Kaufberatung Citroën SM

SM - Sado-Maso oder Seine Majestät?

Der Citroën SM ist fraglos eines der faszinierendsten Nachkriegs-Autos. Dass er nicht ganz ausgereift auf den Markt kam, die Technik ebenso zweifelhaft blieb wie der Ruf, verzeihe ich ihm gern. Die zeitlose Eleganz seiner Karosserie, der seidenweiche Komfort der Hydropneumatik und der wohlklingende Maserati-Motor machen alles wieder wett – und das zum Preis einer mittelmäßigen Pagode.

Foto: Bonhams 8 Bilder

Karosserie-Check

Ja, auch der Citroen SM rostet, wenn auch nicht mehr als andere Fahrzeuge seiner Epoche. Zu den häufig befallenen Partien zählen die komplett austauschbaren verschraubten Kotflügel und Radhäuser vorn. Ersatz ist lieferbar und der Austausch (vergleichsweise) einfach. Komplizierter sind da Arbeiten an der A-Säule und dem Scheibenrahmen, in dem die geklebte Windschutzscheibe gern undicht wird.

Von Kontaktkorrosion ist häufig die Leichtmetall-Motorhaube befallen. Die Edelstahl-Zierleisten des Citroen SM sind nämlich mit ordinären Blechclips am Alu befestigt. Frontschürze und Kühlergrill sind mitunter durch kleine Rempeleien beschädigt, Korrosion zeigt sich hier ebenfalls häufig.

Zu den üblichen Verdächtigen zählen auch die Unterkanten der Türen und die Heck
klappe mit der riesigen, eingeklebten Scheibe. Wichtigstes Indiz für den Zustand der Karosse ist aber das komplex gewölbte Blech-Seitenteil über den Hinterrädern. Es rostet gern, ist schwer in Stand zu setzen und als Ersatzteil nicht lieferbar. Am besten lässt sich sein Zustand aus dem Kofferraum kontrollieren, wenn man die Seitenverkleidungen entfernt und einen prüfenden Blick auf Radkasten und Seitenteil wirft. 

Die Bodenbleche des Citroen SM zeigen sich oft in guter Verfassung, überprüfen sollte man dennoch die Aufnahmen der hinteren Radaufhängung. Wichtig sind auch Zustand und Vollständigkeit des Edelstahl-Zierrats, Ersatz ist schwer zu beschaffen – was im Übrigen ebenso für die Innenausstattung gilt.

Technik-Check

Die Technik des Citroen SM ist so komplex und Fehler sind so teuer, dass ohne fachkundige Begleitung eine faire Einschätzung kaum möglich ist. Wer wirklich einen kaufen will, sollte immer einen Experten hinzuziehen. Ein paar Tests gibt es dennoch, mit denen auch ein SM-Neuling prüfen kann, ob es überhaupt lohnt, das Objekt mit einem Spezialisten zu überprüfen. Die vermittelt übrigens der SM-Club, und auch die professionellen SM-Schrauber (siehe "Spezialisten") sind gern behilflich.

Der Citroen SM-Motor sollte vor der Überprüfung warm gefahren werden. Der erste simple Test: Öl- und Wassernachfüllöffnungen prüfen, ob Schmier- und Kühlmittel noch sauber getrennt sind. An der Entlüftung des Kurbelgehäuses (Schlauch abziehen) lässt sich prüfen, ob der Druck im Kurbelgehäuse hoch ist und demzufolge die Laufflächen der Zylinder verschlissen sind.

Der Motor sollte sanft Gas annehmen, nicht übermäßig qualmen und rund laufen. Der raue Lauf ist allerdings typisch für den Maserati-V6. Flackert die Öldruckleuchte im Leerlauf, könnte das Triebwerk einen Hauptlagerschaden haben. Häufiger sind beim Citroen SM Pleuellagerschäden, die sich durch Klappern beim Beschleunigen bemerkbar machen.

