Lancia Delta HF Evo II Edizione Finale (1995)
Rekordpreis für Rallye-Rekordmeister
Sechs Rallye-WM-Titel in Folge machen den Lancia Delta zur Legende. Besonders teuer sind Sondermodelle wie die Edizione Finale; sie erreichen locker sechsstellige Preise.
11.01.2022 Andreas Of-AllingerDafür, dass Lancia 1995 nur 250 Delta Integrale Evo II Edizione Finale verkauft hat, kamen in den letzten beiden Jahren recht viele auf den Markt: Allein drei Exemplare wurden 2021 versteigert. Der Teuerste kam auf einen Verkaufspreis von 253.170 Euro. Eine Viertelmillion für einen allradangetriebenen Kompakten, der als Gebrauchter nicht den allerbesten Ruf hat?
Der Lancia Delta in der Rallye-WM
Nun, der Lancia Delta HF Integrale ist als sechsfacher Rallye-Weltmeister eine Legende, die 44 Rallyes gewann. Schon der erste Lauf endete für den Delta mit einem Doppelsieg. Juha Kankkunen und Miki Biasion wurden je zwei Mal mit Lancia Rallye-Weltmeister – Kankkunen 1987 und 1992, Biasion 1988 und 1989. Im Jahr 1990 hatte Toyota-Fahrer Carlos Sainz den Fahrertitel geholt. Ab 1993 begann eine Siegesserie von Toyota in der Herstellerwertung.
Hatte Lancia 1987 den WM-Zweiten Audi mit 140 zu 87 Punkten noch deklassiert, so wurde die Konkurrenz zwei Jahre später schon stärker. Lancia hielt den Delta mit zwei Evolutionsstufen fit, zwei Mal wurde die Spur breiter, zuletzt 1991 um sieben Zentimeter. Das führte zur markanten Optik mit breiten, kantigen Kotflügeln. Der Zweiliter-Turbomotor bekam 1989 einen Vierventil-Zylinderkopf und die Haube einen Buckel, damit der auch drunterpasste.
Das Sondermodell Edizione Finale
Sämtliche für die Homologation relevanten Änderungen wie etwa die breiteren Radläufe oder den 16-Ventil-Motor bekam auch das Serienmodell. Diverse Sondermodelle feierten den Sponsor Martini, den sechsten Weltmeistertitel oder förderten schlicht den Absatz. Manche davon waren in mutigen Farben lackiert. Im letzten Produktionsjahr legte Lancia die "Edizione Finale" auf: 250 Delta bekamen eine Lackierung in "Rosso Amaranto", einen mittigen blau-gelben Streifen und graue 16-Zoll-Leichtmetallräder. Drei vergitterte Öffnungen in der Motorhaube und diverse Lüftungsöffnungen an der Front sorgen dafür, dass der Zweiliter-Turbomotor nicht überhitzt. Der leistet in der stärksten Straßenversion mit Katalysator 215 PS. Ein permanenter Allradantrieb mit leicht hecklastiger Kraftverteilung bringt die Kraft auf den Boden. Das Sondermodell hatte serienmäßig Eibach-Federn und Brembo-Bremsen.
Fahrer und Beifahrer sitzen auf mit grauem Alcantara bezogenen Recaro Highbacks. Der Fahrer hat ein airbagfreies Dreispeichen-Lederlenkrad vor sich und startet den Motor über einen Schalter im Armaturenbrett. Den Instrumentenkasten aus schlichtem schwarzen Kunststoff bevölkern sechs Rundinstrumente und zwei Zusatzanzeigen mit gelben Ziffern. Die Zeiger von Tacho und Drehzahlmesser bewegen sich gegenläufig. Die Pedale und die Platte vor dem Beifahrer bestehen aus gelochtem Blech.
Der Preis: 270.000 Euro
Jenes Exemplar, das der britische Händler DK Engineering anbietet, hatte ein ruhiges Leben. Die Vita ist knapp zusammengefasst und schnell erzählt: Der erste Besitzer fuhr nicht viel und verkaufte den Delta 2008 nach Belgien. Ein Jahr später wurde das Auto nach Großbritannien weiterverkauft, dort aber erst 2011 zugelassen. In 27 Jahren kamen gerade mal gut 5.500 Kilometer zusammen. Anlässlich des letzten Serviceaufenthalts bei einem britischen Lancia-Spezialisten wurden im Februar 2020 Zahnriemen, Benzinpumpen und -filter sowie die Zündkerzen und die Batterie erneuert. Der Delta steht in der Nähe von London zur Besichtigung bereit und soll umgerechnet knapp 270.000 Euro kosten.