H-Kennzeichen für Fahrzeuge Baujahr 1992
Diese Autos werden 2022 zu Oldtimern
Audi 80 Avant, BMW M3 E36, Fiat Cinquecento, Mercedes SEC 500 – tauchen derart verschiedene Autos im selben Artikel auf, kann es sich nur um eine Angelegenheit handeln. Richtig, das H-Kennzeichen. Diese und weitere Modelle feiern im Jahr 2022 nämlich ihren Dreißigsten. Wir zeigen, welche.
15.10.2021 Sandro Vitale30 Jahre nach der Erstzulassung können Autos ein H-Kennzeichen bekommen. Voraussetzung für ein Dasein als Oldtimer ist neben dem Alter jedoch auch ein guter Zustand des Exemplars. Im kommenden Jahr sind Autos dran, die im Jahr 1992 Premiere feierten. Und da sind querbeet durch die verschiedenen Segmente einige echte Klassiker dabei. Wir beginnen einfach mal alphabetisch.
Alfa Romeo 155: Freche Sportskanone
Der kantige Italiener mit markentypischem Scudetto auf dem Grill ist der Nachfolger des Alfa 75, hatte allerdings Frontantrieb, während der 75er sogar sein Getriebe auf der Hinterachse trug. Trotzdem gilt der 155 als eines der populärsten Alfa-Modelle der 90er Jahre – nicht zuletzt aufgrund seiner spektakulären Einsätze im Tourenwagen-Sport. Alfa baute den 155 ab 1992 bis 1998 und setzte dabei meist auf die Twin-Spark-Vierzylinder (zwie Zündkerzen pro Zylinder). Die 1,6 bis zwei Liter großen Motoren lieferten bis zu 150 PS. Auch ein charismatischer 2,5-Liter-V6 mit 165 PS war zu haben. Im Top-Modell gab es für die Stufenheck-Limousine allerdings einen Zweiliter-Turbo, der 190 PS bereit stellte. Er durfte seine Kraft an alle vier Räder weitergeben. Zudem bot Alfa einen 125 PS starken 2,5-Liter-Diesel im 155 an. Für gut gepflegte Alfa 155 zahlt man laut Classic-Analytics rund 3.400 Euro. Mäßige, fahrbereite Autos gibt es schon für deutlich unter 1.000 Euro. Trotz des DTM-Erfolgs fand der 155 in Deutschland recht wenig Anklang. Entsprechend selten sind die Exemplare hierzulande, gute Chancen hat man hingegen in Italien.
Audi 80 Avant: Zeit für den Kombi
Erst im vergergangenen Jahr hat sich die Audi 80 Limousine in den Olymp der Dreißigjährigen aufgeschwungen. 1991 war das Modell unter anderem mit stämmigerem Auftreten und V6-Motoren vom B3 zum B4 gereift. Ein großes Novum dabei: Die Ingolstädter setzten hinten auf eine Verbundlenkerachse, anstatt die platzraubende Torsionskurbelachse aus dem Vorgänger zu verbauen. Neben einem größeren Kofferraum mit ebenem Laderaum-Boden und umlegbaren Sitzen ermöglichte die neue Hinterachse auch endlich die ersehnte Kombiversion, die Audi eigentlich bereits beim B3 projektiert hatte. Ab 2022, sprich ein Jahr nach der Limousine, avanciert der Audi 80 Avant nun auch zum Oldtimer. Die Preise für gepflegte Exemplare belaufen sich laut Classic-Analytics auf 3.400 bis 4.600 Euro.
BMW M3 E36: Optischer Tiefstapler
Dieser unscheinbare Dreier hatte es in sich. Zum ersten Mal in der M3-Historie arbeitete unter der Haube ein Reihensechszylindermotor. Drei Liter Hubraum, 286 PS, 320 Nm – hier wütete unbändige Kraft. Die unaufgeregte Optik des E36 blieb dagegen eher Understatement. Gerade dieses zurückhaltende Design sorgte bei BMW-Fans aber für Enttäuschung, zumal man dem Wagen den stolzen Kaufpreis von knapp über 80.000 Mark nicht ansah. Vom Standard-3er seinerzeit unterschieden ihn nur die geänderten Front- und Heckschürzen sowie 17 Zoll große Räder. Heute, kurz bevor das Modell sich mit dem H-Kennzeichen schmücken darf, muss man sagen: Gott sei Dank! Denn das Design des E36 ist zeitlos. Jedenfalls sofern nicht irgendein Bastler Verschlimmbesserung in Form von optischem Tuning betrieben hat. Die Preisspanne für davon verschonte und noch dazu gepflegte Exemplare, beziffert Classic-Analytics auf 27.200 bis 36.800 Euro.
