GP Ice Race in Zell am See
Formel 1 mit Spikes, Oldtimer mit Skiern
Bei der zweiten Auflage des GP Ice Race in Zell am See war es zwar längst nicht so kalt wie bei der Premiere im vergangenen Jahr. Aber es war mindestens so unterhaltsam, für die Fahrer wie für die Massen an Zuschauern.
03.02.2020
Michael Orth
Foto: punkteins
20 Bilder
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Um ein Haar wäre Julian Wagner der Schnellste gewesen beim GP Ice Race. Auf dem Eiskurs in Zell am See musste sich der österreichische Rallye-Vizemeister im Skoda Fabia nur seinem Werkskollegen, dem deutschen Champion Fabian Kreim, geschlagen geben.
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Beim Skijöring zeigte Aksel Lund Svindal, dass er immer noch ein Ausnahme-Athlet ist. Der mehrfache Weltmeister, Olympiasieger, Weltcup-Gewinner wurde gezogen von Timo Bernhard und Jörg Bergmeister im Siegerauto der Rallye Dakar 1984, einem Porsche Carrera 3.2 4 x 4.
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Martin Sievers zeigte am Steuer des Trabant 601 RS, dass der Zweitakter auch mit wenig Power auf dem Eis eine Macht ist. Leif Richter musste sich jedenfalls gut festhalten, um sich von der Rennpappe nicht abhängen zu lassen.
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Bei einigen Showläufen prügelte American Rallycross Champion Tanner Foust für VW seinen Beetle ARX übers Eis. Wäre spannend gewesen zu sehen, wie er im direkten Vergleich gegen Werksfahrer Benny Leuchter im VW e-R 1, einem TCR-Golf mit ID.R-Technik, abgeschnitten hätte.
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Ski-Champion Marcel Hirscher im Rallycross-Audi EKS RX S1 008: „Das Auto fordert einen sehr. Es ist unglaublich, wie schnell man reagieren und wie konzentriert man sein muss. Mit einem Straßenauto hat das null zu tun.“
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Daniel Abt wagte sich in seinem Audi e-tron FE 06 auf ungewohntes Terrain, bewegte seinen Formel E aber auch auf Eis souverän. Freestyler Benedikt Mayr hatte da von vornherein vollstes Vertrauen – er hielt sich nur mit einer Hand am Seil und nahm in der anderen einen Drink mit auf die Runde.
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Taxifahrten der besonderen Art: Porsche zeigte, dass der Taycan Turbo S mit einer Systemleistung von über 760 PS nicht nur auf der Straße extrem schnell und fahrsicher zu bewegen ist.
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Nichts ging beim GP Ice Race so brutal über den Kurs in Zell am See wie die Renn-Buggys. Die meisten wiegen deutlich weniger als eine halbe Tonne und tragen einen getunten Motorrad-Motor im Heck. Josef Vögel vertraut auf Kawasaki-Vierzylinder-Power.
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Bentley stellte eigens für Ice Race einen ganz besonderen Continental GT auf die Räder. Der Biturbo-Zwölfzylinder ist eine Hommage an den Continental GT, der im vergangenen Jahr in Pikes Peak den Rekord für Serienfahrzeuge gebrochen hatte.
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635 PS, 900 Newtonmeter Drehmoment: Dass Bentley „Bomber“ auf die Türen des Continental GT schreiben ließ, den sie speziell für das Ice Race 2020 präpariert haben ist sicher keine Übertreibung. Bestens klar kam mit der monströsen Leistung eine sehr zierliche Pilotin, Rallye-Champ Cati Munnings.
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Agostino Rizzardi hat seinen 964 RallyRaid eigentlich für sandige Etappen aufbauen lassen, Rallyes durch die Dünen und so was. Und, ist das ein Grund, ihn nicht zum Eisrennen auf den Flugplatz von Zell am See zu bringen? Na also.
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Porsche und die Farben des legendären Martini-Designs, das zieht eigentlich immer. Machte sich auch gut auf dem weißen Eis des GP Ice Race.
