Kaufberatung Pontiac Bonneville SSE
Sparsamer und zuverlässiger Zeitgenosse
Die sportlich-luxuriöse SSE-Topversion der Bonneville-Baureihe erlitt einen Wertverlust ins Bodenlose. Dennoch besitzt die Limousine im S-Klasse-Format trotz (oder wegen?) der spektakulären Rundum-Bespoilerung einen gewissen Charme. Sie gilt als sparsam und sehr zuverlässig.
16.11.2009Karosserie-Check
Die Frontantriebs-Limousinen kennen kaum Rostprobleme. Kritisch sind nur die zugebauten Schweller und die schwarzen Leisten an den Radlaufkanten, unter denen sich Feuchtigkeit festsetzt. Großes Problem ist die schwarze Einfärbung der Rückleuchten, die sich im Lauf der Jahre ablöst. Das Interieur gefällt trotz Kunststoff-Holzfurniere durch die hohe Qualität von Schaltern und Reglern einschließlich gusseiserner Aschenbecher-Einsätze in den Türen. Auch die Gurtschlösser und die äußeren Druckknopf-Bügeltürgriffe sind Relikte aus den 70er Jahren. Zum Serien-Lieferumfang zählt im Kofferraum das Pontiac-Accessory-Kit in einer schwarzen Kunstledertasche. Es enthält einen Druckluftschlauch mit Manometer für die Luftpumpe, eine Handleuchte, Warnponcho, Eiskratzer und einiges mehr. Sie darf nicht fehlen und sollte komplett sein, zeugt sie doch vom guten Umgang mit dem Wagen.
Technik-Check
Der millionenfach montierte Antrieb mit wenig gefordertem V6-Motor gilt als unverwüstlich. Das Nachfolgemodell SSEi erhielt einen 205 PS starken Kompressor-V6, dessen Zuverlässigkeit mit der Sauger-Variante nicht mithalten konnte. Die vierte Overdrive-Fahrstufe ist sehr lang übersetzt, weshalb man flott gefahrene Autobahnsteigungen oft in Stufe drei und mit relativ hohen Drehzahlen bezwingen muss. Zwischen 90 und etwa 120 km/h schaltet die Automatik bereits durch Gaswegnahme in die dritte Stufe zurück und erspart den Sprit fressenden Kickdown. Beim Ampelstart legt der SSE mächtig los und erzeugt laut pfeifenden Wheelspin. Die Abtriebswellen sind robust, nur die Gummimanschetten machen Probleme. Sitzen drei Erwachsene im Fond, sollte die Luftpumpe des Niveau-Ausgleich im Motorraum anspringen. Trotz einer direkten, europäisch ausgelegten Lenkung und gut führenden Niederquerschnittsreifen wirkt der brav untersteuernde Wagen im Fahrbetrieb weich und wuchtig. Verschlissene Stoßdämpfer verstärken den Eindruck. Den Anzeigen des Information-Centers für die Flüssigkeitsstände Ist nicht immer zu trauen..
Preise
Sei es ein geräumiger, sparsamer, exklusiv ausgestatteter Gebrauchtwagen oder ein äußerst seltener Youngtimer - die wenigen verbliebenen Bonneville SSE gibt es für einen Schnäppchenpreis. Selbst gepflegte Autos mit Laufleistungen von weniger als 150.000 Kilometer klettern nicht über die 3500-Euro-Marke. Verhunzte Bastelexemplare als Teileträger gibt es schon für weniger als 1.000 Euro. Die letzten Neuwagen kosteten 1991 immerhin fast 65.000 Mark. Obwohl die siebte Bonneville- Generation (die erste mit Frontantrieb) mit noch typisch amerikanischen Stilmerkmalen wie der kleinen, steil stehenden Heckscheibe und dem an einer Fünf-Meter-Limousine ziemlich deplatziert wirkenden Muscle-Car-Look aufwartet, ist ihre Zukunft als Klassiker mit Wertsteigerung höchst ungewiss.
- Bei Einführung 1988:
- 57.000 Mark
- Bei Produktionsende 1991:
- 64.500 Mark
Ersatzteile
Die Antriebstechnik des Pontiac stammt aus einem universellen GM-Baukasten (H-Body), der ab 1985 fast zehn Jahre lang mit Ausnahme von Cadillac und Chevrolet die gesamte Fullsize- Flotte antrieb. Wir finden seit Ende der 80er Jahre den identischen, 167 PS starken V6 mitsamt Viergangautomatik auch in den Modellen Buick Le Sabre, Electra und Reatta (zweitüriges Coupé und Cabriolet), Oldsmobile 88, 98 und Toronado. Entsprechend problemlos gestaltet sich die Ersatzteilversorgung: Neu- und auch Gebrauchtteile von Motor, Getriebe, Chassis und Bremsen sind ausreichend vorhanden. Probleme können allenfalls die Steuermodule für die Motorelektronik bereiten. Ebenso kritisch sind Reparaturen oder der Ersatz von einem der vier verschiedenen LCD-Monitore (Klimaanlage, Soundsystem, Kompass und Driver Information Center). Vorteil Bonneville SSE: Tachometer, Drehzahlmesser, Zusatzinstrumente und auch der Kilometerzähler besitzen noch gute, alte Zeiger- und Rollen-Technik.
Schwachpunkte
- Steuerelektronik Motor
- Antriebswelle
- Rost an den Radläufen
- Rost an den Türunterkanten
- Rost an den Seitenschwellern
- Rückleuchteneinfärbung
- Defekte Anzeigendisplays
- Verschlissene oder speckige (Leder) Sitzpolsterung
- Windgeräusche Schiebedach
- Verschlissene Stoßdämpfer
- Lichtmaschine defekt
Wertungen
Fazit
Die sportlich-luxuriöse SSE-Topversion der Bonneville-Baureihe erlitt einen Wertverlust ins Bodenlose. Dennoch besitzt die Limousine im S-Klasse-Format trotz (oder wegen?) der spektakulären Rundum-Bespoilerung einen gewissen Charme. Sie gilt zudem als sparsam und sehr zuverlässig.