Sechs Klassiker, die im Wert steigen

Kauftipps von Alfa bis VW

Ein Oldtimer und fünf Youngtimer mit Wertsteigerungs-Potenzial: Unsere Kauftipps für die Saison 2022. Zusammen mit den Marktbeobachtern von Classic-Analytics haben wir eine Liste mit künftigen Klassikern zusammengestellt, die dabei sind das Preistal zu verlassen.

BMW 330 Ci E46 (2003) Foto: BMW 18 Bilder

Was macht ein Auto zum gefragten Klassiker? Manchmal ist das eindeutig und das Voraussagen einer Klassikerkarriere leicht: Bei einem Golf II GTI etwa oder einem BMW 330 Ci: Die waren schon als Neuwagen begehrte Topmodelle ihrer Baureihe (ja, es gab noch den M3) und die muss man niemandem lang erklären. Auch technische Besonderheiten können ein Auto als Klassiker interessant machen – selbst wenn diese Neuwagenkäufern eher egal waren – oder wer hat Anfang derr 2000er von einem Volvo S80 mit V8-Motor geträumt? Doch versuchen Sie heute mal, einen zu finden. Die wenigen gut erhaltenen Exemplare kosten nicht weniger als vor ein paar Jahren – ein klares Indiz, dass der Wert nicht mehr weiter fallen, sondern eher steigen wird. 

Alfa Romeo Brera 3.2 JTS V6 24V Q4

  • Bauzeit: 2005 bis 2010, Motor: 3,2-Liter-V6, 260 PS.
  • Classic-Analytics-Statement: "Power-Italiener mit extravagantem Design. Zu haben für etwa 15.000 Euro."

Das nach einem Mailänder Stadtteil benannte Coupé sieht aus wie eine Studie, basiert auf der gleichen Technik wie der 159, entstammt also der Baureihe 939. Nicht so glücklich gewählt wie das Giugiaro-Design sind Plattform und Motoren aus dem Reich von General Motors: Die bleischwere Basis sollte auch für SUV passen und der V6 stammt nicht mehr aus Arese, sondern von der australischen GM-Marke Holden. Alfas Zylinderkopf rettet den Klang, nicht aber den Verbrauch. Alternativ gab es Vierzylinder-Benziner (Sauger mit 2,2 Litern, Turbo mit 1,8 Litern) und Diesel mit vier und fünf Zylindern. Die haben heute Probleme mit Umweltzonen, sind also nicht erst Wahl.

Der Brera ist schwer, wiegt mit V6 und Allradantrieb leer 1.800 Kilogramm. Das dämpft das Temperament und erhöht den Verbrauch. Dazu kommen technische Probleme, wie zum Beispiel mit unterdimensionierten Steuerketten – der V6 hat drei davon – und Verschleiß an der Vorderachse sowie am hinteren Kardanwellenlager. Einen Brera muss man wollen, aber immerhin ist die Preisprognose positiv.

BMW 330 Ci (E46)

  • Bauzeit: 2001 bis 2006, Motor: 3,0-Liter-Reihensechszylinder, 231 PS.
  • Classic-Analytics-Statement: "Handgeschaltet mit 231-PS-Reihensechszylinder ein Genuss für den Liebhaber klassischer Coupés. Ab 11.000 Euro finden sich gepflegte Exemplare."

BMW Coupés mit Reihensechser sind schon ab Werk auf dem Weg zum Klassiker. Der E46 ist außerdem noch schön kompakt und relativ leicht: 4,49 Meter Länge und 1.500 Kilogramm Leergewicht, das war mal Mittelklasse. Der E46 ist außerdem der letzte 3er mit einem Reihen-Sechszylinder-Saugmotor im Topmodell.

Den M54 mit drei Liter Hubraum kombiniert BMW ab Ende 2002 mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe – unser Kauftipp. Achten sollten Interessenten auf Verschleiß an der Vorderachse, Rost an der Karosserie und Pixelfehler in den diversen Anzeigen für Kilometer, Radio und Klimaautomatik. Ist alles in Ordnung, bietet ein 330Ci BMW-typische Fahrfreude mit direkter und präziser Lenkung, einem prächtigen Motor und einem Fahrwerk, dessen Abstimmung für Haus- und Langstrecke passt.

Citroën BX 19 GTI 16V

  • Bauzeit: 1987 bis 1993, Motor: Reihenvierzylinder, 160 PS (ohne Kat, mit Kat: 147 PS).
  • Classic-Analytics-Statement: "Die Franzosen sind für die sportlichen Ableger ihrer Limousinen bekannt. Der BX setzt als GTi diese Tradition ab etwa 10.000 Euro fort."

Als Nachfolger des GS/GSA bringt Citroën 1982 den BX auf den Markt. Kantig statt rundlich und mit quer eingebauten Reihenmotoren statt längs eingebauter Boxer unterscheidet sich das Mittelklassemodell deutlich vom Vorgänger. Bis 1994 rollen über 2,3 Millionen BX vom Band des Werks im bretonischen Rennes.

Die Vierzylinder leisten anfangs 62, 72 und 90 PS. Weil der BX leicht ist und eine gute Aerodynamik hat, lassen sich schon damit gute Fahrleistungen realisieren. Später kommen stärkere Motoren bis hin zum 200 PS starken TC. Auch ein Rallyeauto für die Gruppe B baut Citroën, hat damit jedoch nicht viel Erfolg. Lange Zeit waren BX sehr günstig zu haben. Doch Classic-Analytics sieht bei Topmodellen wie dem GTi 16V steigende Preise. Diese Version mit 1,9-Liter-Vierventiler läuft ohne Kat 220 km/h.