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Erwin Geisler fliegt in seinem Eigenbau-Buggy übers Eis in Zell am See. Mit weit über 100 Sachen gehen die Buggy-Piloten die Kurven an, schalten vom fünften in den zweiten Gang runter, stellen die Kiste quer und stehen sofort wieder auf dem Gas .
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Nachdem im vergangenen Jahr noch Walter Röhrl selbst beim Eisrennen mitgefahren war, erinnerten dieses Jahr zumindest einige Sport quattro an ihn, dieser sogar mit entsprechendem HB-Design und den Namenszügen auf dem Kotflügel: CH. GEISTDOERFER 0+ und W. ROEHRL A+.
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Wenn der VW an den Schneetribünen vorbeischoss, quergestellt meistens, war so schnell nicht zu erkennen, worüber sein Nummernschild informiert. Hier also: Golf II, Gruppe A, Rallye-Weltmeister 1986. Was nicht auf der Nummerntafel steht: Am Steuer des GTI 16v saß damals Kenneth Eriksson.
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Die Paralympics-Legende Reini Sampl bewegte beim Ice Race 2020 einen über 500 PS starken Pantera AX in Audi A1 Optik. Bei Sampl hatte sich Skistar Marcel Hirscher mit einem Fahrtraining für das Rennen auf Eis fit gemacht.
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Skoda brachte vier Fabia Rally2 evo zum Race of Champions nach Zell am See. Champion der Champions wurde schließlich der deutsche Rallyemeister Fabian Kreim. Jan Kopecky unterhielt die Fans bei Demofahrten im Fabia Rally2 evo.
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Einer der wenigen sonnigen Momente. Am ersten Februarwochenende war es in Zell am See meist diesig. Wie eine Mütze hing meist der Nebel über dem alten Flughafen. Den Fans war das schnuppe. Über 15000 drängten sich um die 600 Meter lange Rennstrecke.
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Neben dem Mini All 4 Racing, Siegerauto der 2012er Dakar, brachte BMW diesen Mini Cooper S Works Rally, weltberühmt geworden einst bei der Rallye Monte Carlo, nach Zell am See. Auf dem Eis in Tirol saß DTM-Fahrer Lucas Auer am Steuer des Mini.
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Die Geschichte der Eisrennen in Zell am See reicht zurück bis in die 1930er Jahre. Zunächst zogen Pferde Skifahrer hinter sich her, dann Motorräder und schließlich Autos. Bei denen man irgendwann dachte: Lassen wir doch die Skifahrer weg und rennen ohne weiter. Auch die Formel Junior gastierte bei den Läufen auf dem zugefrorenen See.
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Eisrennen hatten eine lange Tradition in Zell am See. Ab 1937 zählte es zu den absoluten sportlichen Highlights, wenn auf dem zugefrorenen See erst Pferde, später dann Motorräder und Autos an meterlangen Leinen Skifahrer hinter sich her schleppten. Dann aber kam Mitte der 1970er das Aus für die Eisrennen und über die Jahre schlief die Erinnerung daran fast ein. Nur um im vergangenen Jahr ein umso spektakuläreres Comeback zu feiern.
Am Rande einer Rennveranstaltung hatten Ferdinand Porsche, Urenkel des Firmengründers, und sein Studienfreund Vinzenz Greger neben einem Stapel Spikereifen gestanden und den gleichen Gedanken geteilt: „Wieso gibt es das Eisrennen eigentlich nicht mehr? Wäre doch eine geile Nummer.“ Mit Hans-Joachim Stuck zusammen schmiedeten sie vor drei Jahren in dessen Küche in Elmau einen Plan: Wir führen die Rennen zurück aufs Glatteis.
Der erste Anlauf im vergangenen Jahr war eingeschlagen wie eine Bombe. Und dieses Jahr sollte es am ersten Wochenende im Februar noch besser werden. Über Wochen hatte man dem eher warmen Wetter zum Trotz mit Schneekanonen und immer wieder aufgebrachtem Wasser einen 600 Meter langen und zehn Meter breiten Dreieckskurs auf dem alten Flughafen von Zell am See präpariert.
