Aston Martin DB4, DBS und DB7 schon ab 17.000 €
Drei Mal Fahren wie James Bond
Aston Martin schuf zwischen den 60er- und 90er-Jahren drei grandiose Sportcoupés, die trotz verschiedener Konzepte den einzigartigen Stil der Marke bewahrten. Das zeigt ein exklusiver Vergleich von DB4 Vantage DBS und DB7 – fahren wie die Royals in England und wie James Bond im Geheimdienst ihrer Majestät.
21.08.2015 Franz-Peter HudekBond, James Bond, der wohl bekannteste Geheimagent der Geschichte, hätte heute großen Spaß gehabt. Man stelle sich vor, sein Technikausstatter Q würde ihm diesmal gleich drei Autos bereitstellen. So könnte 007 selbst entscheiden, mit welchem Aston Martin er den nächsten Auftrag Ihrer Majestät erledigen möchte: Aston Martin DB4 Vantage von 1962, Aston Martin DBS Vantage von 1971 oder Aston Martin DB7 von 1996? Mit 262, 330 oder sogar 340 PS?
Dass diese Szene Realität wurde, haben wir einem Q in der Schweiz zu verdanken. Er heißt in Wirklichkeit René Gauch und ist Geschäftsführer des seit über 40 Jahren bestehenden Aston-Martin-Spezialisten Roos Engineering. Außerdem sind wir nicht in England, sondern in einem kleinen Dorf an der A 1 zwischen Bern und Zürich in der Nähe von Aarau. Der Ort heißt Safenwil, hier befindet sich das riesige Automobil-Auslieferungslager der Emil Frey AG, des größten Importeurs in der Schweiz für britische und japanische Hersteller.
Als Kulisse dient uns eine ehemalige Textilfabrik, die gerade frisch renoviert wurde. Hier entsteht das neue Zentrum der Emil Frey Classics, in dem mehr als 50 Klassiker vornehmlich aus englischer und japanischer Produktion ausgestellt werden. Auch unsere drei Aston Martin sind Bestandteil der Emil-Frey-Kollektion. Die Eröffnung findet am 24. Juni statt. Zum Classic Center gehört eine Verkaufsabteilung mit Werkstatt und der Aston-Martin-Heritage-Specialist Roos Engineering.
David Browns Volltreffer
Wir wissen nicht, welchen Aston Martin James Bond gewählt hätte, und widmen uns deshalb zunächst dem ältesten Modell, dem Aston Martin DB4 Vantage von 1962. Mit dem 1958 vorgestellten DB4 landete David Brown, dessen Initiale als Modellbezeichnungen dienen, einen Volltreffer. Der Unternehmer besaß unter anderem eine Traktorenfabrik und kaufte 1947 Aston Martin, später auch Lagonda. Chassis und Karosserie des neuen Luxus-GT hat Carozzeria Touring in Italien entworfen. Die Autos entstanden als Lizenzbauten im britischen Newport Pagnell.
Konstrukteur Tadek Marek steuerte einen 3,7 Liter großen Voll-Alu-Reihensechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen bei. Trotz üppiger Luxusausstattung wiegt der Aston Martin DB4 Vantage relativ geringe 1.326 Kilogramm. Ein 1959 von den Piloten Carroll Shelby und Roy Salvadori errungener Le-Mans-Sieg und der Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft festigte den Ruf der bereits 1913 gegründeten Marke, die mit dem Aston Martin DB4 endlich in die Liga der Super-Sportwagen aufgestiegen war.
Vantage heißt Vorteil
Für besonders leistungshungrige Aston-Martin- Kunden hatten die Briten ihre Vantage-Versionen im Angebot. Vantage heißt Vorteil und bedeutet beim Aston Martin DB4 gegenüber dem Basismodell der Serie IV immerhin ein Plus von knapp 20 PS. Ein weiterer Vorteil des 1961 eingeführten Vantage sind die bei den meisten Modellen unter einer Plexiglasscheibe verborgenen Scheinwerfer zur Verbesserung der Aerodynamik. Diese Optik erhielt auch das nahezu identische Nachfolgemodell Aston Martin DB5, dessen Reihensechszylinder mit dann vier Litern Hubraum 282 PS leistete.
Ein unter anderem mit Maschinengewehren und Schleudersitz ausgestatteter Aston Martin DB5 hatte 1964 in "Goldfinger" seine Premiere und tauchte auch in jüngeren James- Bond-Streifen wieder auf. Es gilt deshalb als das bekannteste Filmauto aller Zeiten und machte den Aston Martin DB5 zum beliebtesten und teuersten Aston-Martin-Klassiker.