BMW M5 Touring E34: Der Power-Kombi schlechthin
Die zweite Generation des M5 (E34) war bereits seit 1988 auf den Straßen unterwegs gewesen. Erst vier Jahre später ließ BMW die Furie, wohl überlegt und sauber entwickelt, auch auf die Kombi-Karosse los. Und das Warten auf das erste M-Modell mit praktischem Heckabteil hatte sich gelohnt. Mit seinen 1,75 Tonnen brachte es zwar gut 100 Kilo mehr als die Limousine auf die Waage, dafür hatte BMW den Reihensechser auch mit noch mehr Leistung vollgepumpt. 340 PS, satte 400 Nm Drehmoment, Standardsprint in 6,1 Sekunden – es handelte sich damals um einen der schnellsten Serien-Kombis überhaupt. Entsprechend tief greift man in die Tasche, wenn man sich jetzt noch einen M5 Touring E34 gönnt. Will man ein gepflegtes Exemplar, sind laut Classic-Analytics zwischen 29.800 und 40.300 Euro fällig.
BMW 730i/740i E32: Dem Stern ans Leder
Mit der zweiten Generation der 7er-Reihe (ab 1986) hatte BMW endgültig die Eintrittskarte zum automobilen Oberhaus gelöst. Optisch mutete der E32 sportlich an, ohne dass Komfort und Eleganz zu kurz gekommen wären. Da schien die übermächtige S-Klasse gar nicht mehr so unantrastbar wie zuvor. Auch aufgrund der breiten Motorenpalette machte der agile Luxusliner dem Sternen-Flaggschiff Konkurrenz. Lange boten die Bayern den 7er mit Reihensechsern und V12-Aggregaten an. 1992, zwei Jahre vor Produktionsende, überarbeitete BMW den 7er nochmals und offerierte ihn erstmals auch mit V8-Motor (Typ M60). 730i und 740i lauten die Typenbezeichnungen dieser Achtzylinder-7er-Modelle, die im kommenden Jahr zum Oldtimer werden. Das neue Triebwerk war moderner und sparsamer – und so eine echte Alternative zum prestigeträchtigen Zwölfender. Gepflegte 740i dotiert Classic-Analytics auf 9.100 bis 12.300. In mäßigem Zustand geht's bei 2.200 Euro los.
Fiat Cinquecento: Heckmotor Adiéu
Günstig, zuverlässig, einfach zu bauen – und ein echtes Raumwunder. Okay, Spaß beiseite. Letzteres war der Cinquecento, den Fiat im Jahr 1992 auf den Markt brachte, wirklich nicht. Umso mehr verwunderte es, wie viele Personen italienische Familien darin doch unterbrachten, wenn sie "verlorene Söhne" bei der Rückkehr aus ihren Gastarbeiterländern von Flughäfen und Bahnhöfen abholten – mit Mama, Papa, Fratello, Cugino und Co., versteht sich. Fiat fertigte den Cinquecento nicht etwa in Italien sondern in Polen. Das Besondere: Während der Vorgänger, der Fiat 126, noch über einen Heckmotor verfügte, verbauten die Italiener das Aggregat im neuen Modell erstmals vorne. In der Einstiegsversion, dem Fiat Cinquecento 0.7, leistete der Vierzyliner 32 PS. Der 0.9er schaffte schon 41 PS. Ein Sportmodell mit 55 PS gab es ebenfalls: der Fiat Cinquecento 1.1, auch bekannt als Cinquecento Sporting.
Honda CRX del Sol: Sonniges Modell-Finale
Honda hatte den CRX bereits ab 1983 gebaut, allerdings nur in Form einer zweisitzigen Coupé-Version. Und dann wirbelte der japanische Autobauer fast zehn Jahre später bei der letzten Modellreihe tatsächlich noch die schicken 90er-Frisen seiner Kunden durcheinander. Fortan strahlte ihnen der Planet im CRX nämlich ohne Dach direkt auf die Matte – passend zum Name "del Sol". Aber auch nur, wenn man denn tatsächlich wollte, zumal das Cabrio ein abnehmbares Aluminium-Hardtop verfügte. In Sachen Motorisierung stattete Honda den CRX-Roadster mit 1,6-Liter-Aggregaten aus, die entweder 125 oder 160 PS leisteten. Wer heute einen haben möchte, ist bei gepflegten Exemplaren ab 5.500 Euro dabei.
