Zu viele H-Kennzeichen
Bundesrechnungshof rügt Oldtimer-Besteuerung
Der Bundesrechnungshof hat die Steuerermäßigungen für Oldtimer beanstandet, die als Alltagsfahrzeuge genutzt werden. Die obersten Rechnungsprüfer hatten das Bundesfinanzministerium zu einer Stellungnahme aufgefordert. Beide Seiten beharren auf ihren Standpunkten.
21.04.2023
Holger Wittich
Foto: Patrick Lang
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Der Auto-Jahrgang 1993 ist 2023 alt genug für das H-Kennzeichen. Alle Premieren in alphabetischer Reihenfolgen. Dezentes Feuerzeug für solvente Familienväter: Audi S2 Avant, R5-Turbo, 220 PS, Allradantrieb.
Foto: Achim Hartmann
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Ideal für eine Landstraßen-Tour im Sommer: BMW 3er E36 Cabrio. Premiere hat der offene Viersitzer als 325i mit 192 PS starkem M50-Reihensechszylindermotor, später folgen 320i und 318i. Beide sind recht häufig in gutem Zustand zu finden. Bei 325i und 328i wird es schon schwieriger.
Foto: Ingolf Pompe
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Feine Mittelklasse-Limousine mit Bertone-Design und Hydropneumatik. Solide, komfortabel und günstig zu haben. Mehr als 5.000 Euro kosten nur seltene Varianten – wie der Activa mit Wankausgleich und V6-Motor.
Foto: Citroën
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Der Punto löste im November 1993 den Uno ab. Mit rundlicher statt kantiger Karosserie, die in alle Richtungen gewachsen war, und breiter Motorenpalette taugte der Kleinwagen gerade auch mit vier Türen als Erst- und Einzigauto.
Foto: Fiat
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Pininfarina zeichnete mit dem Ferrari 456 GT einen Gran Turismo, dessen Linie an den GTB/4 Daytona erinnert. Die Rundungen der 4,73 Meter langen Aluminium-Karosserie wirken harmlos, doch mit der Kraft seines 5.474 Kubikzentimeter großen V12-Motors beschleunigt das Coupé in 5,2 Sekunden von null auf 100 km/h und bei Bedarf weiter bis 301 km/h.
Foto: Ferrari
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Ford konzipiert den Sierra-Nachfolger Mondeo als Weltauto mit etwas flutschigem Design und Quermotor samt Frontantrieb als Vernunftoption in der Mittelklasse. Es gibt eine Limousine, ein Fließheck und einen Kombi. Rost rafft den großen Ford früh dahin, heute scheint kaum noch einer zu existieren.
Foto: Ford
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Mit dem Explorer aus dem US-Programm bedient Ford das Interesse an komfortablen Geländewagen. Der Vierliter-V6 kommt aus Köln.
Foto: Ford
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Jeep findet mit dem Grand Cherokee zielsicher eine Lücke zwischen dem kleineren Cherokee und dem viel teureren Range Rover. Weil er leicht und stark ist, geht er gut ohne zu saufen, wühlt sich bei Bedarf durch wüstes Gelände, zieht Hänger von der Wiese oder erledigt Alltagstransportdinge.
Foto: Jeep
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Mercedes macht 1993 mit der ersten C-Klasse manches anders, aber nicht alles besser als beim 190. Der wirkt im Vergleich zum zwei Jahre zuvor erschienen BMW 3er E36 arg bieder, überlebt aber seinen schnell rostenden Nachfolger in Sachen Karosseriehaltbarkeit locker.
Foto: Mercedes
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Ebenfalls 1993 führt Mercedes beim W 124 mit der zweiten Modellpflege die Baureihenbezeichnung E-Klasse ein und stellt die Typenbezeichnung um. Aus dem 500E wird so der E 500. Gleichzeitig kommen neue Vierventil-Dieselmotoren zum Einsatz.
Foto: Mercedes
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Nissan erobert mit dem Micra die Herzen stolzer Autofahrenden.
Foto: Nissan
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Opel landet mit dem Corsa B einen Treffer. Im Vergleich zum kantigen Vorgänger wird der Kleinwagen nun rundlicher, komfortabler und geräumiger.
Foto: Opel
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Das Astra F Cabrio bietet bügelfreien Offen-Fahrspaß für vier Personen. Wo sind nur all die bezahlbaren Cabrios hin?
Foto: Opel
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Peugeot macht dem VW Golf III mit dem sachlich gestalteten 306 Konkurrenz. Komfort und die Dieselmotoren sind gute Argumente für den französischen Kompakten.
Foto: Peugeot
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Porsche steckt 400 Millionen Mark in die Weiterentwicklung des luftgekühlten 911. Der 993 ist 1993 der beste 911 aller Zeiten: 272 PS stark, mit sechs statt fünf Gängen und neuer Hinterachse fährt er schneller, komfortabler und sicherer. Danach kommt der wassergekühlte 996, was den 993 praktisch aus dem Stand zum Klassiker macht.
Foto: Porsche
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One-Box-Design und Kulleraugen lassen den Renault Twingo niedlich wirken, doch das Design bleibt über die lange Bauzeit von 14 Jahren frisch. Die verschiebbare Rückbank vergrößert Beinfreiheit oder Kofferraum - je nachdem.