Die Achillesverse des aufwendigen Citroen SM-Motors sind die Antriebsketten der vier oben liegenden Nockenwellen. Die Nockenwellen werden von einer Zwischenwelle angetrieben, die ihrerseits auch Hydraulikpumpe, Lichtmaschine und Klimakompressor antreibt. Der Kettenspanner der Hauptkette zwischen Kurbel- und Zwischenwelle ist unterdimensioniert. Er gibt gern den Geist auf, was meist den Exitus des kompletten Motors zur Folge hat. Überprüfen lässt sich die Hauptkette nur, wenn man die Ölwanne abnimmt oder den Motor ausbaut.

Es geht aber auch ein wenig einfacher: Den Motor aus Leerlaufdrehzahl langsam hochdrehen lassen und auf Geräusche achten. Plötzlich sich verstärkendes Rasseln deutet auf eine lose Kette hin. Die serienmäßige Zündanlage des Citroen SM mit zwei Zündspulen ist auch kein Quell reiner Freude. Es gibt gute Umrüstanlagen von Jaeger oder Lumenition (siehe "Spezialisten").

Die Hydraulik des Citroen SM dagegen ist nicht so schlimm, wie der Normalautofahrer gemeinhin befürchtet. Sie sollte nur dicht sein. Achten Sie auf das Laufgeräusch der Hydraulik-Pumpe. Sind die Abschaltintervalle kürzer als 15 Sekunden, ist das System undicht. Doch eine leckende Hydraulik ist einfach zu überholen. Jedenfalls einfacher als ein Maserati-Motor mit Kettensalat und Lagerschaden.

Preise

Der Citroen SM zählt zu den wenigen Fahrzeugen, deren Wert in den letzten 15 Jahren stetig
gestiegen ist. Zwar gibt es mäßige Fahrzeuge ab etwa 6.300 Euro, doch sollte der Käufer genau wissen, worauf er sich einlässt. Ein ordentliches Exemplar ist kaum unter 28.000 Euro zu haben, sehr gute originale oder aufwendig restaurierte Autos kosten oft deutlich mehr als 35.000 Euro. Gute Autos sind oft in Frankreich zu finden, das Preisniveau ist dort allerdings meist höher als hier.

Bei Einführung  (Citroen SM) :
31.000 Mark
Bei Produktionsende  (Citroen SM) :
37.963 Mark

Ersatzteile

So teuer wie befürchtet sind die Ersatzteile für den Citroen SM nicht. Vieles ist dagegen nicht mehr lieferbar. Der SM-Club Deutschland verfügt über einen großen Teilefundus, allein deswegen schon ist eine Mitgliedschaft unbedingt zu empfehlen.

Der Club weiß nicht nur, wo seltene Teile zu finden sind, er kennt auch empfehlenswerte Werkstätten und Spezialisten. Mehr Infos zum Club bietet die Homepage. Trotz der relativ preiswerten Verschleißteile ist SM-Fahren kein billiges Vergnügen. Eine Motorüberholung etwa schlägt mit rund 15 000 Mark zu Buche.

Schwachpunkte

  1. Kotflügel und Radläufe vorn
  2. Motorhaube und Kühlergrill
  3. A-Säulen
  4. Scheibenrahmen vorn
  5. Türunterkanten
  6. Hinterachsaufnahmen
  7. Seitenteile und Radläufe hinten
  8. Heckscheibenrahmen
  9. Motor
  10. Hydraulik
Citroen SM

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der Citroën SM ist fraglos eines der faszinierendsten Nachkriegs-Autos. Dass er nicht ganz ausgereift auf den Markt kam, die Technik ebenso zweifelhaft blieb wie der Ruf, verzeihe ich ihm gern. Die zeitlose Eleganz seiner Karosserie, der seidenweiche Komfort der Hydropneumatik und der wohlklingende Maserati-Motor machen alles wieder wett – und das zum Preis einer mittelmäßigen Pagode.