Fiat-Klon Pininfarina Spidereuropa
Das neue Cabrio der Motor Klassik-Redaktion
Gute Neuigkeiten: Die Redaktion hat einen Pininfarina Spidereuropa Jahrgang 1984 erstanden. Das Auto wird uns ein Jahr lang bei Ausfahrten und Rallye-Einsätzen begleiten – und ist zugleich der Hauptgewinn beim nächsten Motor Klassik Award.
05.12.2016 Michael SchröderOrtstermin im Fiat-Autohaus Winkler in Asperg bei Ludwigsburg. Da wartet er bereits, unser neuer Redaktionsklassiker, ein Fiat 124 Spider, Pardon, richtig muss es natürlich Pininfarina Spidereuropa (DS1) heißen. Der Italo-Zweisitzer trägt die Farbe Azzurro metallizzato, was ihm ganz ausgezeichnet steht (und natürlich viel schöner klingt als Azurblau-Metallic), und stammt aus den Jahr 1984, also aus dem Geburtsjahr von Motor Klassik.
Gepflegter Zustand, dritte Hand, knapp 136.000 Kilometer und selbstverständlich durchgehend gewartet, so lauteten die Eckdaten, die Werkstattleiter Josef Tudisco vorab der Redaktion durchgegeben hatte: „Ein wirklich schönes und ehrliches Auto“, so der Kommentar des Fiat-Spezialisten. Der Kfz-Meister, der im Autohaus Winkler auch für den Oldtimer-Service verantwortlich ist, hatte im Auftrag von Motor Klassik mehrere Wochen lang nach diesem Schätzchen gesucht. Der Preis: knapp 15.000 Euro, was genau dem eingeplanten Budget entspricht. Heute soll die Übergabe stattfinden. Und natürlich auch die erste Ausfahrt.
Wie eigentlich immer, gibt es eine Vorgeschichte: Falls Sie regelmäßig Motor Klassik lesen, werden Sie sich ganz bestimmt an unseren silbernen Alfa Romeo Spider erinnern, der ab April 2014 von der Redaktion übernommen wurde und uns eigentlich ein Jahr lang bei Rallyes, Reisegeschichten und Fahrten zu Terminen begleiten sollte, bevor jemand von Ihnen das Auto als Hauptgewinn bei einem Leserwettbewerb mit nach Hause nimmt. Stammleser wissen ebenso, dass das Auto a) wirklich viel bewegt wurde und b) uns so großen Spaß bereitet hat, dass daraus eine knapp zweijährige Beziehung geworden ist. Gewonnen hat unsere verehrte Gummilippe schließlich Leser Lars Köstler aus Berlin.
Wie der Alfa Spider, so der Pininfarina Spider
Schnell war klar, dass uns ohne Redaktions-Klassiker dann am Ende doch etwas fehlen würde, spätestens, wenn im Herbst noch mal so richtig die Sonne durchkommt (selbst der Chef war dieser Ansicht, obwohl für den Spider natürlich Kosten für Unterhalt und Versicherung anfallen). Also gut, hieß es im Sommer, ihr habt grünes Licht für Auto Nummer zwei – zu den gleichen Spielregeln, die bereits für den Alfa Spider gegolten haben: Das gute Teil wird im Frühjahr wieder als Hauptgewinn der Wahl zum Klassiker des Jahres 2017 ausgeschrieben und spätestens nach einem Jahr wieder hergegeben – unterm Strich ein guter Deal.
Die Suche nach einem geeigneten Auto begann sofort. Marke, Modell, Motor – die Liste der Vorschläge war recht lang, viele Wunschklassiker scheiterten jedoch entweder an ihrer durchaus eingeschränkten Alltagstauglichkeit (warum nicht einmal einen Maserati Shamal ausprobieren?) oder am Budget, in das natürlich auch die Unterhalts- und Wartungskosten einkalkuliert werden mussten (siehe Maserati Shamal). Dass es am Ende der Spidereuropa geworden ist, liegt am guten Preis-Leistungs-Verhältnis, dem gebotenen Fahrspaß und wohl auch den positiven Erfahrungen, die die Redaktion mit dem Alfa Romeo Spider gemacht hat. Ein zweisitziges Cabriolet kam auf jeden Fall bei allen Beteiligten gut an.
Karosserie im Auslieferungszustand
Zurück in die Werkstatt von Josef Tudisco, der uns das Auto nun in Ruhe vorstellen möchte. „An diesem Fahrzeug wurde bisher weder etwas geschweißt noch sind irgendwelche Unfallspuren erkennbar“, so der Spezialist.
Er habe lediglich eine große Inspektion durchgeführt, bei der natürlich sämtliche Flüssigkeiten getauscht wurden. Nur ein Problem müsse er jetzt noch beheben: „Der Motor für den elektrischen Fensterheber rechts ist leider defekt.“ Eine Kleinigkeit, die natürlich erledigt ist, wenn das Auto in Kürze einen TÜV-Termin für den Erhalt eines H-Kennzeichens hat. „Der letzte Besitzer hatte den Spider zwar das ganze Jahr über angemeldet, ist damit allerdings immer nur sehr wenige Tage gefahren.“ Ansonsten habe das Auto ausschließlich in einer trockenen Garage gestanden.
