Kauftipp Mercedes S 500 L
5-Liter-Luxuslimousine ab 2.500 Euro
Mit ihm kehrte die S-Klasse zumindest dem Eindruck nach zu mehr Volksnähe zurück. Der Mercedes W220 ist nicht unsympathisch. Und schlecht ist er auch nicht. Dafür gibt es ihn unverschämt günstig.
07.06.2015
Michael Orth
Foto: Arturo Rivas
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Mit ihm kehrte die S-Klasse zumindest dem Eindruck nach zu mehr Volksnähe zurück. Der W220 ist nicht unsympathisch. Und schlecht ist er auch nicht.
Foto: Arturo Rivas
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Das Cockpit als Kommandostand: Bis zu 40 Steuergeräte reagieren auf die Befehle an Tasten, Pedalen und Lenkrad.
Foto: Arturo Rivas
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Highend anno 1998: Dominiert wird die massive Mittelkonsole von dem Navi-Bildschirm im Format heutiger Smartphones. Für das Comand-Navigationssystem mit 12 cm Bildschirmdiagonale waren 4.200 DM fällig.
Foto: Daimler AG
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Zunächst gab es den Mercedes S 500 mit einer 5-Stufen-Automatik, ab 2003 mit 7-Stufen.
Foto: Daimler AG
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Um die Tastenflut von bis zu knapp 100 Bedienelementen für Front- und Fond-Passagiere unterzubringen, werden sie über Armaturentafel, Mittelkonsole und Türverkleidungen verteilt.
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Alleine für Außenspiegel- und Sitzverstellung sowie -Heizung gibt es 28 Tasten und Schalter (Fahrer und Beifahrer)
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9 Schalter finden in den schmalen Holzleiste oberhalb der Mittelkonsole ihren Platz. Doch unser AUgenmerk richtet sich auf die AUsströmer der Belüftungs- und Klimaanlage.
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Die aufwändige Klimaaautomatik gehört noch heute mit zum besten, was jemals in Sachen Innenraumklimatisierung in einem Automobil angeboten wurde.
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Die serienmäßige Klimaautomatik besitzt eine sonnenstandsabhängige Regelungsfunktion.
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120 mm: In Radstand und Länge überragt die Langversion die Standardkarosserie um je zwölf Zentimeter. Der S 500 lang ist mit 108.823 Exemplaren die erfolgreichste W220-S-Klasse.
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Mit knapp 184.000 km Laufleistung ist dieser Achtzylinder des S 500 noch fast ein junger Hüpfer.
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Im Vergleich zum Vorgänger baut der W220 auf Understatement. Technisch hat er es aber trotzdem faustdick hinter den Ohren.
Foto: Arturo Rivas
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Wie üblich setzt auch die vierte Generation der S-Klasse Maßstäbe in Sachen Sicherheit. Dazu gehören auch die Airbags, die im Falle eines Seitenaufpralls gezündet werden.
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Trotz noch mehr Elektrik und Elektronik an Bord konnte Mercedes das Leergewicht der S-Klasse im Vergleich zu ihrem Vorgänger deutlich reduzieren.
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Der Fahrkomfort wurde mit der neuen Vierlenker-Vorderachse und der später folgenden, serienmäßigen Luftfederung Airmatic nochmals entscheidend verbessert
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Eine neue Ära der Assistenzsysteme läutete Mercedes mit dem Abstandsregel-Tempomat "Distronic" ein. Das radargestützte System hielt die S-Klasse stets im gewählten Abstand zum vorausfahrenden Auto und unterstützte den Fahrer vor allem auf dichtbefahrenen Autobahnen.
Foto: Daimler AG
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Moderne Technik sah 1998 so aus: Integriertes C-Netz-Mobiltelefon und...
Foto: Daimler AG
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für die Fondpassagiere ein kleiner Bildschirm mit Videotext-Nachrichten.
Foto: Daimler AG
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Der Ausstattung waren kaum Grenzen gesetzt. Auf Wunsch gab es die Langversion mit individuellem Innenraumdesign.
Foto: Daimler
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Elektrisch verstellbare Einzelsitze hinten mit Klapptischen, Kühlschrank, Fernseher und weiteren ANnehmlichkeiten konnten geordert werden.
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Die Langversion verfügt meist über 6 Sitze.
Foto: Daimler
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Doch selbst die normale "Kurzversion" des W220 überzeugt mit üppigem Platzangebot. Heute liegen die Preise für die 4. S-Klasse auf sehr niedrigem Niveau.
Foto: Karl-Heinz Augustin
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Schon ab 2.500 Euro gibt es den W220 in mäßigem Erhaltungsszustand.
Foto: Karl-Heinz Augustin
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Wie auch für andere Oberklassen von einst, gilt für den W220: billig zu kaufen, aber nicht billig zu unterhalten. Und formal vielleicht schon zu zurückhaltend für die Klasse.
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So ging es los mit der S-Klasse: 1972 kommt die erste offiziell so genannte S-Klasse im September nach ihrer Publikumspremiere auf dem Pariser Autosalon auf den Markt. Den W116 gibt es zunächst mit 160 PS (280 S), 185 PS (280 SE) und der V8 mit 200 PS im 350 S.
Foto: Daimler AG
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Im Jahr 1979 stellte Mercedes auf der IAA die nächste Generation der S-Klasse, den W126 vor. Motorseitig begann die Laufbahn des neuen Modells mit 2 nahezu unveränderten und 2 weiterentwickelten Triebwerken.
Foto: Arturo Rivas
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1991 kommt die 3. S-Klasse, der W140. Er unterschied sich nicht nur mit den deutlich gewachsenen Abmessungen und dem kantig-wuchtigen Design von den Vorgängern, er setzte vor allem in elektrotechnischer Hinsicht neue Maßstäbe.
