Youngtimer & Oldtimer Kauftipps 2023 (3/3)
4 Klassiker ab 50.000 Euro
Geldanlagen zum Fahren: Vier Oldtimer und Youngtimer zwischen 51.000 und 138.000 Euro, die bestimmt nicht mehr billiger werden. Mit Kaufberatung.
07.01.2023 Andreas Of-AllingerIn unserer "Bull market list", jenen Autos also, denen unser Bewertungspartner Classic-Analytics eine Wertsteigerung zutraut, sind für 2023 echte Typen. Keine Nullachtfünfzehn-Kfz, sondern Autos für Kenner. Die dritte von drei Folgen nennt vier Klassiker für mehr als 50.000 Euro.
Mercedes-Benz 190E 3.2 AMG
- Baujahr: 1992
- Wert: 80.500 Euro
Anders als das Hubraumkürzel 3.2 andeutet, arbeitet im Bug des ersten offiziell über Mercedes-Händler verkauften AMG-Komplettfahrzeugs nicht der M-104-Vierventiler, sondern ein aufgebohrter M 103. Der Reihensechszylinder im 190E 3.2 gewinnt durch eine Kurbelwelle mit mehr Hub und eine größere Bohrung 200 Kubikzentimeter mehr Hubraum. Die Leistung steigt durch weitere Feinarbeit am Motor auf 234 PS, das Drehmoment auf 305 Newtonmeter. Das Technikpaket mit AMG-Sechszylinder, Sportline-Fahrwerk und Bremsen sowie Hinterachsübersetzung aus 300 CE-24, D und T war unter dem Code 957 auch einzeln bestellbar, was einen perfekten Understatement-190 ergab. Mehr als 200 Exemplare sind nicht entstanden. Der stärkste beim Händler bestellbare W 201 ist damit seltener als die Evo-Modelle.
Die Schwachpunkte sind im Prinzip dieselben wie bei jedem anderen W 201 (und W 124) auch: Die Wagenheberaufnahmen sollten ebenso auf Rost gecheckt werden wie die Türunterkanten. Die Lagerung der Hinterachse sollte in Ordnung sein; eine Überholung kann ins Geld gehen. Der M 103 neigt zu Problemen mit dem Mengenteiler der KE-Jetronic und defekter Zylinderkopfdichtung.
Porsche 911 Carrera 3.2
- Baujahr 1983 bis 1989
- Wert: 65.800 Euro
Unter den zahlreichen Varianten des von September 1973 bis August 1989 gebauten Porsche 911 der G-Serie hat der Carrera 3.2 ein paar Vorteile auf seiner Seite: Vor allem mit dem ab 1987 verbauten G50-Getriebe gilt er als kultivierter und einfacher fahrbar. Seit 1981 ist außerdem die Karosserie aller Elfer vollverzinkt, was die Rostgefahr senkt. Nachdem die Preise zuletzt etwas nachgegeben hatten, beobachtet Classic-Analytics nun wieder steigende Kurse.
Wer sich ein 911 G-Modell zulegen möchte, sollte trotz der Verzinkung die Karosserie auf Rost checken: Besondere Beachtung gilt dabei den A-Säulen, den Schwellern, dem Fuß der B-Säule, den Lampentöpfen und den Türkanten. Im Kofferraum sollte unter die Matte geschaut werden. Bläut der Motor, sind vermutlich die Ventilführungen zu ersetzen. Wenn die Kupplung schwer geht, kann das auf einen Defekt der hydraulischen Betätigung hindeuten.
Rolls-Royce Corniche Coupé
- Baujahr: 1971 bis 1982
- Wert: 51.000 Euro
Das Rolls-Royce Corniche Coupé, auch als FHC oder "Two Door Saloon” bezeichnet, basiert auf dem 1965 vorgestellten Silver Shadow. Das war der erste Rolls-Royce mit selbsttragender Karosserie. Ab 1971 hießen Coupé und Cabriolet Corniche – wie die Küstenstraße zwischen Monaco und Nizza. Der 5,20 Meter Zweitürer ist auch wegen des mächtigen Kühlergrills eine imposante Erscheinung. Dem Leergewicht von 2,25 Tonnen stemmt sich ein flüsterleiser 6,75-Liter-V8 entgegen, dem ab 1975 ein Solex-Vierfachvergaser auf die Sprünge hilft. Die Fahrleistungen sind aus heutiger Sicht dennoch beschaulich: elf Sekunden von null auf 100 km/h und knapp 200 km/h Spitze nennt der Hersteller.
Wichtiger ist das Umfeld, in dem dies geschieht: Mit poliertem Wurzelholz, wertvoll klickenden Schaltern und feinem Conolly-Leder wirkt das Coupé eher wie ein fahrendes Schloss als ein profanes Auto. Wie bei einem alten Schloss ist der Kaufpreis nicht alles: Der Unterhalt ist aufwendig und kostspielig. Entsprechend sorgfältig sollten Mobilie und Vorbesitzer vor dem Kauf geprüft werden.
Tesla Roadster
- Baujahr: 2008 bis 2012
- Wert: 138.000 Euro
Mit dem Roadster hatte Tesla 2008 einen echten Gamechanger auf die Räder gestellt: 6.831 Standardakkus vom Typ 18650 spendeten Energie für bis zu 330 Kilometer. Nach 4,3 Sekunden war der Spurt von null auf 100 km/h abgehakt, bei 200 km/h war Schluss. Die Querdynamik litt ein wenig unter dem 450 Kilogramm schweren Akku – aber nur, wenn man das Basisauto Lotus Elise als Maßstab nahm. So viel Spaß hatte zuvor kein Elektroauto gemacht. Dem heftigen Neupreis von 128.520 Euro standen extrem geringe Betriebskosten von vier Euro je 100 Kilometer entgegen.
Wertverlust kennt der Tesla Roadster außerdem nicht: knapp 15 Jahre nach der Premiere ist der Elektro-Pionier praktisch gleich teuer wie damals. In den USA sind besondere Exemplare auch schon für rund 200.000 Euro verkauft worden. Etwa 2.400 Exemplare sind entstanden, heute dürften davon noch etwa 2.000 auf den Straßen sein.