Verschollener Porsche 550 Spyder
Getriebe von James Deans Porsche extrem teuer
Die Meldung ging im vergangenen Jahr um die Welt: Das Getriebe von James Deans seit Jahrzehnten verschollenem Porsche 550 Spyder war wieder aufgetaucht. Jetzt verkauft es sein Finder im Rahmen einer Online-Auktion.
31.05.2021 Gregor HebermehlAls der amerikanische Porsche-Sammler Don Ahearn das Getriebe von James Deans 550 Spyder fand, wollte er es ausstellen oder an ein Museum verkaufen. Allerdings scheint kein Museum die nötige Summe geboten zu haben: Jetzt hat Ahearn das Getriebe auf der Online-Auktionsplattform Bring a Trailer zum Kauf angeboten. Und das Interesse war immens – der Preis kletterte permanent in die Höhe. Am Ende brachte das Getriebe 382.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 313.240 Euro) ein. Das ist zirka der dreifache Preis eines 550-Spyder-Getriebes aus einem Auto ohne Verbindung zu einem prominenten Vorbesitzer. Wer der neue Eigentümer des Getriebes ist, ist aktuell noch nicht bekannt. Fun Fact: Im Inserat bezeichnet der Verkäufer die manuelle Viergang-Schaltung immer noch als Transaxle-Getriebe, obwohl das Getriebe im 550 Spyder nicht in Transaxle-Anordnung eingebaut ist (siehe weiter unten im Abschnitt "Keine Transaxle-Bauweise").
Unfallursachen bis heute umstritten
Am 30. September 1955 fuhr Schauspieler James Dean mit seinem Porsche 550 Spyder auf einem Highway nördlich von Los Angeles, als ihm der Fahrer eines linksabbiegenden Ford Tudor die Vorfahrt nahm. Der 550 Spyder knallte in den Ford, drehte sich um seine eigene Achse und kam abseits der Straße neben einem Telefonmast zum Stehen. Dean starb noch an der Unfallstelle, sein Beifahrer, der deutsche Mechaniker Rolf Wütherich überlebte schwer verletzt. Experten des Unfallanalyse-Dienstes Failure Analysis Associates fanden 1990 heraus, dass James Deans Geschwindigkeit wohl nicht überhöht war und dass ihn der Ford-Fahrer, der 23-jährige Student Donald Turnupseed, bei den zum Unfallzeitpunkt herrschenden Lichtbedingungen bereits auf eine Entfernung von einer halben Meile hätte sehen können. 2008 kam ein Expertenteam zu dem Schluss, dass Dean mit einer Geschwindigkeit von 70 bis 75 Meilen pro Stunde (etwa 113 bis 121 km/h) doch zu schnell unterwegs gewesen sein könnte.
Der im Alter von nur 24 Jahren verstorbene James Dean wurde zur Hollywood-Legende. Den schlimm zugerichteten Sportwagen nutzte die California Highway Patrol nach dem Unfall noch weiter: 1960 machte sie eine Werbetour für mehr Fahrsicherheit durch die USA und zeigte dabei die Karosserie, in der Dean starb, vermutlich auch zahlreichen Altersgenossen als abschreckendes Beispiel. Weitere Teile des Fahrzeugs landeten als Ersatzteile in anderen Porsches – und galten, inklusive Karosserie, jahrzehntelang als verschollen. Jetzt ist das Getriebe des 550 Spyder wieder aufgetaucht.
Porsche-Enthusiast findet Getriebe
Jahrelang sprudelten immer wieder neue Gerüchte darüber hervor, wo Teile des James-Dean-Porsche gelandet sein könnten – alle erwiesen sich als frei erfunden. Jetzt gibt es erstmals einen fotografischen Beweis: Don Ahearn, Händler für und Restaurator sowie Sammler von Porsche 356 und frühen 911 und Eigentümer von Porsport, hat ein Foto des Getriebes veröffentlicht. Gekauft hat er es von Jack Styles, der als Ersatzteilmanager beim Restaurierungs-Spezialisten Paul Russell and Company arbeitet. Wahrscheinlich lag das Getriebe in der Firma im US-Bundesstaat Massachusetts über 30 Jahre in einer Holzkiste.
Nummern passen zusammen
Porsche Historiker Lee Raskin hat die Echtheit des Getriebes bestätigt: Seine Nummer 10 046 passt zur Fahrgestellnummer von James Deans 550 Spyder (550-0055) und zur Motornummer 90 059. Diese drei Baugruppen sind die einzigen, deren Zusammengehörigkeit sich bei einem 550 Spyder per Nummer nachvollziehen lässt. In einem Brief vom 20. Juli 1983 bestätigt eine Porsche-Mitarbeiterin die Zusammengehörigkeit der Bauteile des am 15. Juli 1955 gekauften Autos.
Keine Transaxle-Bauweise
Einige amerikanische Medien bezeichnen den sensationellen Fund als "Transaxle-Getriebe". Voraussetzung dafür wäre ein im Bereich der Vorderachse sitzender Motor, ein in der Nähe der Hinterachse sitzendes Getriebe und eine Welle, die beide Baugruppen verbindet. Sind der Motor hinten und das Getriebe vorn, nennt das der Fachmann einen umgekehrten Transaxle-Aufbau. Keine dieser Voraussetzungen sind beim 550 Spyder erfüllt: Er hat einen Mittelmotor mit einem zwar dahinter sitzenden, aber direkt angeflanschten Getriebe. Auch Porsche selbst nennt diese Konstruktion nicht Transaxle.
Möglicher Verkauf an ein Museum
Don Ahearn hat das Getriebe aus seiner Holzkiste geholt und auf ein extra vom auf klassische Porsche spezialisierten Karosseriebauer Steve Hogue angefertigtes Gestell gelegt. So wollte er es ausstellen. Außerdem hätte er das Getriebe gern an ein Museum verkauft. Jetzt kann jeder die manuelle Viergang-Schaltung kaufen, der genug Geld hat – auf der amerikanischen Online-Auktionsplattform Bring a Trailer. James-Dean-Fans und Classic-Car-Spezialisten hoffen derweil, dass auch noch weitere Teile des 550 Spyder auftauchen.
Neuer Film mit James Dean im November 2020
James Deans letzten zu seinen Lebzeiten gedrehten Film "Giganten" veröffentlichte Warner Brothers erst an seinem ersten Todestag im Jahr 1956. Dank digitaler Technik hatte das damalige Teenager-Idol allerdings in jüngster Vergangenheit wieder die Hauptrolle in einem Film: "Finding Jack" ist ein Vietnamfilm, der 2020 am Veterans Day (11. November) in die US-Kinos kam. Die Filmemacher nutzten Fotos von Dean, um ihn digital wieder zum Leben zu erwecken. Das Projekt hat den ausdrücklichen Segen von Deans Familie – sie sieht den Film als vierten großen Film des Schauspielers nach "Jenseits von Eden", "… denn sie wissen nicht, was sie tun" und "Giganten" (alle 1955 gedreht). Die Hollywood-Schauspielerin und Tochter von Robin Williams, Zelda Williams (Benannt wurde sie nach der Prinzessin aus den "The Legend of Zelda"-Spielen) und ihre Schauspieler-Kollegen Chris Evans sowie Elijah Wood kritisieren die digitale Wiederbelebung.