisele
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Die reichliche Chromzier an dem Mercedes-Benz 220 Coupé verrät die Detailverliebtheit.
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Das Mercedes-Benz 220 Coupé wird an beiden Achsen von Trommelbremsen mit ausreichender Wirkung verzögert.
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Mit seinen 80 PS beschleunigt das Mercedes-Benz 220 Coupé auf bis zu 142 km/h.
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Das Pedal betätigt die Zentralschmierung. Sie versorgt die vielen Lager, Buchsen und Gelenke des Schwingachs-Fahrwerks und gilt als anfällig.
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Keine Fragen werden bei der simplen Bedienung der Heizung aufgeworfen. Die schönen Chromknöpfe wirken noch heute sehr wertig.
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Auch die Türöffner, die Applikationen und Haltegriffe tragen großzügigen Chromschmuck.
Foto: Dino Eisele
Das Modell mit einem Wert von 240.000 Schweizer Franken (ungerechnet knapp 250.000 Euro) sollte nach Angaben des Fahrers für zehn Tage auf einer Oldtimer-Messe in Brüssel ausgestellt werden. Diese Angaben mochten die Zöllner nicht so recht glauben, da besagte Messe erst im November 2022 stattfindet.
Große Erinnerungslücken
An die erforderlichen Zolldokumente konnte sich der Fahrer ebenso wenig erinnern, wie an den Besitzer des Oldies. Auch die Erinnerung daran, wer die angeblichen Formalitäten erledigt hatte, war von 100-prozentiger Lückenhaftigkeit geprägt. Immerhin, so viel konnte der Lenker der Oldtimer-Fuhre zum Besten geben. Alles sei in Ordnung, alle Steuern seien bezahlt, da wäre er sicher!
"Da auch nach langem Hin und Her keine Einfuhrdokumente vorgelegt werden konnten, stellten die Beamten das Oldtimer-Cabrio sicher und eröffneten gegenüber dem Transporteur ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung", so das Hauptzollamt in Singen. In den weiteren Ermittlungen stellte sich heraus, der Mercedes wurde in der Schweiz für 240.000 Franken zum Verkauf angeboten, daraufhin taxierte der Zoll Einfuhrabgaben in Höhe von rund 16.500 Euro. Die weiteren Ermittlungen führt nun das Zollfahndungsamt in Stuttgart.