Motorsport-Verrückte ziehen Skifahrer mit dem Auto
„Es sind so viele Verrückte da“, sagt Ferdinand Porsche, „davon lebt das hier.“ Das bringt den Spirit des GP Ice Race ganz gut auf den Punkt. „Wir wollen den Leuten Motorsport zum Anfassen und eine schöne Bandbreite von dem zeigen, was der Motorsport zu bieten hat.“ Das ist den Machern des GP Ice Race nicht eben schlecht gelungen: Hans Joachim Stuck selbst fuhr auf dem Eis einen March Cosworth Formel 1 aus der Sammlung von Eckhard und Oliver Schimpf, VW hatte nicht nur einen Salzburg-Käfer am Start, sondern zeigte bei Showfahrten auch, was mit dem aktuellen T-Roc R so möglich ist – zumindest wenn man so gut fährt wie Jasmin Preisig. American Rallycross-Champion Tanner Foust jagte seinen ARX-Beetle um den Kurs, Benny Leuchter den Elektrorenner eR1, ein TCR-Golf mit ID.R Technik. Für Audi bewegte Rallye-Weltmeister Stig Blomqvist – ganz passend – einen Sport quattro S1 E2, während DTM-Racer Benoît Tréluyer in einem DKW F91 den früheren Slalom-Weltmeister Frank Wörndl auf Skiern hinter sich her zog.
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Martin Sievers zeigte am Steuer des Trabant 601 RS, dass der Zweitakter auch mit wenig Power auf dem Eis eine Macht ist. Leif Richter musste sich jedenfalls gut festhalten, um sich von der Rennpappe nicht abhängen zu lassen.
Im Schlepptau von Daniel Abt im Formel E Audi e-tron FE 06: Freestyler Benedikt Mayr. Keine schlechtere Figur beim Ski-Jöring gab Aksel Lund Svindal ab, mehrfacher Ski-Weltmeister, Olympiasieger, Weltcup-Gewinner. Sein Zugfahrzeug: der Porsche Carrera 3.2 4 x 4, der 1984 die Dakar gewonnen hatte. Übers Eis lenkten den Timo Bernhard und Jörg Bergmeister. Während im Siegerauto der 2012er Dakar, dem hochbeinigen Mini All 4 Racing, Christian Menzel zeigte, was so geht, zeigte Marcel Hirscher im Rallycross-Audi EKS RX S1 008, dass er nicht nur auf Skiern den Bogen raus hat. „Das Auto fordert einen sehr“, sagt er nach den ersten Runden. „Es ist unglaublich, wie schnell man reagieren und wie konzentriert man sein muss. Mit einem Straßenauto hat das null zu tun.“
15.000 Zuschauer sehen 140 Starter
Auch sonst hat das GP Ice Race mit dem Gewohnten wenig zu tun. Es verbindet Spaß und Show und ein bisschen Sport zu einem extrem unterhaltsamen Mix, der mehr als 140 Starter und weit über 15.000 Zuschauer nach Zell am See zog. Von denen wirkte keiner auch nur im Ansatz unterkühlt. Wen wundert’s, es war nicht wirklich kalt beim GP Ice Race. Es war heiß.
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Taxifahrten der besonderen Art: Porsche zeigte, dass der Taycan Turbo S mit einer Systemleistung von über 760 PS nicht nur auf der Straße extrem schnell und fahrsicher zu bewegen ist.
Wo sonst bekommt man schon einen historischen Formel 1 Renner auf Zwillings-Spikereifen in Aktion zu sehen, historische und aktuelle Rallye-Fahrzeuge, einen hochgebockten Bentley Continental, Eigenbauten, speziell präparierte VW Käfer, Rennbuggys, jede Menge heißer Elfer und 356er Porsche? Sogar eine klassische Preziose wie den Alfa Romeo 8C 2300 hatten die Organisatoren des GP Ice Race 2020, Vinzenz Greger, Ferdinand Porsche und Hans-Joachim Stuck, aufs Glatteis führen können.