Lotus Omega von 1991 zu verkaufen
Würden Sie 85.000 Euro für einen Opel bezahlen?
In den Niederlanden steht gerade ein Lotus Omega zum Verkauf. Zu seiner Zeit eine der schnellsten Serien-Limousine der Welt – heute einer der teuersten Opel überhaupt.
29.07.2022 Thomas HarloffMit 1.690 Kilogramm ist die Mittelklasse-Limousine etwas zu schwer geraten. Dafür geht das Kofferraumvolumen mit 520 Litern in Ordnung, wenn auch die Gesamtkapazität (865 Liter) nicht ganz überzeugen kann. Und der Verbrauch – im Mittel 11,5 Liter auf 100 Kilometer, noch dazu vom teuren Super Plus – dürfte gerne niedriger liegen. So oder so ähnlich hätte sich die Beurteilung in auto motor und sport 1991 wohl über einen Opel Omega gelesen. Doch die genannten Werte gehören zum Lotus Omega, was die Sachlage komplett verändert.
Dass die viertürige Limousine allein über Lotus- und nicht über Opel-Embleme verfügt, könnten Kritiker als Etikettenschwindel interpretieren: Immerhin erblickte jedes der nur 907 gebauten Exemplare als Opel Omega 3000 24V das Licht der Welt. Die Briten, damals genau wie Opel Teil des General-Motors-Konzerns, traten bei diesem Projekt eher als Tuner auf. Viel mehr als das, was heute Mansory, Novitec und Co. anbieten, steuerte Lotus zum Omega eigentlich nicht bei. Trotzdem reichten die Maßnahmen aus, um eine brave Familienkutsche in einen Ferrari-Schreck zu verwandeln.
Mehr Hubraum, mehr Turbos, mehr Power
Fangen wir beim Motor an. Sofern auf einen Katalysator im Abgasstrang verzichtet wurde, leistete der in Opels Top-Omega eingesetzte Dreiliter-Reihensechser mit Vierventiltechnik 204 PS und lieferte ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmetern. Keine schlechte Basis, aber Lotus musste schon einige Tuning-Register ziehen, um das Triebwerk auf 377 PS und höchstens 557 Newtonmeter zu bringen. Eine Hubraumerweiterung auf 3,6 Liter, zwei Garrett-T25-Turbolader, ebenso viele Ladeluftkühler und ein neues Zündsystem waren nötig, damit der Omega um den Titel "schnellste Serien-Limousine der Welt" mitkämpfen konnte.
Welche Fahrleistung von einem ernstzunehmenden Anwärter auf diesen Titel erreicht werden müssen? 5,4 Sekunden von null auf Hundert, 17,3 Sekunden von null auf 200 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von – offiziell – 283 km/h. Letztere erreicht der Omega übrigens im fünften der sechs Gänge, die das auch in der damaligen Chevrolet Corvette ZR1 eingesetzte ZF-Schaltgetriebe aufbietet; die höchste Fahrstufe ist derart lang übersetzt, dass sie die Drehzahlen und damit den Verbrauch senkt.
Viel Breitbau, wenig Fahrwerk
Das Breitbau-Bodykit inklusive Heckspoiler und komplett ausgeschnittener hinterer Radläufe vermittelt dann aber doch den Eindruck, dass der stets im dunklen "Imperial Green" lackierte Lotus Omega so wenig wie möglich mit dem langweiligen Bruder aus Rüsselsheim zu tun haben wollte. Am Fahrwerk hat Lotus dagegen wenig modifiziert: Leicht angepasste Achsen und etwas stärkere Federn sowie Dämpfer, das war es im Großen und Ganzen auch schon. Hinzu kommen deutlich größere Räder: Die zweiteiligen geschmiedeten Ronal-Felgen weisen vorne das Format 8,5x17 und hinten die Dimension 9,5x17 Zoll auf und sind mit 235er- sowie 265er-Reifen ummantelt. Sportbremsen aus dem exklusiv bestückten Regal des Spezialisten AP Racing und ein Vierkanal-ABS vom Zulieferer Bosch verkörpern die seinerzeit übliche Verzögerungstechnik.
Doch zurück zum Lotus Omega, der den Anlass für diesen Rückblick liefert: Der niederländische Händler "Premium Classics" bietet derzeit Exemplar Nummer 423 an. Es scheint sich trotz seiner bereits absolvierten 95.000 Kilometer in einem exzellenten Zustand zu befinden. Bei rund 65.000 Kilometern gab es einen neuen Motor, und die stets schwarze Lederausstattung wurde von den beiden Vorbesitzern aus der Schweiz bestmöglich gepflegt. Trotzdem erscheint der Preis von 84.950 Euro inklusive der in den Niederlanden üblichen Mehrwertsteuer von 21 Prozent üppig bemessen. Vor ziemlich genau einem Jahr wechselte ein Lotus Omega für 46.400 Euro den Besitzer; er wies eine ähnliche Kilometerleistung, aber einen Besitzer mehr auf.