Jaguar MK II (1959-1969) Kaufberatung
Sportlimousine mit Sechszylinder wird 60
Der Jaguar Mk 2 wird 60. Zeit, die schnelle, elegante Limousine zu würdigen. Denn der Viertürer war nicht nur eine der ersten Sportlimousinen, sondern ist auch eine Ikone der Marke. Geschichte, Preise und Kaufberatung.
17.07.2019 Michael OrthMit seinen runden Scheinwerfern in den geschwungenen Kotflüglen und dem vertikalen Chromgrill an der Front wirkt ein Jaguar Mk 2 wie ein typischer Oldtimer. Niemand wird diesem Auto das H-Kennzeichen absprechen. Er dürfte es ohnehin schon viel länger tragen, als es das Kennzeichen gibt – selbst späte Exemplare der von 1959 bis 1969 produzierten Baureihe waren fast schon reif für H-Nummer, als die am 1. Juli 1997 zum ersten Mal zugeteilt wurde.
Ein Motor wie ein britischer Gentleman
Chromstoßstangen und Drahtspeichenräder mögen täuschen, aber der Mk 2 ist ein sportliches Auto, das flotter fährt als manche jüngere Limousine. Das liegt zum einen am aufwendigen Fahrwerk, das gekonnt Komfort mit Präzision verbindet, aber vor allem am Motor: Speziell der empfehlenswerte 3,4 Liter hat mit 210 PS genügend Schmackes für eine flotte Runde über die Hausstrecke. Dabei bleibt der Motor dank frühen Drehmoments stets souverän und dank des einem Reihensechszylinder eigenen, perfekten Massenausgleichs stets so kultiviert wie ein britischer Gentleman. Kein Wunder, dass die britische Polizei gern Jaguar Mk 2 fuhr: Jaguar Experte und Buchautor Nigel Thornley schätzt, dass 80 Prozent aller englischen Polizeireviere mindestens eine Jaguar Limousine im Fuhrpark hatten. Dass der Mark 2 auch bei Gegenspielern der Polizei geschätzt war, zeigte der rote Mark 2 aus dem Film Buster (1988) – mit Phil Collins in der Rolle des Posträubers Ronald „Buster“ Briggs!
Limousine für den Motorsport
Auch im Motorsport war der Mk 2 erfolgreich: Zu den Highlights gehörten der Gewinn der Tourenwagen-EM 1963 durch Peter Lindner und Peter Nöcker sowie vier Siege bei der Tour de France. Ebenfalls 1963 fuhr ein nur leicht modifiziertes Modell in Monza vier internationale Geschwindigkeitsweltrekorde ein.
Karosserie-Check
Mehr noch als beim Jaguar Mark I stehen beim Nachfolger Mark II den gefälligen Linien die großen Mengen Blech gegenüber, mit denen sie modelliert wurden. Von Anfang an war Rost ein Problem des Mark II. In der Konstruktion verbergen sich viele Nester, meist nicht auf Anhieb zu entdecken.
Als ein Indikator für den Zustand des Jaguar Mark II - auch der verborgenen Stellen - können die Wagenheberaufnahme oder auch Türböden- und Ausschnitte dienen. Weil die Überarbeitung der Karosserie sehr ins Geld gehen kann, verdient ihre Inspektion besondere Sorgfalt.
Selbst bei stabilem Wert des Jaguar Mark II auf hohem Niveau lohnt sich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Restaurierung der Karosserie eigentlich nicht.
Technik-Check
Antrieb der Wahl ist beim Jaguar Mark II der 3,4-Liter-Motor. Er ist temperamentvoller als der zu schwache 2,4-Liter-Sechszylinder, läuft aber ruhiger und ist standfester als die 3,8-Liter-Variante. Steuerketten und Spanner sollten belauscht werden: Klappern deutet auf baldigen Defekt hin. Empfehlenswert sind Modelle mit Servolenkung. Sie steigert den Bedienkomfort erheblich.
Vorsicht aber bei Jaguar Mark II, die erst in den 1980ern nachgerüstet worden sind. Wartung und Ersatz können knifflig werden. Die Scheiben der schwachen Bremsen sind dünn, die Hydraulik, auch die der Kupplung, neigt zu Undichtigkeiten.
Preise
Ein gut erhaltener Jaguar Mark II in Zustand 2 kostet heute so viel wie ein neuer VW Golf GTI - je nach Motorisierung und Vorgeschichte zwischen 35.000 und 45.100 Euro. Am günstigsten ist ein 2.4, am teuersten der 3.8 und am vernünftigsten der 3.4. Die 240 und 340 aus den letzten drei Baujahren von 1967 bis 1969 liegen bei 32.600 bis 38.100 Euro. . Für restaurierungsbedürftige Exemplare im Zustand 4 notiert Classic Analytics Kurse zwischen 9.000 und 13.400 Euro. Ein Zustand-3-Exemplar liegt zwischen 19.900 und 28.700 Euro.
- Bei Einführung 1959 (Jaguar Mark II 3.4) :
- 18.700 Mark
Ersatzteile
Der Jaguar Mark II hat als etablierter Klassiker kaum Engpässe bei der Teileversorgung. Jedoch sind die meisten Teile längst nur noch nachgefertigt oder aufbereitet zu haben. Probleme kann es etwa bei nachgerüsteten Servolenkungen geben.
Schwachpunkte
- Chromteile/Embleme
- Kotflügel-Hohlräume
- Schweller
- Bodenbleche
- Säulenfüße
- Stehbleche
- Türblätter/Türböden
- Radhäuser/Radläufe
- Front- und Heckschürze
- Steuerkettenspanner
- Handbremswirkung
- Ölundichtigkeiten
Wertungen
Fazit
Die Beliebtheit des Jaguar Mark II ist leicht zu verstehen. Er ist eine Limousine mit der Eleganz eines Coupés und dem Motor eines Sportwagens. Oder ist der Brite fast schon zu gefällig?