Talbot-Matra Rancho in der Kaufberatung
Plastik mit rostigem Unterbau
Der Talbot-Matra Rancho war auf dem deutschen Markt nicht gerade ein Bestseller. Und die meisten Exemplare sind längst dahingerostet. Denn unter der Kunststoffhaut des Aufbaus verbirgt sich ein stählernes Gerüst, das sich nur allzu gern in braunen Staub auflöst.
07.11.2012
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Mit dem Rancho kam 1977 ein Gemeinschaftsprojekt von Matra, Simca und Talbot auf den Markt, das Abenteurer ansprechen sollte.
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Die Werbung für den Rancho suggerierte, dass der Rancho auch abseits der Straßen sein Revier hat.
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Mit seinen dicken Beplankungen an den Radläufen, dem Rammbügel an der Front und dem Reserverad mit grobstolligem Profil auf dem Dach waren auf den Werbemotiven junge Leute im Rancho unterwegs.
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Und nach einem anstrengenden Tag auf der Rallypiste, kuscheln sie sich im Rancho gemütlich aneinander.
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Zumindest letzteres ließ der Talbot-Matra Rancho zu: Sein Innenraumkonzept ist innovativ, bietet es doch die Möglichkeit einer dritten Sitzbank oder ...
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... die Einrichtung einer Schlafstätte für zwei Personen hinter den Vordersitzen. Die Heckklappe ist horizontal geteilt. Unter dem Bett ist Platz fürs Gepäck.
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Eine Werbebroschüre für den britischen Markt zeigt die Möglichkeiten auf: Siebensitzer, Fünfsitzer mit reichlich Platz fürs Gepäck oder Zweisitzer mit riesigem Laderaum oder Liegefläche.
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Doch dem Traum von der Weltreise im Talbot-Matra Rancho stand eine Tatsache entgegen: Er hatte nur Frontantrieb und war damit nicht für wilde Abenteuertouren geeignet.
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Ursprünglich sollte der Rancho einen Allradantrieb bekommen, doch die Entwicklungskosten stiegen ins Uferlose und so wurde auf die aufwändige Technik verzichtet.
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Als Antriebsaggregat wählten die Ingenieure den 1,4-Liter-Vierzylinder des Simca 1308 mit 80 PS.
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Damit ist der 1.140 Kilogramm schwere Talbot-Matra Rancho zwar ausreichend, aber nicht souverän motorisiert.
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Immerhin konnte eine Jagdgesellschaft mit bis zu 150 km/h im Rancho recht zügig ihr Revier erreichen.
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Zwischen 1977 und 1984 wurden rund 56.500 Exemplare des Talbot-Matra Rancho gebaut.
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Neben den Standard-Rancho gab es zahlreiche Sondermodelle wie diesen Talbot-Matra Rancho Davos mit serienmäßigem Blaupunkt-Autoradio, Ski-Gepäckträger, Schneeketten und besonderen seitlichen Zierstreifen. Eine Plakette mit dem Namen des Erstbesitzers und der fortlaufenden Nummer krönte dieses Sondermodell.
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Die Preise für das Basismodell begannen 1977 in Frankreich bei 35.995 Franc und lagen 1984 bei Produktionsende bei 72.100 Franc.
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In Deutschland kostete der Talbot-Matra Rancho 1978 ab 17.910 Mark und wurde über Chrysler Deutschland vertrieben.
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Der zweitürige Talbot-Matra Rancho besitzt die Abmessungen 4.325 x 1.665 x 1.740 Millimeter. Nicht zuletzt die geringe Bodenfreiheit von 217 Millimetern verhindert Gelände-Ambitionen.
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Die Rancho entstanden in dem Matra-Werk Romorantin. Matra ist ein Akronym für Mécanique Avion TRAction.
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Die ersten Rancho trugen noch den Namen Matra Simca Rancho. Nach der Übernahme durch Chrysler 1978 wurde er ab 1979 als Talbot-Matra Rancho vertrieben.
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Das Modell Talbot-Matra Rancho DC (Decouvrable) wird oft als Cabrio bezeichnet, doch Fahrer und Beoifahrer sitzen überdacht. Lediglich die hinteren Passagiere kommen in den Genuss des Freiluftgefühls.
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Der Talbot-Matra Rancho DC (Decouvrable) gehört bzu den gesuchtesten Modellen des Rancho, dementsprechend werden für gute Exemplare bereits über 20.000 Euro aufgerufen.
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Die Übersichtlichkeit der Instrumente ist gut - es gibt auch nur einen Tachometer, eine Zeituhr sowie Wassertemperaturanzeige und Tankuhr. Es gab auch Rancho mit Drehzahlmesser.
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Als Basis für den Talbot-Matra Rancho diente der Simca 1100 VF2, der als "Handwerkerlaster" bekannt wurde.
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Im Matra-Werk in Romorantin bekam der Rancho seine GFK-Karosserie übergestülpt. In dem gleichen Werk liefen später Renault Espace und Avantime vom Band.
