Esprit Turbo von Lotus-Gründer Colin Chapman
Der Esprit, den Margaret Thatcher liebte
Lotus bietet Besitzern klassischer Fahrzeige einen Herkunftsnachweis an. Das erste Auto mit diesem "Certificate of Provenance" ist Colin Chapmans letzter Esprit Turbo, den auch Margaret Thatcher mal fuhr.
17.08.2020 Andreas Of-AllingerColin Chapman fuhr Lotus. Gut, das ist keine Überraschung. Dass aber auch Margaret Thatcher den Esprit von Colin Chapmans fuhr, dürften viele nicht wissen. Genau dieses Auto stand im Mai 2020 bei einem Händler in Farnham, Grafschaft Surrey, eine Stunde südwestlich von London und knapp drei Stunden vom Lotus-Firmensitz in Hethel entfernt zum Verkauf.
Herkunftsnachweis für alte Lotus
Das letzte Auto des Lotus-Chefs ist auch das erste, für den der Sportwagenhersteller ein "Certificate of Provenance" ausgestellt hat. Dieser Herkunftsnachweis belegt das Produktionsdatum und die Farbe sowie Ausstattung, mit der das Auto gebaut wurde. Dazu kommen ein "Build Specification Letter" mit Informationen aus dem Archiv und ein personalisierter Brief des aktuellen Lotus-Chefs, Phil Popham. Der Käufer des "Certifictae of Provenance" bekommt zum Preis von 170 britischen Pfund (umgerechnet knapp 190 Euro) einen Aluminiumplakette mit dem Namen des Besitzers, einen ledernen Schlüsselring, ein Karbon-Lesezeichen und einen Stift.
Colin Chapmans Lotus Esprit Turbo wurde im Februar 1981 gebaut und am 1. August 1981 für den Straßenverkehr zugelassen. Viel gefahren ist er nicht: 11.000 Meilen stehen auf dem Tacho, rund 17.000 Kilometer. Der Silbermetallic-Lack wurde im Lauf der Zeit mal erneuert, das Interieur sei gut erhalten, informiert der Händler Mark Donaldson. Der Vierzylinder-Turbo hat 2,2 Liter Hubraum, es ist also die 1980 neu eingeführte Maschine. Der Zahnriemen sei kürzlich erneuert worden. Lotus hat das Auto gekauft und will es für die Sammlung restaurieren.
Besondere Ausstattung für Chapman
Colin Chapmans Esprit ist ein wenig modifiziert: Das Auto hat die aufpreispflichtige Klimaanlage, eine Servolenkung und Pollenfilter – Chapman hatte Heuschnupfen. Die Karosserie ist optimiert, weniger Windgeräusche und bessere Dichtigkeit waren das Ziel. Auch der Motor und den Bremsbelägen wurde mehr Aufmerksamkeit gewidmet als in der Serienproduktion üblich. Lackiert ist Chapmans Esprit, wie erwähnt, in Silbermetallic. Das Interieur ist großzügig mit rotem Leder ausgeschlagen .Doch das ist nicht die einzige Besonderheit: Chapman ließ offenbar eine feine Panasonic RM 6210-Musikanlage mit Dachbedienteil einbauen.
Bewegte Geschichte, wenig Kilometer
Der Lotus-Gründer fuhr nicht viel mit dem Esprit: 4460 Meilen – etwa 7100 Kilometer – hatte der Mittelmotor-Sportwagen runter, als Lotus das Auto 1983 versteigerte. Chapman selbst war 1982 im Alter von 54 Jahren an Herzversagen gestorben. Ersteigert hat den Esprit ein Händler in Leicester, der ihn an einen Privatkunden verkaufte. Der nutzte das Auto eine Weile und schickte es 1997 nach sieben Jahren Standzeit zu einem großen Service ins Werk: Die handgeschriebene Rechnung beträgt 5.983,17 britische Pfund. Die MOT bestand das Auto offenbar problemlos. In den beiden Jahren darauf kam das Auto erneut zu Lotus: 1998 wurde die Kraftstoffleitung getauscht, 1999 die Zündung neu eingestellt. Vom Jahr 2000 an wechselte der Esprit mehrmals den Halter und kam schließlich zurück zum vierten Besitzer. Den Preis hat der Händler nicht verraten. In Deutschland notiert Classic-Analytics für einen top erhaltenen Esprit Turbo Preise zwischen 30.600 und 41.400 Euro.
Thatcher mochte Chapmans Esprit
Am 5. August fuhr Premierministerin Margaret Thatcher eine Runde mit Chapmans Esprit, als sie gerade zu Besuch in Norfolk war. Chapman zeigte ihr noch einige Lotus-Modelle und nahm sie in einigen davon auf eine kurze Runde mit. Ein Foto zeigt Thatcher am Steuer des Esprit. Sie guckt skeptisch, war aber offenbar vom Auto angetan: Ihr Kommentar: "drives lovely" – fährt schön. Sie sei versucht gewesen, darin wegzufahren.