Kaufberatung VW Jetta LS
Motor hält, Karosserie rostet
Wahrscheinlich dauert es noch ein paar Jahre, bis die erste Version des Stufenheck-Golf wirklich cool wird. Noch sind gepflegte Erste-Hand-Autos mit geringer Laufleistung sehr günstig zu haben. Also heißt es zugreifen, bevor der Rost die überlebenden Jetta I zernagt und die Preise abheben.
Karosserie-Check
Mit dem VW Golf teilt sich der Jetta nicht nur den größten Teil der Karosserie, sondern natürlich auch deren Schwachpunkte. Allerdings profitiert das Auto dabei von der Gnade der späten Geburt, weil bei seinem Debüt 1979 die allerschlimmsten Rostzeiten bei Volkswagen schon vorbei waren. Dennoch ist der Rost der gefährlichste Feind des Jetta. Schon der Vorderwagen weist eine Reihe von Rostherden auf, die bei einer Besichtigung unbedingt überprüft werden sollten.
Die Radhäuser und -läufe sind bei den allermeisten Exemplaren befallen, vor allem auch bei Autos, die über die schwarzen Kunststoffleisten im GTI-Stil verfügen. Nicht ganz so offensichtlich sind verrottete Federbeindome und Kotflügelkanten im Motorraum. Auch die Übergänge von A-Säulen zu Schwellern sind oft nur noch rudimentär vorhanden. Innen- und Außenschweller zählen natürlich ebenfalls zu den gern befallenenen Partien, genauso wie die Bodenbleche. Im Heckbereich sind vor allem die Aufnahmen der Hinterachsführung problematisch. Wenn dort alles weggefault ist, lohnt sich die Rettung meist nicht mehr. Radläufe und Kofferraum sollten ebenso beachtet werden wie die Rahmen von Heck- und Frontscheibe.
Wassereinbrüche in Koffer- und Innenraum sind keine Seltenheit. Es ist also zu prüfen, ob die Teppiche trocken und die Bodenbleche innen rostfrei sind. Viele Jetta der ersten Baureihe wurden zudem von jungen Vorbesitzern im Lauf der Jahrzehnte umgestaltet. Glasdächer, allerlei Spoilerwerk und breite Räder sind keine Seltenheit. Empfehlenswerter ist ein originales Fahrzeug mit guter Ausstattung. Speziell beim Jetta ist der gefühlte Unterschied zwischen Basis- und Luxusausstattung riesengroß. Zudem verfügen die besser ausgestatteten L- und GL-Versionen über einige Zugaben, die das Leben erleichtern - wie etwa Halogenscheinwerfer.
Technik-Check
Als Kind der Golf-Familie ist der Jetta technisch bestens für ein langes Autoleben gerüstet. Alle Motoren, vielleicht mit Ausnahme des frühen Turbodiesels, sind für astronomische Laufleistungen gut - bei minimaler Wartung. Ärger gibt es allenfalls an der Peripherie: So haben schadhafte Thermoschalter des Elektrolüfters mitunter durchgeschmorte Kopfdichtungen zur Folge. Verschlissene Antriebswellen sind häufig zu beobachten, Ersatz findet sich aber preiswert beim Autoverwerter. Auch die Schalt- und Automatikgetriebe machen selten Ärger. Keinesfalls sollte eine Kontrolle der Elektrik unterbleiben, da steckt gern der Wurm drin.
Preise
Die Preise für den Jetta I sind denkbar niedrig - sie reichen von "geschenkt" bis allenfalls 5.000 Euro in extremen Ausnahmefällen. Selbst gut erhaltene GLI mit niedriger Laufleistung aus erster Hand sind meist unter 2.500 Euro zu bekommen. Leider geraten schöne Exemplare oft in falsche Hände, etwa in die jugendlicher HiFi-Tuner, die den Jetta wegen des großen Kofferraums, in dem viele Endstufen und Bassboxen Platz finden, schätzen. So empfiehlt es sich, nach Automatikautos Ausschau zu halten, die beim Tuning-Nachwuchs nicht so beliebt sind. Ein GLS mit opulenter Ausstattung in einer schönen Farbe wie Mexicobeige oder Gambiarot kann trotz Dreigang-Automatik ein stilvoller und rarer Youngtimer sein.
- Bei Einführung 1979 (Volkswagen Jetta) :
- 14.400 Mark
- Bei Produktionsende 1982 (Volkswagen Jetta) :
- 15.800 Mark
Ersatzteile
Auch bei der Teileversorgung profitiert der Jetta von der Golf-Verwandtschaft. Vieles gibt es noch beim örtlichen VW-Betrieb oder über den Klassik-Service des Herstellers. Freunde von gebrauchtem Ersatz werden beim Autoverwerter fündig, denn immer noch werden Golf und Jetta I in großer Zahl zur Schlachtbank geführt. Technik- und Verschleißteile finden sich zudem lückenlos bei den großen Autoteile-Ketten. Leider ist auch das Angebot an Tuning- und Verschönerungszubehör recht umfangreich.
Schwachpunkte
- Radläufe vorn
- Federbeindome
- Stehbleche
- Innen- und Außenschweller
- Türen
- Radläufe hinten
- Anlenkpunkte Hinterachse
- Kofferraumboden
- Antriebswellen
- Thermoschalter
- Elektrik
- Originalität
Wertungen
Fazit
Wahrscheinlich dauert es noch ein paar Jahre, bis die erste Version des Stufenheck-Golf wirklich cool wird. Noch sind gepflegte Erste-Hand-Autos mit geringer Laufleistung sehr günstig zu haben. Also heißt es zugreifen, bevor der Rost die überlebenden Jetta I zernagt und die Preise abheben.