Mazda Xedos 6: Mission gescheitert
Bei Mazda hegte man große Erwartungen an den Xedos 6. Schließlich basierte diese Mischung aus Limousine und Coupé auf der bereits erfolgreichen MIttelklasse-Limousine 626 und sollte das Premium-Mittelklasse-Segment richtig aufmischen. Das Vorhaben scheiterte. Trotz elegantem Design, zuverlässiger Technik und einem laufruhigen 144-PS-Sechszlindermotor landete der Xedos 6 nicht so richtig. Einer der Gründe: sicherlich der Preis. Denn 42.790 Mark waren eine ganze Stange Geld für eine Limousine mit dem Raumangebot eines Golf III. Umso güstiger kommt man heute an gepflegte Exemplare ran, kosten solche doch gerade mal um die 3.500 Euro.
Mercedes SEC 500 und 600 SEC (C140): Wertstabile S-Coupé-Flaggschiffe
Mercedes brachte 1992 mit den beiden Coupés SEC 500 und 600 zwei Spitzenmodelle seines damaligen Personenwagen-Programms auf den Markt. Während im 500er ein 320 PS starker Fünfliter-V8-Motor blubberte, leitete der Sechsliter-V12 im SEC 600 satte 395 PS an die Hinterachse. Erstmals präsentierte Mercedes die Oberklasse-Coupés im Januar auf der North American International Auto Show in Detroit, der Marktstart folgte im Oktober. Laut Classic-Analytics handelt man gut erhaltene 500 SEC zwischen 13.200 und 17.800. Wer einen Liter Hubraum mehr im wertstabilen S-Klasse Coupé will, der greift dementsprechend etwas tiefer ins Portemonnaie: Dann muss man mit 16.200 bis 21.900 Euro rechnen.
MG RV8: Sportliche Roadster-Rarität
Als in den frühen 90ern das Interesse an schnittigen Roadstern empor schoss, sprang auch MG auf den entsprechenden Zug auf. Quasi als wuchtige Antwort auf den erfolgreichen Mazda MX-5 schuf die britische Marke den RV8, einen Zweisitzer mit acht Zylindern. Als ganz unerfahren galten die Briten dahingehend ja nicht, war mit dem MGB GT V8 doch bereits während der 70er Jahre ein ähnliches Modell aus dem Werk der Rover Group gerollt – auch wenn dieses statt einer Roadster- noch eine Kombi-Coupé-Karosserie trug. Im RV8 arbeitet der Rover-Achtzylinder mit 3,9 Liter Hubraum und einer Leistung von 190 PS sowie 318 Nm. Und der machte den Zweisitzer in nur 5,9 Sekunden aus dem Stand 100 km/h schnell, Schluss war erst bei 230 km/h. Damals wie heute sind die RV8-Exemplare rar, denn MG baute nur 2.000 Stück vom neuen Achtzylinder. Wer ein gepflegtes Schätzchen erspäht, muss sich auf einen Preis zwischen 23.800 und 32.200 Euro einstellen.
Renault Safrane: Ein unaufgeregter Franzose
Als Flaggschiff von Renault passierte 1992 der Safrane die Werkstore im nordfranzösischen Sandouville bei Le Havre, in Deutschland erfolgte die Auslieferung erst im Januar des Folgejahrs. Mit seiner nüchternen, aber soliden Designführung galt die Fließheck-Limousine als Ersatz für den R 25, dessen Produktionsende nach acht Jahren Fertigungszeit überfällig war. Zu schätzen wussten die Kunden vor allem den großzügigen Innenraum des Safrane und die reichhaltige Serienausstattung. Die Motorisierungen reichten vom 105 starken Einstiegs-Benziner bis zum später folgenden V6-Biturbo mit 262 PS. Bei den Dieseln standen 88- bis 113-PS-Varianten zur Verfügung. Ein großer Durchbruch gelang dem Safrane nicht. Denn die Kunden der Mittelklasse setzten ihr Vertrauen, gerade in Ländern wie Deutschland, eher in heimische Autobauer.
VW Vento: Frische Brise
Vento, also italienisch für Wind – so taufte Volkswagen den Nachfolger des Jetta 2. Von dem hatte VW gut 1.500.000 Exemplare an die Kunden gebracht. Trotzdem traf ihn viel Kritik: Ein Golf mit unpassender Heckpartie sei er und in Sachen Design und Ästhetik missraten. Bei der neuen Stufenheck-Version des Golf 3 schufen die Designer also eine eigenständige Optik. Und da der neue Golf Variant noch auf sich warten ließ, sorgte zwischenzeitlich eben dieser Vento – seinem Namen entsprechend – für die frische Brise im VW-Portfolio. Das Motorenangebot reichte von 1,6 bis 2,8-Liter-Benzinern mit 75 bis 174 PS. Zwischen 64 und 110 PS lieferte der 1,9-Liter-Diesel. Einen gepflegten 92er Vento findet man bereits ab 2.000 Euro.