Einer von 11 Linkslenkern
Auch unser optisch identischer Aston Martin DB4 Vantage besitzt eine spannende Vergangenheit. Das in Sea Green lackierte Coupé ist eines von nur elf gebauten Linkslenkern aus der Serie IV. Der Erstbesitzer war der Genfer Unternehmer und Ferrari-Händler Georges Filipinetti, Begründer des gleichnamigen Schweizer Ferrari-Rennstalls Scuderia Filipinetti, für den namhafte Piloten wie Jim Clark, Jo Siffert, Ronnie Peterson und viele andere am Lenkrad drehten.
Entsprechend respektvoll nähern wir uns jetzt dem knapp eine halbe Million Euro teuren und durchaus nicht exzentrisch wirkenden Briten. Seine wohlproportionierte und nicht übertrieben muskulös gestaltete Karosserie zieht noch heute mehr bewundernde als neidvolle Blicke auf sich. Hinter dem schlichten Dreispeichen-Lenkrad des Aston Martin erwartet den Fahrer eine stattliche Sieben-Instrumente-Sammlung, deren gepolsterte Lederumrandung die typische Form des Aston-Martin-Kühlergrills wieder aufgreift. Die bequemen Ledersessel laden auch zu längeren Touren durch ganz Europa ein. Ebenso die erstaunlich präzise Zahnstangenlenkung sowie das exakt und knackig mit kurzen Wegen zu schaltende Vierganggetriebe.
Der Aston Martin DB4 Vantage kann auch anders
Wegen des ungemein elastischen Motors und des niedrigen Wagengewichts muss man kein Carroll Shelby sein, um den Aston Martin DB4 Vantage völlig stressfrei durch den Alltagsverkehr zu manövrieren. Doch der Brite kann auch anders und zeigt beim Hochdrehen des geschmeidig laufenden Sechszylinders ganz ungeniert seine Rennsportgene. Dann presst der Aston Martin DB4 Vantage die überraschten Passagiere mit Nachdruck in die weichen Ledersitze und beschallt sie ab etwa 3.000/min mit einem rotzigen Trompeten-Sound.
Nun wechseln wir in den späteren Nachfolger Aston Martin DBS und damit in eine völlig andere Welt. Bereits der Einstieg in das deutlich größere Coupé gelingt müheloser, weil die Knie nicht mehr unter der seitlich abgerundeten Panoramascheibe des DB4-Vorgängers hindurchschlüpfen müssen. Dünne Dachpfosten und die flache Windschutzscheibe lassen den größer dimensionierten Innenraum viel heller erscheinen.
Der Aston Martin DBS wuchs gegenüber seinem direkten Vorgänger DB6 – einer weiterentwickelte Variante von Aston Martin DB4 und Aston Martin DB5 mit markantem Abrissheck – um satte 15 Zentimeter in die Breite bei fast identischer Länge. Die elegante Aluminiumkarosserie mit dem zeittypischen seitlichen Hüftschwung war diesmal eine britische Eigenentwicklung und stammte von William Towns. Sie blieb von 1967 bis 1990 mit einigen Veränderungen im Aston-Martin-Programm.
V8 mit Verspätung
Dank einer sanft arbeitenden Dreigangautomatik fährt sich unser blauer Aston Martin DBS von 1971 fast schon wie ein Amerikaner. Elektrische Fensterheber, Klimaanlage und De-Dion-Hinterachse erhöhen den Komfort und das Fahrzeuggewicht. Es fehlt nur der V8, doch den hatte Tadek Marek noch nicht ganz zur Serienreife entwickelt. Ursprünglich sollte nämlich der Aston Martin DBS einen hochmodernen V8-Motor mit 2 x 2 obenliegenden Nockenwellen erhalten, der jedoch erst ab 1970 lieferbar war. Darüber hinaus blieb bis 1972 der Vierliter-Sechszylinder mit erstaunlichen 330 PS ebenfalls im Angebot. Zum Vergleich: Der langhubige 4,2-Liter-Reihensechszylinder von Jaguar erreichte im E-Type und 420 G maximal 240 PS.