Der Blick unter den Pininfarina Spider bestätigt das – keinerlei Rost- und Schweißspuren am Unterboden. „Ich habe mir diverse Fahrzeuge angeschaut, aber keines war von der Grundsubstanz so gut wie dieses hier. Die Tieferlegung um 20 Millimeter hat das Fahrverhalten sogar spürbar verbessert.“ Man spürt, dass Josef Tudisco sich auskennt, mit Herzblut bei der Sache ist. Und dass er sich sicher ist, dass es sich bei unserem Modell um ein echtes Schmuckstück handelt. „Ein besseres Auto für das zur Verfügung stehende Budget? Das dürfte sehr schwer werden.“
Wir werfen natürlich auch einen Blick unter die Motorhaube mit ihren zwei markanten Buckeln, von denen der auf der Fahrerseite einst erforderlich war, um Platz für den hoch bauenden Doppelvergaser zu schaffen. Designer Pininfarina tat gut daran, diese beiden Ausbuchtungen beizubehalten, selbst wenn unter der flach abfallenden Haube längst keine Vergasertechnik, sondern eine modernere Bosch-L-Jetronic-Einspritzanlage die Arbeit verrichtet. Den Antrieb des Spider erledigt nach wie vor das bekannte, 105 PS starke Zweiliter-Triebwerk mit zwei obenliegenden Nockenwellen.
Fiat liefert Motor, Farhwerk und Antriebsstrang
Während Josef Tudisco den Spidereuropa aus der Werkstatt nach draußen ins Tageslicht fährt, fallen die stilistischen Änderungen auf, die Pininfarina vorgenommen hat, als er – und nicht mehr Fiat – dieses Modell ab 1982 in seiner Fertigungsanlage in Grugliasco produziert hat (Motor, Antriebsstrang und Fahrwerk kamen bis zur endgültigen Produktionseinstellung im Jahr 1985 allerdings weiterhin von Fiat).
Der Frontscheibenrahmen geriet etwas höher und steht eine Spur steiler im Wind, in den vorderen Kotflügeln sitzen bei dieser DS1 genannten Version kleine runde Blinker anstelle der viereckigen Positionsleuchten der letzten CS0/US-Version von Fiat, und die vorderen Dreiecksfenster lassen sich nun nicht mehr ausstellen. Auf ihnen sind zudem große, von innen verstellbare Rückspiegel befestigt. Die fetten US-Stoßfänger wurden von Pininfarina beibehalten, allerdings ohne Dämpfereinheit, was eindeutig der Optik zugutekommt.
Die jedoch auffälligste Veränderung: Unser neuer Spider trägt weder auf der Motor- noch auf der Kofferraumhaube ein Fiat-Logo. Stattdessen prangt vorn das rechteckige Pininfarina-Emblem, während hinten das kreisrunde Azzurra-Logo klebt, eine Zusatzbezeichnung in Gedenken an die gleichnamige Jacht, die 1983 mit dem Fiat-Mutterkonzern als Sponsor als erstes italienisches Boot am America’s Cup teilgenommen hat. Ein Fiat-Schriftzug findet sich bei diesem Modell nur noch auf den Felgen.
Erste Ausfahrt im neuen Motor Klassik-Zweisitzer
Das flach gestellte Dreispeichenlenkrad erscheint im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, nicht so hingegen die schönen Anzeigen für Geschwindigkeit und Drehzahl, die in einem klassischen Holzarmaturenbrett untergebracht sind. Anders als es noch beim Fiat 124 der Fall war, verfügt der Spidereuropa über eine ansteigende Mittelkonsole mit zwei Luftaustrittsöffnungen – und einer überraschend unansehnlichen Digitaluhr. Aber so war das wohl, damals in den 80er-Jahren. Und: Anstelle einer Notsitzfläche wie im Vorgänger, findet sich hinter der Besatzung jetzt nur noch eine Ablage fürs Gepäck.
Der Motor springt auf den ersten Schlüsseldreh an und läuft sofort rund. Die Eingewöhnungsphase – nach wenigen Kilometern erledigt. Das Auto läuft artig geradeaus, folgt im nächsten Moment vollkommen unangestrengt dem Verlauf der ersten Kurven und lässt sich dabei spielerisch dirigieren. Einzig in schnell gefahrenen Kurven schiebt der leichte Fiat, Verzeihung, Pininfarina Spidereuropa, ein wenig über die Vorderräder, doch diese Gefahr besteht in der Regel kaum – das Fahrwerk würde mehr als 105 PS vertragen. Dennoch verführt der kurzhubig ausgelegte Motor bisweilen zu einer sehr engagierten Fahrweise, weil er sich zwischen 4.000 und 6.000 Touren am wohlsten zu fühlen scheint und dabei fordernd und frech klingt.
Mit H-Kennzeichen zum Rallye-Start
Zurück im Autohaus Winkler. Die nächsten Schritte sind klar: Der Spider wird mittels TÜV-Gutachten ein H-Kennzeichen erhalten, dann wird es – sofern das Wetter mitspielt – im Herbst in den Süden gehen, quasi unsere große Saisonabschlussrunde. Und natürlich werden Sie unser neues Redaktionsmitglied am 9. Juni 2017 am Start der Paul Pietsch Classic sehen, dem Rallye-Auftakt der Motor Presse Stuttgart. Dass Sie diesen schicken Zweisitzer gewinnen können, hatten wir ja bereits eingangs erwähnt.