Kaufberatung Mercedes 300 SEL 6.3 - W109
Der Autobahn-Kurier
Dem Mercedes-Benz 300 SEL 6.3, dem einstigen Autobahn-König, macht besonders der Rost zu schaffen. Viele Exemplare leiden oft noch unter unsachgemäßen Karosserie-Reparaturen, die der Sechsdreier in seiner Gebrauchtwagen-Ära über sich ergehen lassen musste. Die Beseitigung technischer Probleme ist meist recht teuer. Auch sonst ist das Preisniveau hoch.
Karosserie-Check
Ungeschweißte Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 dürften heute kaum noch existieren. Wegen der einst mäßigen Rostvorsorgemaßnahmen fielen schon die ersten Wagen wieder dem Karosseriebauer in die Hände, als sie gerade mal den Gebrauchtwagen-Status erreicht hatten. Die Reparaturen dienten dann selten dem Zweck, einem künftigen Klassiker mit Kultstatus zu einer neuen, dauerhaften Schönheit zu verhelfen. Folglich sind die beschriebenen Problemzonen, auch wenn sie auf den ersten Blick gut aussehen, genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dazu zählen beim Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 beispielsweise die Vorderkotflügel im Bereich der Lampentöpfe sowie der A-Säule und die Anschraubkanten am Stehblech. Ferner sollte man im Frontbereich den Querträger sowie die Spritzwand inspizieren. Im unteren Bereich des Wagens verdienen die Innen- und Außenschweller, speziell die Schwellerabschlüsse sowie der Rahmenbogen über der Hinterachse größte Aufmerksamkeit. Und den Exemplaren mit Anhängerkupplung ist auch dem hinteren Querträger ein prüfender Blick zu widmen.
Übrigens verformt sich der Rahmen bei leichten Remplern schneller als erwartet, Experten wissen, an welcher Stelle. Korrosionsgefährdet sind natürlich auch die unteren Partien der Türen sowie die hinteren Radläufe. Ein Check der seitlichen Kofferraummulden und, sofern vorhanden, des Schiebedachs samt Dachrahmen runden die Suche nach Durchrostungen ab.
Technik-Check
Technik-Reparaturen sind beim Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 meist sehr teuer. So halten die Motoren bei guter Wartung und sorgsamer Behandlung zwar mehrere Hunderttausend Kilometer. Doch wenn die Kompression der einzelnen Zylinder deutlich unterschiedlich ausfällt und unter 8,5 bar sinkt oder gar ein Lagerschaden vorliegt, steht eine Motorüberholung an, die locker 25.000 Euro und mehr kosten kann. Eine Einspritzpumpe, die beispielsweise überholt werden muss, weil Motoröl über das Reglergehäuse austritt, oder weil Bauteile einfach altersbedingt verschlissen sind, gibt es bei Koller und Schwemmer im Austausch für 5.000 Euro.
Beim Fahrwerk des Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 gilt es auf ausgeschlagene Achsschenkelbolzen zu achten, meist eine Folge vernachlässigter Schmierung. Das trifft auch auf die Bremsniederhaltung hinten zu, weil viele nicht wissen, dass es hier beim Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 zwei Schmiernippel gibt. Auch die Luftfederung ist von altersbedingtem Verschleiß betroffen. Hängt der Wagen wenige Stunden nach dem Abstellen wieder am Boden, können Luftfederbälge oder Regelventile defekt sein.
Preise
Die Preise für dieses Modell haben in den vergangenen fünf Jahren drastisch angezogen. Für Top-Exemplare werden 50.000 Euro und mehr gezahlt, was aber immer noch unter den Kosten für eine Totalrestaurierung nach höchsten Maßstäben in einer Fachwerkstatt liegt. Mit viel Aufwand restaurierte Fahrzeuge werden deshalb selten zum Kauf angeboten.
Zur Beachtung: Viele als gut angepriesene Exemplare erfüllen bei näherem Hinschauen die versprochene Zustandsnote nicht und erweisen sich als überteuert. Für unter 11.000 Euro gibt es nur noch Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 zum Aufbauen - allein eine funktionstüchtige Wasserpumpe und eine intakte Einspritzpumpe garantieren einem Schlacht-Exemplar aber schon einen Wert von einigen Tausendern.
- Bei Einführung 1967 (Mercedes-Benz 300 SEL 6.3) :
- 39.200 Mark
- Bei Produktionsende 1972 (Mercedes-Benz 450 SEL 6.9) :
- 47.400 Mark
Ersatzteile
Die Ersatzteilversorgung für den Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 bereitet im Prinzip keine Probleme – von wenigen Dingen abgesehen wie beispielsweise Innenausstattungsdetails kann fast alles über Mercedes-Niederlassungen oder Teilespezialisten bezogen werden. Mehr Bauchschmerzen bereiten Neulingen unter den Sechsdreier-Besitzern die Preise. Deutlich über 1.000 Euro für eine Wasserpumpe belegen nachhaltig, dass dieser Wagen technisch eng mit dem Luxus-Liner 600 verwandt ist.
Schwachpunkte
- Querträger vorn
- Stehbleche
- Kotflügel
- Türen
- Schweller
- Rahmenbogen hinten
- Radläufe
- Kofferraum
- Differenzial
- Motorlagerschäden
- Einspritzpumpe
- Luftfederung (Altersschäden)
Wertungen
Fazit
Dem Mercedes-Benz 300 SEL 6.3, dem einstigen Autobahn-König, macht besonders der Rost zu schaffen. Viele Exemplare leiden oft noch unter unsachgemäßen Karosserie-Reparaturen, die der Sechsdreier in seiner Gebrauchtwagen-Ära über sich ergehen lassen musste. Die Beseitigung technischer Probleme ist meist recht teuer. Auch sonst ist das Preisniveau hoch.