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Die zeitgenössische Werbebroschüre stellt Heckscheibenwicher, die komfortablen Klappsitze, die Halogen- und Suchscheinwerfer sowie die Anhängerkupplung heraus.
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In der Bedienungsanleitung wird der richtige Umgang mit der elektrisch betriebenen Seilwinde beschrieben.
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Durch die horizontal geteilte Heckklappe fällt die Beladung des Rancho leicht.
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Der Talbot-Matra Rancho ist ein kleiner Schluckspecht, der Testverbrauch betrug 1978 bei auto motor und sport immerhin 12,8 Liter.
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In Großbritannien wurde der Rancho als "Matra Rancho from Chrysler" beworben. Der Slogan lautete: "Built for you to spread your Wings".
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Der hohe Aufbau prädestinierte den Talbot-Matra Rancho als Behindertenfahrzeug.
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Karosserie-Check
Der Aufbau des Talbot-Matra Rancho mit einem Kunststoff beplankten Stahlgerüst war Mitte der siebziger Jahre zwar innovativ doch leider dachte bei Matra keiner daran, die Stahlanteile des Rancho wirksam gegen Rost zu schützen. Der gesamte Vorderbau wurde vom Simca 1100 übernommen. Vor allem im Bereich der vorderen Radhäuser und Kotflügel greift der Rost besonders gern an. Ebenso gefährdet sind die Längsträger und natürlich der komplette Schweller- und Bodenbereich.
Hinten findet Korrosion weniger Nahrung, hier leiden vor allem die Radhäuser. Achten Sie beim Talbot-Matra Rancho zudem genau auf Reparaturstellen an der Kunststoffkarosse, Schäden wurden oft mit Glasfasermatten dilettantisch ausgebessert. Und prüfen Sie die Funktion der Heckklappe und des separat zu öffnenden Heckfensters. Denn die Plastikkonstruktion ist einer rüden Behandlung nicht lange gewachsen. Bei einem Rancho mit getönten Scheiben und Veloursausstattung handelt es sich um das Sondermodell X. Dieser Typ ist sehr selten, deshalb ist ein moderater Preisaufschlag gerechtfertigt.
Technik-Check
Unter technischen Problemen leidet der Talbot-Matra Rancho kaum. Fahrwerk und Bodengruppe wurden ebenfalls dem Simca 1100 entliehen, der Motor stammt aus dem 1308. Allerdings waren Chrysler-Simca und Talbot zu den Produktionszeiten des Rancho nicht gerade für eine gute Verarbeitungsqualität berühmt. Der Motor macht zeitweilig mit undichtem Ölkreislauf auf sich aufmerksam. Ansonsten ist er anspruchslos und erreicht bei normaler Pflege Laufleistungen von mehr als 200.000 Kilometern.
Defekte Achsmanschetten und Antriebswellen zählen wie bei fast allen älteren Fronttrieblern zum Repertoire. Das Getriebe mißfällt mit schlechter Schaltbarkeit, eine Folge der laschen Schalthebelführung und oft nicht mehr taufrischer Synchronisation. Wie viele Kunststoffautos hat auch der Talbot-Matra Rancho mit Masseproblemen in der Elektrik zu kämpfen. Sein größter Feind waren allerdings sorglose Drittbesitzer, die den geräumigen Kombi als billigen Lastesel zu Schanden geritten haben.
Preise
Zu Produktionszeiten war der Talbot-Matra Rancho kein billiger Jakob, er kam rund doppelt so teuer wie ein Basis-Golf. Doch die Gebrauchtpreise verfielen rasch, vor allem wegen der Rostanfälligkeit sowie den Imageproblemen der Marke Talbot. Aktuell reicht die Preisspanne von unter 1.000 Euro für Grotten bis über 5.000 Euro für gepflegte Exemplare mit einer überschaubaren Vorgeschichte.
Aufschläge kosten die Sondermodelle "X", "Grand Raid" und besonders der offene "Découvrable". Größer ist das Angebot in Frankreich und auch in den Benelux-Ländern, wo es bereits eine Fanszene für das Auto gibt. Größere Preissprünge sind allerdings nicht zu erwarten, obwohl eine leicht steigende Tendenz zu beobachten ist.
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Bei Einführung 1978:
- 17 910 Mark
Ersatzteile
Ersatzteilsorgen kennen Rancho-Fahrer nicht. Fast alles ist lieferbar, und die Preise sind sehr günstig. Etwas teurer wird es nur, wenn Karosserieteile benötigt werden.
Schwachpunkte
- 1. Kotflügel vorn
- 2. Radhäuser vorn
- 3. Längslenker
- 4. Radhäuser hinten
- 5. Unfallschäden
- 6. Ölundichtigkeiten
- 7. Antriebswellen
- 8. Synchronisation
- 9. Elektrische Anlage
Fazit
Ein wegweisendes Auto mit viel Platz und problemloser Großserientechnik: So gesehen müsste der Rancho ein begehrter Youngtimer sein. Doch auch heute will ihn kaum einer haben, die Preise sind niedrig. Greifen Sie also zu, wenn Sie einen alltagstauglichen Klassiker für die ganze Familie gebrauchen können.