Klassiker-Kauftipps von 5.000 bis 60.000 Euro
Youngtimer mit Wertzuwachs 2020
Die werden nicht mehr billiger: Welche künftigen Klassiker Sie jetzt kaufen sollten. Unsere 12 Tipps von 5.000 bis 60.000 Euro, von Fiat bis Porsche.
29.01.2020 Andreas Of-AllingerAuf den virtuellen Kiesplätzen, oder wie Kollege Sebastian Renz es im Podcast nennt, im "Wartesaal des Konjunktivs" tummeln Sie sich: reizvoll günstige Autos, die manche fast vergessen haben. Günstig zu bekommen, manchmal noch aus erster Hand und mit penibel geführtem Scheckheft: Klassiker der Zukunft. Jahre später, wenn Sammler die Ersthand-Schätzchen hüten und die Preise gestiegen sind, die Erkenntnis: Hätte man mal. Wir zeigen Ihnen, welche Autos heute noch im tiefen Preistal der Tränen hängen, aber nicht mehr billiger werden. Mit der Hilfe unseres Partners Classic Analytics haben wir eine Liste zusammengestellt, die an manchen Stellen überrascht. Aber sagen Sie nicht, wir hätten es Ihnen nicht gesagt.
Bis 5.000 Euro: Ford Puma, Opel Tigra, BMW Compact
Hätten Sie die auf dem Zettel gehabt? Ford und Opel brachten in den 90er-Jahren fast gleichzeitig Coupés auf Kleinwagen-Basis auf den Markt. Eine Kategorie Auto, die mit dem Dahinscheiden des Hyundai Veloster praktisch ausgestorben ist, ohne dass sie jemand auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt hätte. Also hören Sie auf zu lachen und setzen sich in einen Ford Puma. Sie werden überrascht sein, wie liebevoll das Fahrwerk abgestimmt ist und wie wenig die Optik mit einem Fiesta zu tun hat. Und das zu einem Betrag, der anderswo für eine große Inspektion fällig wird – oder das Navi mit Soundsystem.
Optisch unterscheidet sich auch ein Opel Tigra deutlich von seiner Corsa-Basis. Beim Fahren ist das schon schwieriger. Doch hey, schauen Sie nur mal dieses coole Heck an. Wo gibt es denn sonst so etwas für weniger als 3.000 Euro? Typisch Opel eben: viel Auto fürs Geld. Das gibt es zur Zeit auch bei BMW: E36 Compact sind günstig wie nie und manchmal sogar aus erster Hand zu haben. Wer auf Rost achtet, kann mit dem praktischen Heckklappen-3er viel Spaß haben. Denn drunter steckt die Hinterachse aus dem E30. Und der ist inzwischen viel teurer als ein E36 Compact.
Bis 10.000 Euro: MX-5, Coupé Fiat, Jaguar XJ
Der MX-5 ist schon teurer geworden. Die Preisprofis von Classic Analytics sehen weiteres Potenzial und ich bin sicher: Sie haben recht. Denn Mazda hat eben nicht nur den totgeglaubten Roadster-Markt wiederbelebt, sondern auch ein Auto gebaut, das gar nicht schnell sein muss, um Spaß zu machen. Es ist leicht, es ist offen und es fährt unfassbar präzise. Das reicht, um jede Fahrt zum Vergnügen werden zu lassen. Vielleicht ist auch deswegen der Kofferraum so klein: Damit man gezwungen ist, öfter zu fahren. Kann ja sein.
Im Gegensatz zum MX-5 hat das Coupé Fiat einen ordentlichen Kofferraum. Und eine Rücksitzbank. Und einen quer eingebauten Motor. Und Frontantrieb. Macht aber nichts, denn erstens klingt der Fünfzylinder im 2.0 20V einfach schön und zweitens liegt das Auto wegen des sauber abgestimmten Fahrwerks sehr gut.
Kann sein, dass ein Jaguar XJ6 als weniger zuverlässig gilt als zum Beispiel ein Mazda MX-5. Die Wahrheit ist jedoch, dass sämtliche Jaguar vorher unzuverlässiger oder lausiger zusammengebaut oder komplizierter konstruiert waren als der XJ40. Manchmal traf sogar alles davon zu. Weil sich das so langsam rumspricht und die Achtziger-Jahre sowieso in Mode kommen, steigen die Preise für gut erhaltene XJ6. Und nur so einen sollten sie kaufen. Autos mit Wartungsstau gibt es genug, die Gefahr eines Katzenjammers ist bei unübersichtlicher Wartungs- und Vorbesitzer-Historie am größten. Doch ein gepflegtes Exemplar überzeugt mit einem Fahrkomfort, der sonst weit mehr kostet als ein neuer Fiat Panda.