Trotz guter Rostvorsorge ab Werk und einiger Kunststoff-Anbauteilen wie der Motorhaube sollten Interessenten den BX auf Rost prüfen: Gefährdet sind die klassischen Stellen wie Türunterkanten, Windschutzscheibenrahmen, Schweller und Kofferraumboden. Bei laufendem Motor und normaler Fahrhöhe sollte sich der BX weich einfedern, wenn man ihn an den vorderen und hinteren Ecken nach unten drückt. Tut er das nicht, ist eine Federkugel defekt. Die Höhenniveaus muss das Auto gleichmäßig und geräuschlos erreichen. Klickt das Druckventil bei laufendem Motor öfter als drei bis vier Mal pro Minute, ist der Hauptdruckspeicher defekt.

VW Golf II 1.8 GTI G60 Syncro (19E)

  • Bauzeit: 1989-1991, Motor: Reihenvierzylinder, mechanisch aufgeladen, 160 PS.
  • Classic-Analytics-Statement: "Kaum teurer, als ein 2er GTi 16V, aber deutlich günstiger, als ein Rallye-Golf, liefert er fast dessen Fahrspaß. Der Wert für ein gepflegtes Fahrzeug liegt bei 19.500 Euro."

Mit dem Modellwechsel vom Golf I zum Golf II tut sich der GTI 1984 etwas schwer, seinem dynamischen Image gerecht zu werden. Mehr Platz, Sicherheit und Komfort bringen mehr Gewicht. Katalysatortechnik reduziert die Leistung auf 107 PS. Aus dem Dilemma hilft 1985 ein Vierventil-Zylinderkopf: Mit 129 PS und Katalysator geht es wieder angemessen vorwärts im GTI 16V. Doch den Trick mit der Vierventiltechnik hat auch die Konkurrenz drauf: Opel bringt 1987 mit dem Zweiliter-Vierventiler im Kadett GSi 150 PS an den Start. Mehr Leistung erzielt VW 1990 mit mechanischer Aufladung: Der G-Lader bringt 160 PS und 225 Newtonmeter.

Tuning und unvorsichtige Fahrweise sind die ärgsten Feinde des Golf GTI. Rosten können Golf II nach 30 Jahren trotz sorgfältig konservierter Karosserie. Schweller und Abschlussblech sollten kontrolliert werden. Den Spirallader sollte alle 50.000 bis 70.000 Kilometer eine Fachwerkstatt prüfen und bei Bedarf überholen sowie den Antriebsriemen tauschen. Bremsen und Antriebswellen leiden unter der Leistung und flotter Fahrweise.

Volvo S80 V8 AWD

  • Bauzeit: 2006 bis 2010, Motor: 4,4-Liter-V8, 315 PS.
  • Classic-Analytics-Statement: "Schwedische Trutzburg mit 315 PS-Motor von Yamaha und Allradantrieb. Zu haben im gepflegten Zustand für etwa 17.000 Euro."
Volvo S80 V8 AWD (2006-2010) Foto: Volvo

Bei BMW, Jaguar und Mercedes gehören Limousinen mit V8 zum guten Ton. Volvo gehört dem Klischee nach nicht in diese Reihe. Doch von 2006 bis 2010 baut der schwedische Hersteller einen V8 von Yamaha quer unter die Motorhaube von XC90 und S80. Serienmäßig mit Allradantrieb und Automatikgetriebe, entsteht ein schneller und kultivierter Gleiter.

Eine reizvolle Limousine mit feinem Antrieb, die den Nerz nach innen trägt, bis auf gelegentlich zickende Elektronik und einen Verbrauch von 12 bis 15 Litern kaum Schwächen kennt. Nur finden sollte man erst einmal einen. Denn zum Modelljahr 2011 – nach nur vier Jahren – flog der großvolumige Sauger aus dem Programm. Dessen Ersatz, ein Reihensechszylinder-Turbo mit 304 PS, übrigens auch nicht ohne Reiz ist.

VW 181 "The Thing"

  • Bauzeit: 1969 bis 1980, Motor: Vierzylinder-Boxermotor, 44 PS.
  • Classic-Analytics-Statement: "Geländetauglich, offen, und mit etwa 14.500 Euro für ein gepflegtes, ziviles Exemplar günstiger als seine (luftgekühlten) Brüder."

Von 1969 bis 1980 baut VW für die Bundeswehr und zivile Kunden sonnigen Gemüts den Typ 181. Uniformträger kennen ihn ans "Kurierwagen", US-Fans nennen ihn "The Thing". Der Aufbau ist schlicht: Am Zentralrohr-Plattformrahmen ist die Karosserie aus ziemlich geraden Blechen angeschraubt, im Heck steckt der 1500er-Boxer aus dem Käfer, Getriebe und Hinterachse samt Radvorgelege spendet der Transporter. Ein Vorteil des Kübel ist seine Offenheit – er ist zudem eines der wenigen Viertürer Cabrios – und seine Einfachheit. Wo nicht viel ist, kann nicht viel kaputt gehen. Rostanfällig ist der offene VW trotzdem, immerhin hat der Plattformrahmen wenig Hohlräume. Vorder- und Hinterachse sollten auf Verschleiß überprüft werden. Ein Thema ist auch die Originalität – mit der nimmt es nicht jeder Besitzer so genau wie es vielleicht ein späterer Käufer tut.