Foto: Arturo Rivas
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Mit der im Herbst 2005 auf den Markt rollenden Baureihe kehrte Mercedes zu einer der vor dem W220 noch geltenden S-Klasse-Tugenden zurück: der Demonstration neuer Größe.
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Seit 2013 läuft die Baureihe W 222 vom Band, die auf dem Chassis des Vorgängers W221 basiert. Zahlreiche Assistenzsysteme mit untereinander vernetzen Fern-, Nahbereichs- und (Mehrbereichs-)Radarsystemen, Stereo-Kameras, Infrarot-Video und Ultraschall-Sensoren sind neu.
Foto: Ingolf Pompe
Dieser Mercedes W220 hat alles: einen Farbbildschirm fürs Comand-System, den Abstandsregel- Tempomaten Distronic, die sonnenstandsabhängige Regelung der Klimaanlage, Sprachsteuerung Linguatronic, belüftete Komfortsitze, Keyless Go, Multifunktionslenkrad in Edelholz, Softclose-Türen, eine Kühlbox in der Mittelarmlehne und bei einer Laufleistung von 184.000 Kilometern ein 10.000 km zuvor gestempeltes Serviceheft.
Dazu ist er nicht mal schwarz oder silbern wie die meisten europäischen Mercedes W220. Ihm haben sie 1999 den Sonderlack Chalcedonblau 347 auf die lange Karosserie genebelt. Auch der konnte leider nicht verhindern, dass der Rost an den Türkanten knabbert und an den Radläufen das Blech beginnt, Bläschen zu werfen. Aber bitte: Wie soll denn ein Auto aussehen, das mit 4.999 Euro nur noch ein Fünfzehntel des Neupreises kostet - nicht mehr als vor 15 Jahren ein paar Extras?
S-Klasse mit makelosem Mobiliar
"Es ist ein Garagenwagen, und es waren zwei Opas, die ihn gefahren haben", sagt Herr Masael und erklärt, dass er für das Exemplar so gesehen eigentlich einen viel höheren Preis aufrufen müsse. Der Geruch in der S-Klasse regt auf ungute Art die Fantasie an: Was haben die älteren Herren in diesem Mercedes W220 denn wohl gemacht? Länger drin gesessen, bis man sie gefunden hat? Nein, das ist übertrieben, es müffelt nur ein bisschen, und manche der Tasten zeigen sich deutlich abgegriffen. Ansonsten aber sind die Jahre am Mobiliar spurlos vorübergegangen.
Da wirken andere neu schon älter. Man darf das erwarten von einem Auto, das Mercedes mal wieder als beste Limousine der Welt verstanden wissen wollte. Genau diesen Anspruch verkörperte im Grunde genommen schon der Vorgänger des Mercedes S 500 perfekt. Und wurde genau deshalb zum besten Beispiel dafür, dass Perfektion nichts bringt, wenn Sympathie fehlt.
Die Tragik des Technologieträgers Mercedes W140 lag im kühl Distanzierten seiner monumentalen Mächtigkeit, darin, dass er immer gleich rüberkam wie eine arrogante Karre. Und darin lag auch das schwere Erbe des Nachfolgers W220 vom September 1998 begründet.
Mercedes S 500 mit schwäbischem Undertstatement
Die neue S-Klasse sollte seinen Vorgänger technisch in den Schatten stellen, Größe neu definieren und zugleich der Oberklasse von Mercedes ihre Nahbarkeit zurückgeben. So kommt es, dass der Mercedes S 500 des Typs W220 einerseits voller Hightech steckt und andererseits an eine aufgeblasene C-Klasse erinnert.
Beinahe schüchtern wirkt der Mercedes W220. Den Abschluss des nach vorn hin stark abfallenden und schmächtigen Vorderwagens markiert ein mickriger Kühler, und auf der Haube darüber sitzt der Stern ein bisschen so, als hätte man ihn dort vergessen und alleine gelassen. In den kathedralenhaft hoch ausgeschnittenen Radhäusern drehen sich an unserem Mercedes S 500 Winterräder im 16-Zoll-Format, und auch das demonstriert die Erdverbundenheit dieser Baureihe, mit der die S-Klasse ins neue Jahrtausend wechselte.
Das ist auch im übertragenen Sinne zu verstehen: Luftfederung mit adaptiven Dämpfern, mehrere über Datenbus, teils mit Lichtwellenleitern vernetzte Systeme, Zylinderabschaltung im Teillastbereich und – nur um zu betonen, dass herausragender Komfort den Mercedes W220 nicht nur in erster Linie, sondern auch in zweiter Reihe auszeichnet – elektrisch verstellbare Sitze im Fond der Langversion des Mercedes S 500 Typ W220. Bleibt also nur die Entscheidung: Selbst fahren oder sich lieber fahren lassen?
So viel kostet die Mercedes S-Klasse W220
Laut Marktbeobachter Classic-Analytics kostet ein Mercedes S 500 L im Zustand 2 rund 8.800 Euro. Doch schon ab unter 2.500 Euro geht es mit mäßig erhaltenen Luxuslimousinen los. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Wartungskosten auf hohem Niveau liegen.
Etwas günstiger sind die Einstiegsmodelle S320, die es scheckheftgepflegt schon für etwa 2.500 bis 4.000 Euro gibt. Die Laufleistung spielt dabei übrigens kaum eine Rolle - selbst Autos mit deutlich über 250.000 km sind noch für einige Erdumrundungen gut, sofern sie gut und regelmäßig gewartet wurden. Allerdings gilt es, bei allen Motorisierungen auf die einwandfreie Funktion der komplexen Elektronik zu achten. Ist hier der Kupferwurm drin, wird es meist richtig teuer.