Foto: Renault
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Mit dem Ibiza kommt Seat auch technisch im Volkswagen-Konzern an. Der Kleinwagen bietet für etwas weniger Geld etwas mehr Platz als ein Polo.
Foto: Seat
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Viel mehr Platz für etwas mehr Geld: Dieses Angebot macht VW Golf-Käufern ab 1993 mit dem formal gelungenen Variant.
Foto: Volkswagen
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Spritsparer erfreut der erste Golf TDI: 90 PS und 202 Newtonmeter machen Schluss mit der Diesel-Trägheit alter Wirbelkammerzeiten.
Foto: Volkswagen
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Familien können ab 1993 den Volvo 850 Kombi kaufen. Technisch geht die Marke mit quer eingebautem Fünfzylinder und Frontantrieb neue Wege.
Foto: Volvo
Laut Bundesrechnungshof (BHR) widerspricht die vergünstigte Kfz-Steuer für Oldtimer, die als Alltagsauto genutzt werden, den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung. Darüber hinaus gehen dem Bund durch die "rasante Zunahme" der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen jährlich 170 Millionen Euro an Steuernahmen durch die Lappen.
BHR will zügige Gesetzesinitiative
"Es ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil dieser Mindereinnahmen auf Oldtimer entfällt, die als Alltagsfahrzeuge genutzt werden. Aufgrund der höheren Produktionszahlen und der Langlebigkeit der Fahrzeuge überschreiten künftig immer mehr Alltagsfahrzeuge die 30-Jahres-Grenze für die Einordnung als Oldtimer, sodass die Mindereinnahmen weiter steigen", argumentieren die Rechnungsprüfer. Entsprechend forderte die Behörde das Bundesfinanzministerium zu einer "zügigen Gesetzesinitiative" auf, um Alltagsfahrzeuge aus der besonderen Oldtimer-Besteuerung auszuschließen.
Als 1997 die Oldtimer-Besteuerung eingeführt wurde, ging die damalige Bundesregierung davon aus, dass ca. 135.000 Fahrzeuge ein H-Kennzeichen erhalten können. 2007 wurde die Vorschrift für die Zuteilung des H-Kennzeichens in die neue Fahrzeug-Zulassungsverordnung überführt, gleichzeitig die Voraussetzungen gelockert. Für das H-Kennzeichen müssen die Fahrzeuge seitdem nicht mehr "vornehmlich zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes eingesetzt" werden, sondern nur noch "zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen". Mit diesem Passus sind auch Oldtimer als Alltagsfahrzeuge möglich. Der Bundesrechnungshof stellt fest, dass der Bestand an Fahrzeugen mit dem "H" im Kennzeichen bis 2020 auf 391.000 Fahrzeuge angewachsen war. Eine Verdreifachung gegenüber 1997.
Bundesfinanzministerium vs. Bundesrechnungshof
In einer Stellungnahme bestreitet das Bundesfinanzministerium (BMF), die Subventionierung von Alltags-Oldies. Dem BMF seien keine belastbaren Zahlen darüber bekannt, ob und ggf. in welchem Ausmaß Oldtimer als Alltagsfahrzeuge genutzt werden. Die Studie "Emissionen von über 30 Jahre alten Fahrzeugen" der Bundesanstalt für Straßenwesen weise jedoch auf eine vergleichbar geringe durchschnittliche Jahresfahrleistung von Oldtimern hin, was gegen eine signifikante Alltagsnutzung von Oldtimern spreche. Nach dieser Studie sei auch die Umweltbelastung gering, die von Oldtimern ausgehe.
Der Bundesrechnungshof weist hingegen die Behauptung des Ressorts von Christian Lindner (FDP) zurück, "von Oldtimern gingen nur geringe Umweltbelastungen aus." Unbestreitbar würden die durchschnittlichen Emissionen pro gefahrenem Kilometer bei alten Fahrzeugen, die der Gesamt-flotte um ein Vielfaches überschreiten. Sogar die vom BMF angeführte Studie würde das bestätigen. Man bleibe bei der Forderung, Alltags-Oldtimer von der subventionierten Besteuerung auszuschließen. "In Zeiten des Klimaschutzes ist es weder angemessen noch zeitgemäß, Alltagsfahrzeuge mit hohen Emissionen steuerlich zu begünstigen". Die genaue Anzahl der Oldtimer als Alltagsfahrzeuge sei hierfür letztlich nicht entscheidungsrelevant, resümiert die Bundesbehörde.
Pauschale Besteuerung
Hintergrund: Für Fahrzeuge, die älter als 30 Jahre sind, können die Halter ein H-Kennzeichen beantragen. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich das betreffende Modell weitestgehend im Originalzustand befindet oder fachmännisch restauriert wurde. Für das H-Kennzeichen ist ein Oldtimer-Gutachten vonnöten. Die Kfz-Steuer beträgt pauschal 191,73 Euro pro Jahr.
In der Fotoshow zeigen wir Ihnen, welche Autos 2023 ein H-Kennzeichen erhalten können.