Lancia Rally SE 037 Prototype (1980)
Warum wollte niemand den Gruppe-B-Prototyp?
Der Lancia 037 sei ein perfektes Rallye-Auto, meint Walter Röhrl. Jetzt stand ein Prototyp des Gruppe-B-Monsters zum Verkauf – bisher leider vergeblich.
19.06.2021
Andreas Of-Allinger
Foto: Bonhams
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RM Sotheby's wollte am 15. Juni einen Lancia 037 Prototyp versteigern.
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Lancia hatte mit dem Stratos längst gezeigt, wie heiß ein Rallyeauto aussehen kann – und dass ein Mittelmotorauto perfekt auf Rallyepisten passt, als die Techniker 1980 für die Gruppe B den 037 auf Kiel legten.
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Leichtbau und schneller Austausch von Teilen waren den Technikern wichtig. Dafür ließen sich der Vorderteil der Karosserie abnehmen und das Heck hochklappen.
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Dass der Beta Montecarlo unter der Hülle steckt, ist kaum zu erkennen.
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Kein Wunder: Der Mittelmotor-Sportwagen spendete nur das Mittelteil.
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Front und Heck trägt ein Gitterrohr-Hilfsrahmen.
Foto: Dirk de Jager/RM Sotheby's
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Design und Aerodynamik entwickelte Pininfarina.
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Lancia-Grill und vier Doppelscheinwerfer: Dieses Layout sollte sich später noch einmal in das Gedächtnis der Rallye-Gemeinde brennen.
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Doch zunächst holte Lancia mit dem 037 in der Saison 1983 den Hersteller-Titel.
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Es war der letzte Rallye-WM-Titel mit Hinterradantrieb. Audi hatte längst seine Quattros am Start.
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Zur Zeit steht der Prototyp in einem Showroom an einer niederländischen Autobahn.
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Warum er nicht bei Lancia steht, ist eine der vielen offenen Fragen zur Historie der einst grandiosen Marke.
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Von Luxus keine Spur. Das Cockpit ist zwackmäßig wie das einer Baumaschine.
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Eine Baumaschine hätte jedoch weder Schalensitze noch Vierpunktgurte.
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Der Fahrer schaltet von Hand in einer H-Kulisse. Das Fünfganggetriebe kommt von ZF.
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Anfang der 80er wird in der Rallye-WM noch klassisch gekuppelt.
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Relais und Sicherungen sind leicht erreichbar.
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Der Motor basiert auf dem Vierzylinder des erfolgreichen Fiat 131. Vierventil-Zylinderkopf und Kompressor steigern die Leistung auf knapp 330 PS.
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Eine passende Hülle gibt es zum Auto dazu.
Foto: Dirk de Jager/RM Sotheby's
Lancia hatte mit dem Stratos längst gezeigt, wie heiß ein Rallyeauto aussehen kann – und dass ein Mittelmotorauto perfekt auf Rallyepisten passt, als die Techniker 1980 für die Gruppe B den 037 auf Kiel legten. Rallyeautos auf Basis braver Limousinen waren bis dahin siegfähig: Im Vorjahr wurde Björn Waldegaard mit einem Ford Escort RS Rallye-Weltmeister und 1980 Walter Röhrl mit einem Fiat 131.
Mix aus Fiat 131 und Lancia Beta Montecarlo
Foto: Dirk de Jager/RM Sotheby's
Kompressor-Vierzylinder: 330 PS im Käfig.
Vom Fiat 131 nahmen die Abarth- und Lancia-Technik auch den Motor: Der Vierzylinder mit 2.111 Kubikzentimetern Hubraum war von der Zweilitermaschine abgeleitet, die Aurelio Lampredi entwickelt hatte. Ein Vierventil-Zylinderkopf samt zweier obenliegender Nockenwellen und ein Roots-Kompressor steigerten die Leistung auf knapp 330 PS. Zwischen Motor und Hinterachse flanschten die Ingenieure ein Fünfganggetriebe von ZF. Den Motor selbst steckten sie zwischen die Kabine, die von einem Lancia Beta Montecarlo stammte, und die Hinterachse in einen Hilfsrahmen aus Gitterrohr. Alles war auf Leichtbau ausgelegt – und darauf, schnell Teile zu tauschen. Laut Walter Röhrl genügten für den Tausch des Getriebes acht Minuten.
Abarth-Ingenieur Sergio Limone, dem der Prototyp mit der Chassisnummer SE 037-001 später selbst gehören sollte, hatte die Technik skizziert. Dallara baute den Prototypen 001, der im Dezember 1980 zunächst auf dem Flughafen Camovolo erprobt wurde – noch ohne Kompressor. Der wurde nach Weihnachten appliziert. Ende Januar 1981 folgten Tests im Windkanal von Pininfarina. Weitere Tests und der Bau weiterer Prototypen folgten, bis Lancia im Dezember 1981 den Einsatz des 037 in der neuen Gruppe B ankündigte.
Letzter Titel ohne Allrad
Zur Homologation musste Lancia 200 Straßen-037 bauen, die 1982/83 entstanden sind. Die Rallye-Saison 1983 brachte Lancia fünf Siege und den Herstellertitel. Es war der letzte Titel mit einem hinterradgetriebenen Auto in der Rallye-Weltmeisterschaft. Am 15. Juni sollte der Prototyp bei RM Sotheby’s versteigert werden. Allerdings trägt die Anzeige für den Italiener nun den Status "Price Upon Request". Bedeutet: Der Prototyp fand keinen neuen Besitzer.