Maserati Merak SS Tipo AM122/A
Teures Schrott-Puzzle
Ein Ebay-User aus Polen bietet aktuell einen Maserati Merak SS Tipo AM122/A für 15.000 Euro an. Oder vielmehr das, was von dem Auto noch übrig ist.
27.01.2023 Patrick LangIst da irgendwo Moos auf den Dichtgummis? Ein schmieriger Film im Öldeckel? Was quietscht, was knarzt? Keine dieser Fragen muss sich der Käufer jenes Maserati Merak stellen, den aktuell ein Ebay-User aus dem polnischen Krakau für 15.000 Euro zum Kauf anbietet. "Muss vollständig restauriert werden", schreibt er in der Anzeige und mit Blick auf die Fotos klingt das nach der Untertreibung des Jahrtausends. Bei dem Sportwagen von 1979 sitzt kaum noch ein Teil auf dem anderen und wenn doch, ist es von Rost zerfressen oder in Staub und Schmutz gehüllt. Die Überreste lassen sich zwar trotz des komplett abgebrochenen Vorderwagens noch vage als Auto identifizieren, aber der Merak braucht mehr als nur ein bisschen Liebe, um wieder auf die Räder zu kommen.
Immerhin intakte Seitenscheiben
Letztere betitelt der Anbieter indes als "Originale Campagnolo Räder", wobei auf der Vorderachse offensichtlich Stahlfelgen stecken. Unversehrt scheinen auf den ersten Blick lediglich die Seitenscheiben, etliche Teile erhält der Käufer in loser Form als Beigabe – darunter Motor, Getriebe und Fragmente des Fahrwerks. Der Maserati sei "weitestgehend vollständig" ist in der Artikelbeschreibung zu lesen. Immerhin: Alle EU-Zollgebühren sind bezahlt, denn es handelt sich um einen Re-Import aus den USA.
Im Zeitraum zwischen 1972 und 1983 entstanden insgesamt 1.830 Exemplare des Maserati Merak als günstigere Alternative zum V8-befeuerten Bora. Der 2+2-Sitzer schöpft als Merak SS seine Kraft aus einem mittig verbauten Dreiliter-V6 mit 220 PS. Viele Komponenten wie die manuelle Fünfgang-Schaltung, das Cockpit oder die Hydraulik stammten anfangs noch vom Citroën SM, wurden unter der Führung von Maserati-Chef Alejandro de Tomaso schrittweise durch Eigenkonstruktionen ersetzt. Heute kosten gut erhaltene Exemplare bis zu 86.000 Euro, ist der Zustand mäßig, fällt der Hammer bei knapp 19.000 Euro. Gemessen daran, sind 15.000 Euro für einen Haufen Schrott schon sehr ambitioniert. Da nützt es nichts, wenn in der Beschreibung ein "korrektes Drei-Speichen-Lenkrad" und "elektrische Fensterheber" besungen werden.