So entsteht auch in unserem dunkelblauen Aston Martin DBS nicht das Gefühl, untermotorisiert zu sein, obwohl bei ihm die Rennsportgene nicht so intensiv durchschlagen wie beim Aston Martin DB4 Vantage. Das ändete der 1977 eingeführte V8 Vantage mit überarbeiteter DBS-Karosserie. In seiner letzten ab Werk erhältlichen Leistungsstufe mit 450 PS unter der Haube galt der 270 km/h schnelle V8 Vantage sogar als schnellster Viersitzer der Welt.
Der DB7 ist das Volumenmodell von Aston Martin
Auch ein derartiger Superlativ konnte das Überleben der Traditionsmarke nicht sichern, obwohl Aston Martin seit 1987 zum Ford-Imperium zählte. Eines war klar: Neben dem 1988 eingeführten V8-Bomber Virage musste ein kleines Volumenmodell her. Und da steht es im klassischen Aston Racing Green: der Aston Martin DB7.
Seine rundlich gestaltete Karosserie und vor allem die Front mit dem typischen Aston-Martin-Grill lassen eine gewisse Verwandtschaft zum Aston Martin DB4 GT Zagato erkennen. Unter der Motorhaube arbeitet wieder ein Reihensechszylinder, der mit Kompressoraufladung üppige 340 PS leistet.
Jaguar gibt Starthilfe
Die technische Basis für den neuen DB7 lieferte die letzte Version des Jaguar XJS. Jaguar gehörte ebenfalls zu Ford, was die Zusammenarbeit erleichterte. Das Design der Karosserie stammte von Ian Callum, der später den XK8 entwarf. Obwohl kein Karosserieteil des 1994 präsentierten DB7 mit dem Jaguar XK8 von 1996 identisch ist, gleichen sich die beiden wie zweieiige Zwillinge.
Entwicklung und Produktion des DB7 übernahm Tom Walkinshaws Firma TWR, die für den Kompressor-Sechszylinder einen neuen Leichtmetall-Zylinderkopf entwarf. Die von Hand montierten Motoren durchlebten vor ihrem Einbau ein Testprogramm auf dem Prüfstand. Rolls-Royce in Crewe lieferte die gegen Korrosion behandelten und lackierten Rohkarosserien.
Der knapp zugeschnittene DB7-Innenraum ist großzügig mit zweifarbigem Leder ausgeschlagen. Weiche, fast schon feminine Formen dominieren im Stil der Zeit den Innenraum. Doch der DB7 ist kein Softie, sondern erfordert beim Fahren den ganzen Mann. Sein Kompressor-Sechser dreht blitzschnell bis in den roten Bereich und katapultiert das Coupé in nur 5,5 Sekunden vom Stand auf 100 km/h. James Bond hätte damit seine Freude gehabt – musste sich jedoch während der DB7-Zeit von 1994 bis 1999 mit diversen BMW durchschlagen.
So viel kosten die Aston Martin-Coupés
Der Spaß, ein elegentes Coupé zu fahren kann schon ab etwa 17.000 Euro losgehen. Dafür gibt es dann einen DB7 in mäßigem Zustand. Wer eher auf Nummer sicher gehen möchte, bekommt für rund 31.000 Euro ein gepflegtes Exemplar im Zustand 2. Fürs gleiche Geld gibt es auch einen Aston Martin DBS - allerdings im Zustand 4. Gute gepflegte Autos kosten rund dreimal so viel.
Am teuersten in diesem Trio ist freilich der Aston Martin DB4. 1961 kostete er neu 46.000 Mark, mehr als ein halbes Jahrhundert später sind für einen mäßigen DB4 rund 300.000 Euro zu berappen. Schöne Exemplare im Zustand 2 liegen bei etwa 483.000 Euro - Tendenz steigend.
Heritage Specialist Roos Engineering
Seit mehr als 40 Jahren kümmert sich die aus einer offiziellen Aston-Martin-Lagonda-Werkstatt hervorgegangene Firma Roos Engineering um den Erhalt klassischer Aston Martin. Die zwölfköpfige Mannschaft widmet sich dem gesamten Spektrum von regulären Service-Arbeiten bis zu aufwendigen Komplettrestaurierungen.
Außerdem ist die im Auslieferungszentrum der Emil Frey AG beheimatete Firma einziger offizieller Aston-Martin-Heritage-Spezialist im deutschsprachigen Raum. Als solcher steht dem Team von Geschäftsführer René Gauch ein Lager mit 17.000 Ersatzteilnummern ab 1959 zu Verfügung - vom DB4 bis zum Vanquish S von 2007. www.roosengineering.ch