Bis 25.000 Euro: Bentley, Z3 Coupé, 500 SL
Böse Zungen behaupten, dass ein Bentley Mulsanne so wenig koste, weil Wartung und Teile so kostspielig seien. Gut möglich. Doch die Datenexperten von Classic Analytics sagen der unauffälligen Limousine eine Preissteigerung voraus. Das könnte helfen, das schlechte Gewissen zu beruhigen, dass man sich soviel Luxus für den Preis eines neuen VW Golf TSI gegönnt hat. Doch wer den Bentley im Alltag fährt, wird vermutlich nicht glücklich. Es ist eher das Auto für Sonntags. Oder ist jeder Tag im Bentley ein Sonntag? Unser Tipp: auf Historie und Wartung achten. Ein wunder Bentley ist noch teurer als ein kranker Jaguar.
Mit einem BMW Z3 Coupé machen Sie seit Jahren nichts falsch: Das Ding fährt einfach toll, sieht cool aus und ist für einen Zweisitzer verdammt praktisch. Selten ist er außerdem. Er gefällt Ihnen nicht und ist zu wenig offen?
Fahren Sie doch SL. Der R129 ist mit Glück immer noch günstig zu haben. Günstig heißt in diesem Fall: günstiger als ein gutes Cabriolet der Baureihe A124. Denn der Viersitzer ist seltener und meist ohnehin schon in Liebhaber-Hand. Doch bis jetzt wurde noch jeder SL teurer. So wird es auch mit dem R129 sein. Lassen Sie sich aber nicht einreden, es sei ein Sportwagen. Die Fahrleistungen sind zwar richtig gut, die mögliche Querbeschleunigung hoch und die Kurvenstabilität beeindruckend. Doch das Fahrgefühl ist trotzdem mehr S-Klasse als 911.
Bis 60.000 Euro: Audi, Ferrari, Porsche
Hier ist alles möglich: Den Traum vom Ferrari erfüllen, Porsche Turbo fahren oder ganz bescheiden Audi. Der Quattro hat die ganz große Wertsteigung schon genommen, die 200 Limousine mit der gleichen Technik klettert schon kräftig aus dem Preistal. Aktuell nennt Classic Analytics einen Wert von 33.900 Euro für einen gepflegten 200 Quattro 20V Turbo. Tendenz steigend. Der Reiz des schnellen Wagens erschließt sich beim Fahren: tresorartige Verarbeitung trifft auf das rauchige Timbre eines Motors mit Rallye-Genen. Der Hightech-Fünfzylinder stürmt dank packender Traktion unauffällig schnell voran.
Wer beinahe das Doppelte ausgeben kann, hat die Wahl zwischen zwei großen Sportwagenmarken: Der Ferrari Mondial QV lockt als Achtzylinder-Cabrio Genießer, die auf den Massengeschmack pfeifen und einfach den praktischeren 308 fahren wollen. Außerdem: ein offener Mittelmotor-Viersitzer, wer hat das schon? Am liebsten nicht in Rot, sondern in dezentem Graumetallic. Ein Auto für Kenner, die lieber in aller Ruhe und Offenheit dem musikalischen V8 zuhören als sich auf den Boulevards bewundern lassen.
Die sind auch nicht das richtige Revier für einen Porsche 996 Turbo. Auf den ersten Blick ein alter Elfer mit Spiegeleier-Gesicht in abgemilderter Form und mächtig großen Hutzen. Auf den zweiten Blick feinstes Hightech: Biturbo-Boxer und Allradantrieb erinnern an den zehnmal so teuren 959. Auch die Fahrleistungen sind nicht schlechter als beim ikonischen Über-Porsche. Dazu kommt, dass beim Turbo die Motor-Malaisen des 996 kein Thema sind, Stichwort Mezger-Motor. Der Turbo ist nicht nur schneller als die Sauger-996, sondern gilt auch als haltbarer. Na dann.