Karl Clauss Dietel (1934-2022)

DDR-Produkt-Designer gestorben

Karl Clauss Dietel hat viele DDR-Produkte gestaltet. Er war am Design des Wartburg 353 beteiligt, arbeitete an Trabant-Nachfolgern und Mopeds wie der Simson S50. Am 2. Januar 2022 ist der Gestalter in Chemnitz gestorben.

Karl Clauss Dietel (1934-2022) Gestalter Produktdesigner DDR Designpreis BundesrepublikDeutschland 2014 Foto: picture alliance 9 Bilder

Das Design eines der beiden bekanntesten Autos der DDR, des Wartburg 353, geht auf einen Entwurf von Karl Clauss Dietel zurück. Der 1934 in Reinholdshain bei Glauchau geborene Gestalter hatte in seiner Diplomarbeit ein Auto der unteren Mittelklasse gezeichnet. Aus diesem Entwurf wurde dann der Wartburg 353; das Design der Serienversion verantwortete Hans Fleischer.

Der Wartburg 353

Zusammen mit Lutz Rudolph entwarf Dietel 1965 einen Wartburg 353 C mit Steilheck, der nicht in Serie ging. Nachfolger des Trabant P 601, wie etwa der P610, gingen ebenfalls nicht in Serie. Es blieb beim Zweitürer mit Zweitaktmotor – modernere Entwürfe mit Steilheck-Karosserie hätte es durchaus gegeben.

Die 60er-Jahre

Trabant-Nachfolger Modelle Studien Karl Clauss Dietel / Lutz Rudolph Foto: picture alliance
Trabant-Nachfolger? Dafür sah die DDR-Führung keine Notwendigkeit.

Anderes ging in Serie. Die Erika 50/60 etwa. Diese kleine Schreibmaschine wurde laut Dietel über 500.000-mal gebaut. Dietel hatte sie ebenso gestaltet wie das größere Modell 110. Einen Bedientisch für den Großrechner Robotron R300 hat Dietel 1965 entworfen. In Serie ging auch die von ihm gestaltete Simson S50 von 1967. "Für uns Gestalter waren die 60er-Jahre die beste Zeit", sagte Dietel rückblickend in einem Interview und ergänzte: "Es gab unerhört viel zu tun".

Das offene Prinzip

Mokick S50B von 1975, Mokick S50N (Schnittmodell) von 1976 und Mokick S70E (Schnittmodell) von 1985 , Carl Clauss Dietel / Lutz Rudolph Foto: Imago
Dietel gestaltete die Simson S50 so, dass der Nutzer Teile tauschen konnten.

Dietel gestaltete Dinge nach dem "offenen Prinzip", das sich am Nutzer orientierte und Änderungen möglich machte: "Es soll dem Nutzer erlauben, Dinge am Produkt zu ändern, ohne das Produkt wegzuwerfen". An der Simson S50 waren das zum Beispiel die Sitzbank, der Motor oder die Kotflügel. Eine frühe Art der Individualisierung und Modernisierung. Von künstlicher Obsoleszenz und Produkten zum Wegwerfen hielt Dietel nichts. Auch reines Styling betrachtete er kritisch. Im Jahr 2014 erhielt er für sein Lebenswerk den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland.