Lancia-Restomod Maturo Stradale, Rally und Classic
Niederländer perfektionieren den Delta Integrale
Die Idee, einen Restomod-Umbau des Lancia Delta Integrale anzubieten, ist nicht neu. Doch kaum jemand setzt sie so konsequent um wie Maturo Competition Cars. Vor allem die Stradale-Version hat es in sich.
11.09.2022 Thomas HarloffDen Lancia Delta Integrale haben schon mehrere Restomod-Spezialisten für sich entdeckt. Automobili Amos bietet die Rallye-Ikone in mehreren technologisch auf den heutigen Stand gebrachten Versionen an – im Video zeigen wir Ihnen das geländegängige Safari-Modell. Eine Firma namens GCK Excklusive baut die Italo-Legende gar auf Elektroantrieb um. Nun wagt sich ein weiteres Unternehmen aus der Deckung: Auch Maturo Competition Cars steigt ins Restomod-Geschäft rund um den Delta Integrale ein.
Den Niederländern reicht eine Version ebenfalls nicht; sie rüsten den Lancia sogar in drei Varianten auf beziehungsweise um. Die heftigste von ihnen ist der Stradale. Das liegt einerseits am Motor. Maturo baut den Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner nach Gruppe-A-Spezifikationen komplett neu auf. Dabei ziehen unter anderem eine Carbon-Airbox, ein größerer Ladeluftkühler und eine moderne Benzineinspritzung ein; hinzu kommt ein verbesserter Nachbau des originalen Garrett-Turboladers. In digitaler Hinsicht rüstet Maturo beim Kabelbaum und in Form einer optimierten Motorelektronik nach. Lohn der Mühen sind "mindestens" 360 PS und "über" 500 Newtonmeter". Außerdem soll der Motor deutlich leichter, haltbarer und zuverlässiger sein als das Original.
Revidiertes Chassis, Carbon-Karosserie
Damit die Daten bestmöglich zur Geltung kommen, schraubt Maturo das Gewicht des Lancia Delta Integrale herunter. Allein 50 Kilogramm spart die neue Carbon- gegenüber der vorherigen Stahlkarosserie ein; sie soll zudem besser verarbeitet und gegen Rost geschützt sein. Das ursprüngliche Chassis verwenden die Niederländer weiter; allerdings erst, nachdem sie es komplett zerlegt, (falls nötig) repariert, mit einer Epoxid-Grundierung vor Rost geschützt und komplett neu lackiert haben. Zudem setzt Maturo mehr als 250 zusätzliche Schweißpunkte an entsprechenden Schwachstellen, um die Verwindungssteifigkeit zu verbessern.
Bei diesem Thema hilft zusätzlich der speziell angefertigte Überrollkäfig. Auch innen zieht auf Wunsch großflächig Kohlefaser-Verbundwerkstoff ein, genau wie Titan und eloxiertes Aluminium. Die Niederländer bauen von Hand ein völlig neues Cockpit ein, das sich optisch am kantigen Design des klassischen Delta Integrale orientiert. Wie bei diesem gibt es analoge Haupt- und Zusatzinstrumente, aber etwas weniger – dafür ähnlich bunte – Schalter und Tasten. Die Schalensitze tragen wahlweise Überzüge aus Leder oder Alcantara.
Wenn, dann richtig
Nach dem Motto "wenn, dann richtig" optimiert Maturo auch alles Andere am Lancia Delta Integrale. Das Fahrwerk arbeitet beispielsweise mit vierfach einstellbaren Stoßdämpfern und lässt sich optional mit einer hydraulisch gesteuerten Niveauregulierung aufrüsten. Das mittig verbaute Differenzial tauschen die Restmodder ebenso aus wie jene an den Achsen; diese sind zudem beide sperrbar. Alle Wellen werden aus besonders festem Stahl gefertigt, der Maturo zufolge Formel-1-Anforderungen erfüllt. Das Originalgetriebe kommt weiterhin zum Einsatz, allerdings in verstärkter Form. Als Alternative bietet Maturo ein Dog-Leg-Getriebe – also mit erstem Gang hinten links – samt geradeverzahnten Zahnrädern an.
Die Bremsanlage arbeitet mit 330 (vorne) und 282 Millimeter (hinten) großen Scheiben. Hier verzichten die Niederländer komplett auf elektronische Komponenten, um ein möglichst natürliches Feedback zu gewährleisten. Es sei denn, die Kundschaft wünscht, die Bremskraftverteilung vom Cockpit aus steuern zu können. Dies ist dann über einen Drehschalter möglich, der auf dem neu gestalteten Handbremshebel untergebracht ist. Bei der Handbremse handelt es sich um ein hydraulisches System, das über einen separaten Zylinder verfügt.
Ähnlich hoher Aufwand beim Maturo Stradale
Einen ähnlichen Aufwand betreibt Maturo Competition Cars bei der Rallye-Spezifikation seines Delta Integrale. Hier liegt jedoch das Hauptaugenmerk darauf, den Wettbewerbsstatus der FIA zu erhalten, weshalb die Niederländer nicht derart viele Bereiche modernisieren können wie beim Stradale. Drei Beispiele: Das Chassis zeigt sich genauso modifiziert wie beim Restomod-Bruder; es trägt aber weiterhin die Originalkarosserie statt des Carbon-Pendants. Dem Motor gönnt Maturo eine Komplett-Revision, belässt es aber darüber hinaus bei rein mechanischem Tuning. Zudem kommt im Rallye-Integrale standardmäßig das Dog-Leg-Getriebe mit fünf oder sechs Gängen zum Einsatz, weil es in Lancias Wettbewerbs-Deltas seinerzeit ebenfalls verwendet wurde.
Innen kommt der Maturo Rally daher wie ein Gruppe-A-Delta von 1991. Der Boden besteht in weiten Teilen aus Kevlar, die Schalensitze tragen das offizielle FIA-Siegel und auch die Instrumente und Schalter sehen aus wie damals – Detail-Referenzen an den ursprünglichen Abarth-Look inklusive. Wie im echten Rallyeauto gibt es eine Gegensprechanlage, ein automatisches Feuerlöschsystem und ein nach innen verlegtes Reserverad; auch der Kraftstofftank zieht aus Sicherheitsgründen um. Die Lackierung der Karosserie können die Kundinnen und Kunden nach ihren Wünschen gestalten lassen. Aber mal ehrlich: Kommt hier etwas anderes als das ikonische Martini-Racing-Outfit infrage, das auch das Fotofahrzeug präsentiert?
Maturo Classic als etwas abgespeckte Basisversion
Optisch exakt auf dem Stand eines originalen Lancia Delta Integrale kommt die Classic-Version von Maturo daher. Auch sie verfügt über das komplett revidierte Chassis und den generalüberholten Motor, wobei alle mechanischen und elektronischen Komponenten weniger auf Höchstleistung, sondern auf bestmögliche Fahr- und Haltbarkeit ausgelegt sind. Die Leistung liegt hier bei mindestens 275 PS, wobei der Vierzylinder-Turbo dank eines neuen Edelstahl-Auspuffs freier ausatmen darf. Auf die Sperrdifferenziale verzichtet der Classic-Delta, auch das Dog-Leg-Getriebe wird für ihn nicht angeboten. Dafür verfügt er über eine moderne Brembo-Bremsanlage mit neuen Scheiben, Sätteln und Belägen. Innen restauriert Maturo jede dieser Modellversionen auf klassische Art und Weise.