Kaufberatung Toyota Supra JZA80 (1993 – 2002)
Viel Spoiler, wenig Macken
Damals kein Erfolg in Deutschland, heute ein gesuchter Klassiker. Die Supra mit Riesen-Spoiler hatte es schwer bei uns. Auch wegen ihres hohen Preises.
04.08.2019 Roman Domes, Patrick LangDie deutsche Presse – auto motor und sport eingeschlossen – war beim Erscheinen der Toyota Supra im Jahr 1993 mal so überhaupt nicht angetan. Kein Wunder, polarisierte der massige Japaner mit seinen ungewöhnlichen Design-Gimmicks wie dem Spoiler auf dem Kofferraumdeckel, oder den vierteiligen Rückleuchten. Letztes Detail findet sich an der Front wieder, mit drei einzelnen, klar voneinander abgetrennten Scheinwerfer- und Blinkereinheiten.
Klingt komisch, und sah damals, vor 22 Jahren auch so aus. aber gerade das macht das Dreiliter-Coupé (oder Targa) zur vergleichsweise seltenen Kult-Karre.
Toyota Supra JZA80 bei uns nur mit 330 PS und Spoiler
Die Stärke des Japaners sind nach wie vor die 330 PS aus dem geschmeidig laufenden Dreiliter-Reihensechser mit Biturbo-Aufladung namens 2JZ-GTE. Diese leistungsstärkste Variante der Supra war bei uns in Deutschland erhältlich, und sie sollte hierzulande stets den Spoiler tragen. Doch Toyota reagierte auf die Kritik und bot die Supra ab 1994 auch ohne „Aerodynamik-Paket“ an. Wer mit seinem Heckflügel unzufrieden war, hatte Pech gehabt: Das Heckleitwerk war Teil der Betriebserlaubnis des Fahrzeugs, ein Abschrauben nicht erlaubt.
In 5,9 gemessenen Sekunden durchspurtete die Supra die 100er-Marke, nach 25,3 Sekunden lagen 200 km/h an – damit kann sie heute nicht mehr ganz vorne mitspielen, damals schon. Der ausladende Heckflügel soll bei einer Geschwindigkeit von 150 km/h rund 30 Kilo Abtrieb produzieren. Heute ein Witz, damals genial.
Weniger genial: Die schwächere, quasi „zivile“ 225-PS-Variante gab es in Deutschland nicht. Ungünstig für die Verkaufszahlen. Denn obwohl Toyota ihre Supra bei uns offiziell anbot – für 106.000 Deutsche Mark – verkaufte sich das Auto schlecht. Von mageren 498 verkauften Fahrzeugen ist in einschlägigen Foren die Rede.
Verdarben mäßige Testergebnisse der Supra den Erfolg?
Vielleicht waren die mäßigen Testergebnisse des Japan-Sportwagens am geringen Absatz schuld. Unwahrscheinlich. Auch wenn Götz Leyrer die Supra im Vergleich mit dem Porsche 911 Carrera, der Chrysler Viper RT/10 und dem Ferrari 348 GTB als emotionslosen Sportwagen brandmarkte und lieber eine schnelle Familienlimousine daraus machen wollte: Letztlich waren es wohl doch der Preis und – vor allem – das behäbige, spießige und unsportliche Image, das Toyota zu jener Zeit hatte, die den (wirtschaftlichen) Erfolg der Supra in Europa verhinderten.
Japan-Design der 1990er-Jahre als Kultfaktor
Bis jetzt. Wie der Mazda RX-7 oder der Nissan Skyline R33 GT-R erlangte auch die Toyota Supra JZA80 den großen Ruhm erst sehr spät. Nämlich um die Jahrtausendwende. Wie kommt’s, dass die zunächst vernichtende Kritik am Design Faszination und Begehren wich? Nicht zuletzt, weil die digitale Generation Zugang zur Supra bekam – sei es über Hollywood-Blockbuster wie die „Fast and Furious“-Reihe, oder durch Videospiele wie „Need for Speed“ oder „Gran Turismo“.
Plötzlich waren Japan-Racer begehrter denn je, es gibt daran nur ein Problem: Da sie damals keiner wollte, sind Supras heute verdammt selten. Wo sind sie geblieben, die verrückten Sportwagen aus Fern-Ost? Meist im Privatbesitz. Auf mobile.de finden sich kaum 20 ernstzunehmende Angebote der Supra MK IV (JZA80), viele davon mit hohen Laufleistungen, viele davon importiert und mit dem schwachen Non-Turbomotor.
Die Preise für die selten gewordene 330-PS-Version starten bei rund 15.000 Euro für sehr frühe Modelle mit hohen Laufleistungen. Kein Problem, zumindest beim Motor. Der 2JZ-GTE gilt auch getunt bis 450 PS als sehr standfest, sogar bei 150.000 flott gefahrenen Kilometern. Ganz selten Ärger machen die Ventilschaft-Dichtungen. Die Ersatzteilpreise sind hierfür zwar gering, der Arbeitsaufwand dafür enorm.
Gepflegte Toyota Supra JZA80 mit 2JZ-GTE-Motor sind selten
Etwas ungünstiger sieht es beim Fahrwerk aus, hier kann nach 21 Jahren schon mal eine Komplettüberholung anstehen, die auch dementsprechend kostet. Die Supra wog als Quasi-Zweisitzer mit zwei zusätzlichen Not-Not-Notsitzen mehr als 1,6 Tonnen, so viel wie ein aktueller BMW Dreier Touring. Als Targa war die Supra werksseitig nicht besonders versteift, die Karosse dementsprechend weich – also musste das Fahrwerk alles abfangen, was die Karosserie-Konstrukteure verschlafen hatten. Teilweise schlug sich das auf die Spur des Sportwagens aus, auch die sollte bei einem Kauf professionell vermessen werden.
Keine Probleme gab es mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe des schwäbischen Herstellers Getrag. Das leichte Rasseln und Jaulen ist Forenberichten zufolge völlig normal und kein Anzeichen eines vorzeitigen Ablebens. Die Bremsen der Toyota Supra (JZA80) zählten zu den besten ihrer Zeit – aber nur außerhalb Japans. Die dort gebaute Supra musste mit 16-Zoll- anstatt der 17-Zoll-Räder der US-Variante ausgeliefert werden, dadurch wurde die Bremsanlage kleiner dimensioniert, mit Konsequenzen: Die Bremswege wurden länger, das Fahrverhalten schwammiger, und die Supra letztlich unsportlicher. Also Vorsicht vor dem Kauf eines Importmodells – auch was zulassungspflichtige Modifikationen angeht.
Dann sind Sie vielleicht viel schneller von einer Supra angetan, als wir das bei ihrem Erscheinen waren. Zumindest dann, wenn Sie sich die recht teure Versicherung leisten wollen und können.