Iso Grifo 7.4 Litre Series II Coupé (1971) Auktion

Aus erster Hand, 1974 abgestellt

Bonhams versteigert am 18. September während des Goodwood Revival einen Iso Grifo, der seit 1974 in einer Garage stand.

Iso Grifo 7.4 Litre Series II Coupé (1971) Foto: Bonhams 31 Bilder

Bestellt hatte den Iso Grifo laut Auktionshaus Bonhams ein älterer Herr, der zum Bestellzeitpunkt in Rhodesien lebte, dem heutigen Simbabwe. Nun dürfte schon die Anzahl der Grifo-Bestellungen aus afrikanischen Ländern überschaubar gewesen sein.

Ausstattung gegen den Rat des Herstellers

Iso Grifo 7.4 Litre Series II Coupé (1971) Foto: Bonhams
Die Luke im Dach verringere die Karosseriesteifigkeit, so Iso. Der Kunde bestellte sie trotzdem.

Der Besteller hatte außerdem noch ein paar Sonderwünsche: Er orderte den Grifo als Rechtslenker, mit dem größten verfügbaren Motor – und gegen den Rat des Herstellers mit einer Luke im Dach. Auch einen Heckwischer und eine Heckscheibenheizung ließ er einbauen. Als das Auto fertig war, holte er es persönlich im Werk ab und überführte es auf Achse.

Werksabholung: über Spanien nach UK

Iso Grifo 7.4 Litre Series II Coupé (1971) Foto: Bonhams
Die erste Fahrt führte von Italien über Spanien nach UK.

Allerdings fuhr der Herr nicht nach Rhodesien, sondern über Spanien nach London, wo er offenbar ebenfalls einen Wohnsitz unterhielt. Von der dortigen Adresse korrespondierte er mit General Motors in Italien und Großbritannien, um Details zum eingebauten Motor zu erfahren. Vor allem die Leistungswerte und die zulässige Höchstdrehzahl interessierten den Grifo-Eigentümer.

Auf einem technischen Datenblatt, das im Lauf der Zeit einige Tropfen Wasser abbekommen haben muss, notierte jemand handschriftlich Daten. Zum Auto gehören außer der Betriebsanleitung, der Korrespondenz mit GM und einem handschriftlich ausgefüllten Tankprotokoll einige Bücher, Landkarten, Reiseführer und die Karte eines Hotels in Barcelona.

1974 in einer Garage abgestellt

Iso Grifo 7.4 Litre Series II Coupé (1971) Foto: Bonhams
Die meiste Zeit stand der Grifo in einer Garage.

Sein Besitzer fuhr den Grifo laut Tacho 20.873 Meilen (33.397 km) und stellte ihn 1974 aus unbekannten Gründen in einer trockenen Garage ab. Bonhams beruhigt um die lang stillstehende Mechanik besorgte Interessenten, dass der Motor vor der Auktion vermutlich nicht gestartet werde. Der 7,4-Liter-V8 von General Motors könnte einer der Gründe gewesen, weshalb sich der Erstbesitzer für den Grifo entschieden hat – und nicht für einen italienischen 12-Zylinder. Britisch trocken empfiehlt Bonhams vor der ersten Inbetriebnahme eine sorgfältige Überholung und Wartung: "Careful reconditioning and servicing, at the very least, is suggested before returning it to regular use.

Schätzpreis: 230.000 bis 290.000 Euro

Warum der Grifo nun wieder aus der Garage auftaucht, ist unklar. Bonhams versteigert das Auto am Samstag, 18. September 2021, während des Goodwood Revival. Der Schätzpreis liegt bei 230.000 bis 290.000 Euro. Die Preisexperten von Classic-Analytics taxieren einen 1971er Iso Grifo mit 7-Liter-Motor auf 230.000 Euro in mäßigem bis 447.300 Euro in gepflegtem Zustand.

Der Iso Grifo

Der italienische Unternehmer Renzo Rivolta wurde 1939 Chef von Isothermos, einem Hersteller von Kühlanlagen, Kühlhäusern und Kühlschränken. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Rivolta mit der Produktion von kleinen Motorrädern, Motorrollern (Isomoto und Isoscooter) sowie dem Kabinenroller Isetta, den BMW ab 1955 mit einigem Erfolg in Lizenz baute. Für die Konstruktion des Sportwagens Rivolta und des davon abgeleiteten Grifo engagierte Rivolta Giottto Bizzarini, der zuvor bei Ferrari am 250 GTO gearbeitet hatte. Das Design entwarf Bertone-Mitarbeiter Giorgetto Giugiaro, der später für VW den Golf zeichnete.

Während der Rivolta ein eleganter GT mit filigranem Dachaufbau ist, zeichnete Giugiaro dem Grifo eine deutlich kürzere und flachere Sportwagen-Karosserie. Die V8-Motoren samt Fünfganggetriebe stammten von Chevrolet. Mit bis zu 390 PS zählte der Grifo zu den stärksten Autos seiner Zeit. Im Test von auto motor und sport lobt Reinhard Seiffert 1971 die exzellenten Fahrleistungen, das neutrale und unproblematische Fahrverhalten sowie "die rundum ausgeglichene Qualität des Wagens." Seiffert zählte den Grifo "zu den besten Autos der Welt."