Kaufberatung Jaguar XJ-S 3.6, XJS 4.0

Das günstigste Jaguar-Coupé: Wie schlägt sich der XJS?

Irgendwie scheint der Jaguar XJS aus dem Sichtfeld geraten zu sein. Wenn man schließlich einen entdeckt, fragt man sich, wie das passieren konnte.

Jaguar XJS Foto: Hardy Mutschler 10 Bilder

Karosserie-Check

Rost tritt besonders bei jüngeren Modellen (ab 1986) viel verhaltener auf, als gemeinhin angenommen wird - eine Folge der Qualitätsoffensive, die Anfang der achtziger Jahre nach der Privatisierung von Jaguar unter der Leitung von John Egan stattgefunden hat. Nicht verhindert werden konnten jedoch die Qualitätsschwankungen, die sich wie bei einer Kleinserie durch die gesamte Baureihe ziehen.

Beim Check am besten bei den Türen beginnen, die sehr gern an den Unterkanten gammeln, gleiches gilt für die Kofferraumklappe. Wenn der Lack dort aufgequollen ist, ist bereits von einer Durchrostung auszugehen – oftmals eine Ursache von verstopften Abflusslöchern. Kritische Stellen sind ferner die Motorhaube, Schweller, deren Spitzen sowie die hinteren Radläufe und die hinteren Radhäuser unterhalb der Seitenfenster. Rost ist oftmals auch an den Kotflügelschraubkanten sowie am Rahmen der Windschutzscheibe und an den Wagenheberaufnahmen zu finden. An beiden Stellen künden Lackblasen auf bevorstehenden Ärger hin.

Wenn der Innenraum feucht ist, sind in aller Regel die Tür- und Scheibengummis undicht. Eine weitere Ursache könnte versteckte Korrosion sein. Feuchtigkeit im Kofferraum? Dann ist das Wasser vermutlich über eine undichte Heckscheibendichtung eingedrungen. Die gesamte Komfortelektrik sollte funktionieren - was bei den Servomotoren der elektrischen Fensterheber nicht immer der Fall ist. Ein Defekt an der Klimaanlage lässt sich nur mit hohem finanziellen Aufwand beheben.

Technik-Check

Die Technik des Vierliter-Aggregats (AJ 6) ist besser als ihr Ruf – der Sechszylinder gilt als zuverlässige Konstruktion. Bei regelmäßiger Wartung knackt dieser Motor problemlos die 200 000er-Kilometermarke. Als am ausgereiftesten gelten die 222 PS starken Triebwerke (AJ 16) der letzten beiden Produktionsjahre (1995/96), während die frühen 3,6 Liter- Motoren (1983 bis 1991) eher zu Problemen neigen.

Vor der endgültigen Kaufzusage sollten jedoch ein paar Schwachstellen überprüft werden. Rasselgeräusche im Bereich des Steuerkettengehäuses lassen einen verschlissenen Kettenspanner vermuten. Vielen XJ S-Fahrern nicht unbekannt: eine marode Ventildeckeldichtung, die Ölverlust zu Folge haben kann. Gelegentlich finden sich Lecks im Kühlkreislauf - regelmäßige Kontrolle schützt vor Überhitzung oder schlimmstenfalls vor einer durchgebrannten Zylinderkopfdichtung.

Im Motorraum unbedingt auch einen Blick auf den zu Rissen neigenden Auspuffkrümmer werfen. Die Automatikgetriebe gelten als relativ unproblematisch. Beim Wechsel zwischen P und R sollte kein schlagender Ruck zu spüren sein. Wenn die Kardanwelle beim Beschleunigen rumpelt, sind die Kreuzgelenke defekt. Oftmals sind auch die Achslager und Kugelköpfe verschlissen. Bei der Lenkung unbedingt die Befestigung der Manschetten überprüfen.

Preise

Das XJ S-Coupé fristet ein trauriges Dasein als verkannte Größe - es ist wenig beliebt, die Nachfrage ist bestenfalls mäßig, die Preise sind im Keller. Selbst im guten Zustand dürfte ein 4.0 für kaum mehr als für 7.000 Euro den Besitzer wechseln, unabhängig von den Traumpreisen, die viele Halter für ihr Auto fordern. Wirklich gute Autos befinden sich in der Regel dagegen in (sehr) festen Händen.

Selbst Fans machen einen Bogen um die anfälligeren Modelle vor Baujahr 1986 (deren Schicksal somit besiegelt sein dürfte), und nur die Kat-losen-12-Zylinder-XJ-S-Coupés sind derzeit wohl noch schwerer an den Mann zu bringen als die Sechszylinder. Als Faustregel für einen Kauf gilt: je jünger, desto besser - somit sind die Baujahre 1994 bis 1996 gemeint. Vergleichsweise teuer kommen einzig die Cabriolets dieser Baureihe. Im guten Zustand werden dafür zwischen 12.000 und 17.000 Euro gezahlt.

Bei Einführung 1983 (XJ-S 3.6) :
72.880 Mark
Bei Produktionsende 1996 (XJS 4.0) :
112.500 Mark

Ersatzteile

Die Ersatzteilversorgung für den Jaguar XJ-S 3.6 ist dank der recht langen Bauzeit und zahlreichen Technik-Gleichteilen mit den in großer Stückzahl produzierten XJ-Limousinen der Serien 2 und 3 generell gut.

Spezialisten wie das Jaguar-Center im Oldtimer Veteranen Shop in Idstein (www.oldtimer-shop.de ), Limora (www.limora.com ), Jaguar Classic Parts (www.jaguarclassicparts.com ) oder M&R Automobile (www.mr-autoclassic.de ) können nahezu alles liefern, was derzeit verfügbar ist. Beim ab 1991 gebauten 4.0 sieht die Sache wesentlich düsterer aus. Für das Interieur sind praktisch kaum noch Teile zu haben, und viele Karosserieparts werden selbst bei den Spezialisten kaum noch offeriert.

Das Preisniveau schwankt stark - technischer Ersatz ist erstaunlich preiswert, Blechteile sind ziemlich teuer. So kosten ein XJS-Kotflügel 500 Euro, eine Motorhaube 850 Euro und ein Auspuff 2.500 Euro. Viele XJ-S/XJS-Besitzer schrecken auf Grund des vergleichsweise niedrigen Fahrzeugswerts vor größeren Investitionen zurück.

Schwachpunkte

  1. Türunterkanten
  2. Kotflügelschraubkanten
  3. Windschutzscheibenrahmen
  4. Scheibendichtungen
  5. Schweller und Radläufe
  6. Ölundichtigkeiten am Motor
  7. Eingelaufene Nockenwellen
  8. Ausgeschlagene Vorderachse
  9. Defekte Klimaanlage
  10. Elektrikprobleme
  11. Undichte Lenkgetriebe
  12. Unrunder Motorlauf
Igel Jaguar XJS

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Als eleganter Gran Turismo macht der späte XJS 4.0 eine tolle Figur. Seine Technik gilt als relativ standfest, allein an Anerkennung mangelt es dem Coupé - was sich im Preis widerspiegelt. Gute Exemplare sind rar, aufwendige Restaurierungen lohnen sich in den seltensten Fällen.